Der Raster als Ausdruck

Mit Rastern können Designer eine Geschichte erfinden und übermitteln. Sie können diese aber auch gezielt manipulieren, um Ideen visuell und kreativ auszudrücken.

Wird dem Raster ein gewisser Ausdruck verliehen, hebt dieser die Kommunikationsebene zwischen dem Leser und dem gestalteten Sujet erheblich und der Informationsübertragung wird somit erleichtert. Immer zu wird von einem schlüssig Designkonzept gesprochen. Ist allerdings jede Seite / jedes Asset einer Kampagne 1:1 gleich, langweilt sich der Leser / Konsument schnell. Das Variieren der Struktur auf den verschiedenen Seiten / Assets bringt Leben in das Design und erhöht somit die Aufmerksamkeitspanne.

Das Perimeter

Weiterführend möchte ich gleich noch auf den Perimeter, den äußersten Rand einer Seite eingehen. Oft wird er als tote Fläche angesehen, jedoch kann dieser wirkungsvoll den gewünschten Ausdruck einer Seite unterstreichen.

Setzt man z.B. ein Bild in den Bereich des Perimeters, kann dies den Gesamteindruck des Designs stark beeinflussen und mehr Dynamik erzeugen. Anstatt diesen Bereich unantastbar zu lassen, kann dieser durch kreative Nutzung das Design positiv beeinflussen.


Seit jeher werden Ordnungssysteme als Ausdrucksmittel nicht nur im Design sondern auch in zahlreichen unterschiedlichen Anwendungsformen verwendet. Folgend werden verschiedenste Ordnungssysteme im Altertum, jene der Neuzeit gegenübergestellt und analysiert. Dies soll zeigen, dass wir Inspiration in allen unterschiedlichen, alltäglichen Formen wieder erleben.

„Das Verlangen, die verwirrende Vielfalt der Erscheinungen zu ordnen, entspricht einem tiefen Bedürfnis des Menschen.“

Pythagoras lehrte, dass einfache Zahlen und ihre Beziehungen zueinander sowie einfache geometrische Figuren mit solchen Massen das innerste Geheimnis der Natur abbilden.

Wie in der Natur Ordnungssysteme das Wachstum und den Bau der lebendigen und der toten Materie bestimmen, ist auch die menschliche Tätigkeit seit frühesten Zeiten vom Streben nach Ordnung ausgezeichnet. Bereits die ältesten Völker schufen Ornamente mit mathematischen Formen, die von großer Schönheit sind. Ebenso fanden die Griechen das Verhältnis des Goldenen Schnittes im menschlichen Körper.

Zahlreiche Philosophen, Architekten und Künstler, von Pythagoras, Vitruvius, Villard de Honnecourt, Dürer u.a. bis zu Le Corbusier, hinterließen Proportionslehren, die uns einen faszinierenden Einblick in die mathematische Denkweise ihrer Zeit gewähren. Die Bilder der folgenden Seiten versuchen durch die Gegenüberstellung von historischen und zeitgenössischen Beispielen, die zeitlose, starke Wirkung mathematischer Ordnungsformen zu illustrieren.

Natur

In der Pflanzenwelt begegnet uns eine Vielfalt an symmetrischen Ordnungen. Die Vielfalt umfasst alle erdenklichen Gestalten, vom strengen, plastischen Aufbau bis zu feinster, eleganter Auffächerung der Form.

Zeichen und Signale

Viele Zeichen der Vergangenheit beeindrucken durch strenge Formgebung. Oft sind sie auf der Basis eines Kreises, eines Quadrates, Dreieckes oder der Kombination dieser Grundformen zustande gekommen. Zeichen, wie die der Steinmetze durch die Unterteilung z.B. einer Kreisform, in die verschieden große Quadrate, horizontal und diagonal gestellt, eingezeichnet wurden. Die vertikalen, horizontalen und diagonalen Verbindungslinien und ihre Überschneidung bestimmten die Länge und Richtung der Teile, aus denen die Zeichen bestanden.

Piktogramme

Bildliche Zeichen von Gegenständen der Umwelt sind in den Schriftsystemen von zahlreichen Völkern zu finden. Sie stehen als Symbole für die Worte der jeweiligen Sprache. Sie sind teils Nachahmungen von Objekten des täglichen Gebrauchs. Andere entwickelten sich allmählich aus überlieferten Vorstellungen. Immer aber bedeuten sie Reduktionen der Formen auf das Minimum der für das Verständnis noch notwendigen Details.

Typography

Die Typografie arbeitet seit Gutenberg mit festen Regeln, die bei der Gestaltung von Druckwerken Anwendung fanden. Die Beachtung dieser Regeln erleichtert die funktionale wie auch die ästhetische Gestaltung. Die typografischen Regeln beziehen sich nicht nur auf die Abstände von Buchstaben und Worten, auf den Durchschuss von Zeilen, auf die Schriftgrade usw., sondern ebenso auf die Proportionierung des Satzspiegels, der Satzkolonnen, der Ränder und der Seitenformate. Vielfach wurde die typografische Seitenaufteilung mit Hilfe des Goldenen Schnittes gesucht. Die schönsten Beispiele der Typografie zeichnen sich durch ein hohes Maß an gesetzmäßiger Ordnung aus. Diesem Anspruch nach Gesetzmäßigkeit und ästhetischer Qualität sollte auch die moderne Typografie entsprechen. Sie steht in Gefahr, zeitgebunden Trends zuliebe, missbraucht zu werden.

Malerei

In der Malerei walten formale und ästhetische Gesetze, die dem Bild Harmonie und Spannung vermitteln. Auf vielen Kompositionen ist die Verwendung des Goldenen Schnittes nachweisbar, ein System mit harmonischen Proportionsverhältnissen. Zahlreiche Künstler arbeiteten nach strengen Proportionsregeln. Der mathematischen Konzeption des Bildaufbaues wurden alle wichtigen Bildelemente untergeordnet. Sie bestimmt den Rhythmus, die Architektonik und Spannung des Bildaufbaues. Im 20. Jahrhundert haben besonders die Vertreter der konkreten und konstruktiven Richtung in der Malerei Werke geschaffen, die ganz der mathematischen Denkweise verpflichtet sind. Die mathematisch orientierte Kunst stellt die einzige Kunstrichtung im 20. Jahrhundert dar, die sich geradlinig weiterentwickelt hat.

Mit diesem kleinen Exkurs in die generelle Anwendung von Ordnungssystemen im Altertum, sowie in der Neuzeit ergänzend mit den unterschiedlichsten Anwendungsformen, möchte ich diesen Artikel nun abschließen und hoffe dadurch ein wenig Aufmerksamkeit geschafft zu haben. Ordnungssysteme finden sich in all unseren Lebensbereichen wieder, lassen wir uns davon inspirieren. Oft liegt das Schöne gar nicht so weit entfernt, wie wir manchmal zu denken mögen. Wir müssen lernen die Einfachheit in den Dingen nicht nur zu sehen, sondern zu erkennen und sie auch zu nutzen.  

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