Zumindest ein Gedanken-Experiment. Neben der im vorigen Artikel aufgeworfenen Frage der Eingrenzung, stellt sich natürlich sehr zentral – seit Beginn meiner Recherche – die Frage, was ein Möglicher Output, Produkt oÄ. im Falle der Weiterführung meines Themas bis zur Masterarbeit sein kann. Diese Frage darf ich nach wie vor mit einem Fragezeichen beantworten, ein Ergebnis (von vielen Möglichen) könnte ein Studienplan bzw eine ideologische Ausrichtung eines Designstudiums sein. Auch wenn dieses Ergebnis ein sehr theoretisches ist und mich schon in der Recherche der inhaltlich konkrete Übungsplan stärker interessiert hat, als tiefenphilosophische Überlegungen. Schließlich ist es für mich auch das, was ich einerseits im Berufsleben mache (mir aufgrund der Leistungen der Schüler und meiner Erfahrung aus der Berufspraxis heraus zu überlegen, welche Übung etwaige Problem löst) und andererseits muss auch die letzte Konsequenz einer tiefenphilosophischen Überlegung im Lehralltag ankommen, sonst bleibt sie Theorie. Ein Lehrplan ist jedoch die Basis für die Umsetzung in Übungs- und Theorieform, und dieser Lehrplan muss die Grundhaltung einer Ausbildung widerspiegeln – die Katze beißt sich also in den Schwanz.
Als Experiment möchte ich nun – im Warten auf Antworten – mir meine eigenen Fragen beantworten, und zum Zwecke der Grenzenauslotung radikalere Positionen beziehen, schlichtweg, um ein Spannungsfeld aufzubauen. Eine Position die ich beziehen möchte ist die eines wirtschaftlich orientierten Realisten.
Technologische Entwicklungen: Eine Ausbildung muss am allerneuesten Stand der Technologie sein um zukünftig wettbewerbsfähige Designer hervorzubringen. Neue Tools müssen detailliert gelehrt und eingesetzt werden, aus Zeitgründen muss eine starke Eigeninitiative der Studenten gefordert werden. Dies impliziert auch das Weglassen klassischer, veralteter Technologien, es hat keinen Sinn mehr, heute über Bleisatz und Geviert zu reden, aus diesem Wissen entsteht kein Vorteil.
Spezialisierung oder Generalisierung? Definitiv Spezialisierung. Nur Spezialisten können sich durchsetzen, es muss also sehr früh eine konkrete Richtung im Studium eingeschlagen werden. Allgemeine Wissensbereiche sind auf Kosten von Fachwissen vernachlässigbar, dieses Fachwissen muss in praktisch anwendbarer Form vermittelt werden. Eine Ausbildung im 21. Jahrhundert kann sich nicht leisten, nicht direkt im Berufsleben verwertbare Inhalte zu kommunizieren. Die Richtungen der Spezialisierungen können in einer gestalterischen Ausbildungsrichtung (keine Content-Erstellung) nur in Richtungen von UI/UX Design sowie Interaction Design bzw Motion Design gehen.
Programmschulung in Zeiten von YouTube Tutorials? Ja, weil ein professioneller Standard gelehrt werden muss, der als Grundlage für wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit dient. Die wichtigsten Anwenderprogramme müssen beherrscht werden und vor allem muss eine solide Basis an Programmierung beherrscht werden. In einer Berufswelt, die fast ausschließlich digital ist, muss das tiefgreifende Verstehen und selber anwenden des Werkzeuges Teil der Ausbildung sein.
Projekte aus der Praxis oder künstlerisches Experiment? Zweiteres ist zu vernachlässigen. Es werden Designer gebraucht, keine Künstler, dafür gibt es eigene Studien. Die Ausbildung muss ab den allerersten Grundlagen von möglichst realen Projekten begleitet werden. Anwendung kann nur im Industrie-Kontext sinnvoll sein. Nur dadurch kann der Berufsalltag vorweggenommen werden und ideal darauf vorbereitet werden. Projekte zur Selbstverwirklichung haben ihren Platz anderswo, in der Realität steht am Ende immer ein Kunde, der eine Arbeit kaufen muss. Die Umsetzung des gelernten in Praktika, welche thematisch genau zu überprüfen sind, muss in den Unterrichtsferien Zeiten verpflichtend sein.
Grundlegend kann gesagt werden, dass die Ausbildung eine hochspezialisierte, praxisnahe und in enger Verflechtung mit der Wirtschaft befindliche Systematik braucht, welche gezielt am Puls der Zeit ist, technologisch am allerneuesten Stand und diesen Stand in hoher Qualität liefert. Darum werden obsolet gewordene Lehrinhalte und Technologien entschieden abgelehnt, um im genau aus der Arbeitswelt definierten Berufsdefinitionen eine maximale Tiefe zu erreichen. Kernthemen sind Web-Developement, Usability, UX/UI Design, Data-Visualization, Motion Design usw.