Anatomie einer Seite

Im ersten Beitrag habe ich allgemein erklärt, welchen Nutzen bzw. Funktion ein Rastersystem für einen Designer hat bzw. auch kurz angeschnitten, wie wir eine Seite lesen. Hier möchte ich anknüpfen und zunächst einmal die Anatomie einer Seite genauer analysieren sowie deren Einzelelemente.

Jede Seite setzt sich aus verschiedenen Einzelelementen zusammen, welche in der u.a. Grafik aufgezeigt werden.

Außensteg: Zeichnet den Abstand zwischen Seitenrand und Text.

Bundsteg: Zeichnet den Randbereich zwischen Falz und zwei Seiten einer Doppelseite

Bildmodule: Fläche in einem Raster, in dem Bilder / Grafiken platziert werden können.

Grundlinienraster: Grundstruktur zur Anordnung eines Textes bzw. anderen Designelementen

Spalten: Flächen zur Organisation des Fließtextes.

Fußsteg: Untere Rand einer Seite

Kopfsteg: Oberer Rand einer Seite

Spaltenabstand: Fläche zwischen zwei Spalten

Nachfolgend möchte ich näher auf die Spaltenbreite eingehen sowie der generellen Seitenstruktur wie Proportionen bzw. Hierarchie bei der Anordnung von Formen bzw. Textelementen.

Spaltenbreite

Die Spaltenbreite ist nicht nur eine Frage der Gestaltung, sondern auch der Leserlichkeit. Eine textliche Mitteilung soll leicht und angenehm lesbar sein, sodass es dem Leser gar nicht bewusst sein mag, dass er gerade liest. Zu beachten gilt es, dass Drucksachen im Durchschnitt in einem Abstand von 30 bis 35 cm gelesen werden. Diese Distanz soll als Grundlage zur Berechnung der Schriftgröße dienen. Eine durchschnittliche Wörteranzahl von 7 bis 10 wird für den Leser am angenehmsten empfunden, um das Lesen noch leichter zu machen wird ebenfalls der vertikale Zeilendurchschuss der Schriftgröße angepasst. Grund dafür ist, dass das Auge lange Zeilen als anstrengend empfindet, da zu viel Energie verschwendet wird die horizontale Line zu halten. Bei kurzen Zeilen wird das Auge dazu genötigt schnell Zeilen zu wechseln und ermüdet so langsamer.

„Jede Erschwerung beim Lesen bedeutet Verlust an Kommunikationsqualität und Erinnerungsfähigkeit an das Gelesene.“

Die richtige Spaltenbreite schafft also die Voraussetzung für einen gleichmäßigen und angenehmen Lesefluss, damit sich der Leser ganz auf den Inhalt konzentrieren kann.

Spaltenbreite & Schriftgröße

Die Spaltenbreite hat der Größe des Schriftgrades angemessen zu sein. Genauso ermüdend lange Zeilen sein können, genauso störend können auch kurze Zeilen sein, denn sie unterbrechen zu stark den Lesefluss und reduzieren somit den Lesefluss.

Zeilendurchschuss

Genauso wie die Spaltenbreite, muss auch der Zeilendurchschuss bedacht gesetzt werden. Zu eng gesetzte Zeilen beeinträchtigen das Lesetempo, weil obere und untere Zeile gleichzeitig mitgelesen werden. Das Auge ermüdet schneller. Dasselbe gilt jedoch auch für Zeilen mit zu großem Abstand, hier hat der Leser oft Mühe, den Anschluss in die nächste Zeile zu finden. Ein guter Zeilendurchschuss vermag das Auge von Zeile zu Zeile zu führen, verleiht im Sicherheit, Halt und stabilisiert den Leserhythmus.

„Beim mühelosen Lesen werden die Worte in ihrem Sinngehalt schärfer erfasst, sie bekommen mehr Ausdruck und Profil, prägen sich stärker ein.“

Wichtig zu beachten gilt es, bei Satzbild mit mehreren verschiedenen Schriftgrößen den Zeilendurchschuss für die verschiedenen Schriftgrößen einander anzugleichen.

Randproportionen

Ein Satzspiegel wird immer von einer Randzone umfasst. Es wird empfohlen die Breite der Ränder nich allzu klein zu halten, sodass der unpräzise Beschnitt (1mm – 3mm) einer Seite, keinen negativen optischen Eindruck hinterlassen kann. Ein gut proportionierter Rand trägt stark zu einem guten Lesefluss bei.

Pagina

Die Platzierung der Pagina soll in funktioneller und ästhetischer Hinsicht angehendem für den Leser sein. Sie kann oberhalb, unterhalb, rechts oder links des Satzspiegels stehen. Aus psychologischer Sicht wirkt eine in die Buchmitte gestellte Pagina statisch, eine am äußeren Rand platzierte, dynamisch ausfolgenden Gründen: durch die Platzierung am äußeren Seitenrand, drängt sie optisch zur Seite hinaus und zum anderen beschleunigt sie gefühlsmäßig das Umblättern, da sich das optische Gewicht nach außen verlagert. Wird sie am unterhalb bzw. oberhalb platziert, soll ein Abstand von einer Leerzeile eingehalten werden.

Anordnung von Elementen

„Die Komposition eins Designs wird aus Schrift- und Bildelemente gestaltet, die eine Seite grundlegend formen.”

Text- und Bildelemente können als Formen behandelt werden, um ein einheitliches und effektives Design entstehen zu lassen. Die verschiedenen Formen erregen Aufmerksamkeit und bilden eine Serie von Beziehungen, die die Botschaft des Designs ergänzen sollen.

Folgende Möglichkeiten gibt es eine Seite zu strukturieren.

  • Gruppierung: Elemente mit ähnlichen Informationen werden gruppiert, somit wird eine Verbindung assoziiert.
  • Perimeter: Elemente werden nahe am Rand platziert, oft bleibt es ungedruckt. Es kann damit jedoch kreativ bzw. wirkungsvolle Raster gestaltet werden.
  • Horizontal: Die Elemente haben einen horizontalen Schwerpunkt und leiten somit das Auge des Lesers.
  • Vertikal: Die Elemente haben einen vertikeln Akzent, der die Augen auf und ab wandern lassen.
  • Querformat: Der Text wird so gesetzt, dass er eher vertikal gelesen wird.
  • Im Winkel: Ein im Winkel bzw. diagonaler angeordneter Text verlangt vom Leser die Anpassung der Leserichtung.
  • Axial: Die Elemente werden bewusst an einer Achse ausgerichtet.
  • Passepartout: Findet üblicherweise bei Fotos Anwendung.

Proportionen

„Mit Proportionen kreiert man eine Dynamik zwischen den Designelementen.“

Wird eine Proportionen zwischen zwei Elementen beibehalten, so wirken diese neutral bzw. auch passiv. Wird sie jedoch gestört so wirkt sie aktiv, Kontraste entstehen und fordert mehr Aufmerksamkeit.

Hierarchie

„Designer verwenden das Konzept der Hierarchie, um über Größe und Positionierung die wichtigsten Informationen eines Design zu identifizieren und zu präsentieren.“

Hierarchie entsteht durch die Akzentuierung und Platzierung von Designelementen.

Folgenden werden einige Beispiele aufgezeigt:

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