Das Thema “emotionales Design” begleitet mich nun seit dem ersten Semester und ich konnte dazu viele interessante Fakten, vor allem in der Theorie herausarbeiten und recherchieren. Über die Zeit hatte ich trotzdem das Gefühl mit der theoretischen Ausarbeitung des Themas fürs erste genug recherchiert zu haben. Da ich trotzdem das Thema vorerst nicht ganz verwerfen möchte, um ein anderes zu recherchieren, möchte ich versuchen, das Thema in der Phase des “Experimentierens” neu zu denken und anders zu betrachten. Vor allem möchte ich das Konzept aus der Praxis betrachten – obwohl es dazu wenig bis gar keine theoretischen Vorschläge für konkretes Design gibt. Viel mehr möchte ich das Recherchierte selbst in die Praxis überführen und versuchen emotionales Design in verschiedenen Bereichen des Kommunikationsdesigns anzuwenden, um zu sehen, wo das überhaupt Sinn macht, und ob sich mit der Zeit nicht vielleicht doch übergreifende Richtlinien ergeben, welche emotionales Design “umsetzbar” machen.
Plan für dieses Semester
Das bedeutet nun, dass ich mir Bereiche heraussuchen möchte, die mir besonders Spaß machen – wie Branding, Editorial Design, oder Social Media – und diese aus der Sicht des emotionalen Designs betrachten möchte. Sozusagen also einen Bereich des Grafikdesigns emotionalisieren. So wird klar werden in welchen Bereichen das vielleicht besonders viel Sinn macht, und wo man eher an die Grenzen des emotionalen Designs stößt. Eventuell kann sich so auch ein Bereich für die Masterarbeit herauskristallisieren. Für den ersten Teil und die ersten Blogeinträge möchte ich grafisch an einem Social Media (konkret Instagram) Auftritt einer selbst entworfenen Marke arbeiten und die recherchierte Theorie des letzten Semesters miteinfließen lassen.
Wie Social Media, Grafikdesign und emotionales Design zusammenpassen soll in einer kurzen Recherche zur Thematik verdeutlicht werden.
Social Media und Emotionen – theoretischer Hintergrund
Social Media wird gerne für die Präsentation von Marken und deren Werten genutzt. Dabei geht es nicht immer zwingend darum, über Social Media Produkte direkt zu verkaufen, sondern eher die Kundenbindung zu stärken und einen gewissen Lifestyle einer Marke darzustellen und zu vermitteln. Vor allem die Plattform Instagram bietet sich aufgrund des visuellen Fokus an, um eine Marke nach außen zu kommunizieren und mit Menschen zu interagieren. Um erfolgreich einen Instagram Auftritt aufzubereiten braucht es eine Strategie die dahintersteckt, um sowohl die Marke mit all ihren Werten aber auch eine gewisse User Experience und Emotionen zu vermitteln. An dieser Stelle wird emotionales Design wichtig und dahingehend auch der Begriff “branded Storytelling”, also der Einsatz von Storytelling im Kontext einer Marke und von Produkten. Wie im letzten Semester klar wurde, ist Storytelling ein wichtiger Anhaltspunkt für emotionales Design. Immer wenn Geschichten erzählt werden, sind automatisch Emotionen damit verbunden und die Möglichkeit, dass sich Menschen in diese Geschichten hineinversetzen und diese auf ihr eigenes Leben übertragen.
Wichtig ist also der Einsatz von Storytelling und dementsprechend auch von Grundlagen von Erzählungen. Über eine rein visuelle Plattform wie Instagram scheint das gar nicht so einfach, da die Ursprünge von Geschichten ja doch in gesprochener und geschriebener Form liegen. Instagram bietet zwar mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, wie der Einsatz von Videos, Reels, Stories etc. jedoch ist es auch wichtig, anhand normaler Posts Emotionen übertragen zu können. Ein Vorteil der visuellen Sprache ist es, dass viel eher emotionale Reaktionen hervorgerufen werden, da durch visuelle Informationen auch eine visuelle Informationsverarbeitung stattfindet. Dadurch versetzen wir uns leichter in Situationen und fühlen mit. Umso mehr sich Personen von einer Geschichte persönlich angesprochen fühlen, umso eher werden sie auch positiv, emotional über eine Marke denken und sich damit verbunden fühlen.
Bewegung in Bildern
Eine grundlegende Idee ist es somit Merkmale des klassischen Storytellings auf eine rein visuelle Form zu übertragen. Das beginnt bei der Chronologie und der Abfolge von Events, sowie Weiterentwicklung einer Story. Um dies visuell umzusetzen kann Bewegung in Bilder gebracht werden, welche dann eher eine Geschichte impliziert, als ein rein statisches Bild. Bewegung muss hier nicht gleich klassische Bewegung bedeuten. Es geht eher darum zu verdeutlichen, dass hinter einem Post bzw. einem Bild eine Geschichte und somit verschiedene Events stehen. Durch Bewegung werden auch die Spiegelneuronen im Gehirn aktiviert, wenn wir ein Bild betrachten. Diese sorgen dafür, dass Gesehenes mitgefühlt wird, da unser Gehirn eine ähnliche Repräsentation entwickelt.
Natürlichkeit und Emotion in Bildern
Ähnlich dazu sollten Bilder vermieden werden, welche wenig Emotionen vermitteln. Also Bilder die gestellt wirken, sehr statisch sind und fern aus dem Alltag vieler Personen. Eher sollte darauf geachtet werden, dass Personen in Bildern natürlich wirken, dass Mimik, Gestik und auch der Kontext einer Situation erkennbar sind, dass das Foto nicht gestellt wirkt, selbst wenn es das ist.
Anhand dieser theoretischen Rahmenbedingungen soll im nächsten Schritt versucht werden, einer Marke einen emotionalen Social Media Auftritt zu verschaffen.