Die Lebensmittel, die wir täglich zu uns nehmen, sind mehr als nur Brennstoff für unseren Körper. Unsere Kultur wird durch Lebensmittel und die Gerichte, die wir damit zubereiten, geprägt. Unser Körper braucht Nahrung, um gesund zu bleiben, und je nach Zusammensetzung sind bestimmte Lebensmittel gesünder und andere weniger gesund. Beim Essen achten wir auf das Aussehen, denn das Auge isst mit. Der Begriff Food Design kommt aus dem Englischen und wird heute für zwei recht unterschiedliche Bereiche verwendet.
Zum einen meint der Ausdruck die Entwicklung und Kreation von neuen Lebensmittelrezepturen. Damit sind Speisen gemeint, die mit Hilfe von chemischen oder anderen Verfahren verändert werden, damit sie besser zu den Bedürfnissen der Konsumenten passen. So können Sportlergetränke mit Nährstoffen angereichert werden oder gesundheitssteigernde Wirkstoffe beigefügt werden. Zum anderen wird der Begriff im Alltag für die Präsentation und Aufbereitung von Essen verwendet, um damit etwa für Restaurants oder die Gastronomie, für Lebensmittelprodukte oder Foodblogs Werbung zu machen.
Jeder von uns schneidet, erhitzt, rührt und mischt unzählige Male bevor er sein Gericht verzehrt. Wir verwenden Rohwaren und Grundprodukte und kreieren daraus unsere Gerichte und Lebensmittel. Man mag es kaum glauben aber das Bedürfnis, Lebensmittel zu verarbeiten und zu gestalten ist so alt wie unsere Zivilisation. „Kulturgeschichtlich gesehen ist die Zubereitung von Speisen, die Versorgung der Menschen mit Nahrung, sogar älter als die Architektur, die Schutz vor Kälte und Regen bietet. Mit anderen Worten, sie ist die älteste künstlerische Ausdrucksform der Menschheit.“ Kubelka 2004, p.15
Jährlich kommen weltweit rund 50.000 neue Lebensmittel auf den Markt, von denen nur etwas mehr als die Hälfte auch nach mehr als einem Jahr noch erhältlich ist. Was bewegt Menschen dazu, Lebensmittel auf eine bestimmte Art und Weise zuzubereiten, zu gestalten und zu präsentieren? Warum gibt es manche Formen auch nach 2000 Jahren noch, während andere nur 2 Monate überdauern? Wie müssen Lebensmittel gestaltet sein, damit sie nicht nur wirtschaftlich, sondern auch kulturell erfolgreich sind? Klassisches Beispiel ist das Fischstäbchen:
Die praktische Form ist nicht nur perfekt, um das Produkt blitzschnell maschinell herzustellen. Sie verbirgt auch den Ursprung des Produktes, was zu einem Effekt führt, den die meisten kennen: Selbst bei Kindern, die keinen Fisch mögen, sind die goldenen Stäbchen beliebt. Mit Veränderungen und der Gestaltung von Form, Farbe, Textur, Geschmack, Funktion fand die Lebensmittelindustrie zahlreiche Möglichkeiten, ihren Absatzmarkt zu erweitern. Mit fortschreitenden Möglichkeiten der Technik kamen immer neue Entwicklungen hinzu.
Für die Lebensmittelhersteller gibt es viele gute Gründe, die Gestaltung von natürlichen Zutaten voranzutreiben und Nahrungsmittel zu verändern. Verfremdete Nahrungsmittel sprechen mehr Kunden an, wie das Beispiel Tomatenketchup zeigt. Den mag fast jeder, auch wenn er keine Tomaten isst. Mundgerechte Portionen, die an die menschlichen Kauwerkzeuge angepasst sind, werden gern und häufiger gegessen. Snacks wie Kartoffelchips oder Erdnussflips sind dafür typische Beispiele.
Snacks, die sich aus der Hand essen lassen, passen gut in unseren hektischen Lebensalltag. Die Käsescheibe ist so zugeschnitten, dass sie perfekt aufs Toastbrot passt. Fleisch wird in Form einer knackigen Salami zum haltbaren Snack für zwischendurch. Und auch eine harmonische Gestaltung der Optik verleitet Kunden zum Kauf. Kurz: Viele Veränderungen durch das Food Design animieren Konsumenten, mehr oder häufiger zu diesen Produkten zu kaufen.
Wie das Food Design sich entwickelt, hängt von Technologien, aber auch von Modeströmungen und kulturellen Aspekten ab. Was in Japan oder China als appetitlich gilt, kommt in der Schweiz nicht unbedingt gut an – und umgekehrt. Wie die Lebensmittel gestaltet und präsentiert werden, unterscheidet sich also von Kultur zu Kultur. Trends wie der hin zu gesünderen, sportiven Lebensstilen stellen Food Designer vor immer neue Herausforderungen. Technologien werden weiterentwickelt, Lebensmittel an die Gewohnheiten von Menschen angepasst. So begleitet das Food Design die gesellschaftliche und ernährungstechnische Entwicklung ganzer Kontinente – und setzt dabei nicht selten selbst die Trends. Für die Zukunft wird erwartet, dass neue Gentechnologien starken Einfluss darauf haben, wie die Industrie Lebensmittel weiterentwickelt.
Quellen
Vergleich.ch, [Online]. Verfügbar unter: https://www.cateringvergleich.ch/ratgeber/food-design-wenn-kuenstler-und-entwickler-lebensmittel-gestalten-c:412117. [Zugriff am 15. Nov. 2022].
Stummerer, Sonja/Hablesreiter, Martin: food design small. Reflections on Food, Design and Language. Mit Beiträgen von Vihma, Susann und Parasecoli, Fabio. Mit Bildern von Köb, Ulrike und Akita, Daisuke. Walter de Gruyter GmbH. Berlin/Bosten 2020