Bedeutung der Kreislaufwirtschaft

In meinem letzten Blogartikel habe ich mit mit Methoden des nachhaltigen Designs beschäftigt. Bei der Recherche zu Nachhaltigkeit und Design stößt man unweigerlich auch auf den Begriff Circular Design, also die Kreislaufwirtschaft 2.0.

Definition Kreislaufwirtschaft: Die Kreislaufwirtschaft ist ein Modell der Produktion und des Verbrauchs, bei dem bestehende Materialien und Produkte so lange wie möglich geteilt, geleast, wiederverwendet, repariert, aufgearbeitet und recycelt werden. Auf diese Weise wird der Lebenszyklus der Produkte verlängert.

Was genau hat Design jetzt damit zu tun? Tatsächlich ist es so, dass rund 80 % der Umweltauswirkungen eines Produktes in der Designphase festgelegt werden. Konventionelles Design ist allerdings linear, der Lebenslauf des Produktes hat also einen Anfang und ein Ende. In der Kreislaufwirtschaft 1.0 wird dafür gesorgt, dass Produkte oder Teile davon bestmöglich recycelt oder wiederverwendet werden. In der Kreislaufwirtschaft 2.0, dem Circular Design, geht es nun darum von Projektbeginn an in Kreisläufen zu denken. Der Begriff “Fertig” wird dabei eliminiert und Produkte sollen eher wie eine Art Software gesehen werden, an der stetige Verbesserungen möglich sind.

Grafik: Kreislaufwirtschaft

In einer Zusammenarbeit zwischen den Erfindern des Design Thinking, Tim Browns IDEO und der Ellen MacArthur Foundation ist “The Circular Design Guide” entstanden, der aus 24 Modulen bestehen, die ins Circular Design einführen und Hilfestellungen zur Anwendung geben. Konkret wurden auch vier Schritte für einen Circular Design Prozess entwickelt. Circular Design erinnert auch stark an Design Thinking und wird auch als eine Weiterentwicklung der Methode gesehen. Die vier Schritte sind:

  1. Systemverständnis gewinnen. Im ersten Schritt ist das Ziel, möglichst viele Informationen zu sammeln und nach Zusammenhängen, Wechselwirkungen und Lücken im System zu suchen. Der Blick der Designer*innen wir dadurch weg von linearen Prozessen hin zu Kreisläufen gelenkt.
  2. Herausforderungen definieren. An diesem Punkt, sollte man sich mit verschiedenen Möglichkeiten für Kreisläufe beschäftigen. Dabei können auch die 9-R-Strategien der zirkulären Wertschöpfung helfen.
The 9R Framework

3. Kreise gestalten. Als nächsten entwickeln die Designer*innen verschiedene Loops, um einen zirkulären Lösungsansatz für die Herausforderung zu finden.

4. Den Zyklus starten. Der am besten geeignetste Ansatz wird dann ausgewählt und gestartet. Der Loop sollte immer wieder evaluiert werden und mit den neuen Erkenntnissen dann neue Kreisläufe entwickelt werden.

Beim Circular Design wird auch unterschieden, ob man beispielsweise für einen biologischen Kreislauf oder einen materiellen Kreislauf gestaltet.

Wertströme für biologische und materielle Ressourcen innerhalb einer zirkulären Wirtschaft


Ein wesentlicher Teil der Module des Circular Design Guide richtet sich an Content Marketer, deren Aufgabe es nun verstärkt ist, Kund*innen von den neuen Lösungen zu überzeugen. Die Bedeutung dieser Aufgabe lässt sich in der Grafik gut erkennen, immerhin gibt es Schritte in der Kreislaufwirtschaft, die ein Unternehmen nur indirekt beeinflussen kann. Wie beispielsweise, dass Produkte von Menschen weiterverwendet oder umverteilt werden. Unter anderen aus diesem Grund beschreibt ein Teil unter dem Titel “Create Your Narrativ” wie man eine starke Markengeschichte erzählt, die die Werte des Unternehmens an die Kund*innen bringt. Dazu werden 7 Schritte definiert:

1. Das eigene Markenversprechen überdenken und überlegen, welche emotionalen Werte die Marke bei Menschen hervorrufen soll und mit welcher Botschaft diese vermittelt werden sollen.
2. In die eigene Zielgruppe hineinversetzen. Dadurch neue Dienstleistungen mit Mehrwert für die Kund*innen entwickeln (z. B. Reparaturdienste, Personalisierung, …).
3. Ein Storyboard erstellen, das nochmal neue Denkanstöße zur Botschaft bringt, die man vermitteln möchte. Dazu werden einige Fragen als Beispiele gegeben:

  • Was ist die Herausforderung, die wir zu lösen versuchen?
  • Was ist unsere Innovation?
  • Warum ist dies wichtig/relevant?
  • Welche Erkenntnisse haben uns zu dieser Lösung geführt?
  • Wie wird dies das Leben unserer Kund*innen in irgendeiner Weise verändern?
  • Welche Geschichten untermauern dies?

4. Sorgfältig über die Wortwahl nachdenken. Welche Emotionen möchten wir wecken? Sind unsere Geschichten nachvollziehbar?
5. Die Geschichte so konkret wie möglich formulieren.
6. Schwerpunkt in der Geschichte setzen und einen roten Faden finden. Wie würde man die Geschichte jemandem erzählen? Ist sie nachvollziehbar und auch außerhalb unserer Branche gültig?
7. Feinabstimmung der Geschichte.

Circular Design richtet sich also nicht nur an Gestalter*innen, sondern an alle Personen, die bei der Entwicklung, Umsetzung und Vermarktung eines Produktes beteiligt sind. Das ist auch wichtig, damit der Kreislauf wirklich als Kreislauf funktionieren kann.


Quellen:

Kreislaufwirtschaft: Definition und Vorteile https://www.europarl.europa.eu/news/de/headlines/economy/20151201STO05603/kreislaufwirtschaft-definition-und-vorteile#:~:text=Die%20Kreislaufwirtschaft%20ist%20ein%20Modell,repariert%2C%20aufgearbeitet%20und%20recycelt%20werden.&text=Dieses%20Modell%20setzt%20auf%20gro%C3%9Fe,leicht%20zug%C3%A4nglicher%20Materialien%20und%20Energie.
Circular Design: Prozess und Projekte https://page-online.de/tools-technik/circular-design-prozess-projekte/
Was sind eigentlich die R-Strategien in der Zirkulären Wertschöpfung? https://prosperkolleg.de/r-strategien/
Beim Designen in Kreisläufen denken: Das ist Circular Design. https://t3n.de/news/beim-designen-kreislaeufen-806599/
Circular Design: how to rethink the creative process and commit to sustainability. https://www.iberdrola.com/social-commitment/circular-design
Circular Design https://archive.ellenmacarthurfoundation.org/explore/circular-design
Circular Design: Methods https://www.circulardesignguide.com/methods
Create Your Narrative https://www.circulardesignguide.com/post/narrative

Methoden des nachhaltigen Designs

Designer*innen leisten mit ihrer Arbeit ein großen Beitrag zur Entwicklung im Bereich Nachhaltigkeit. Zum einen schafft Design Bewusstsein und kann ein Um- oder Weiterdenken anregen, zum anderen ist Design an sich erheblich für den Verbrauch von Ressourcen verantwortlich. Die deutscher Designer (AGD) fasst den Zusammenhang von Designarbeit und Nachhaltigkeit wie folgt zusammen:

„Designerinnen und Designer sind in hohem Maße mitverantwortlich dafür, wie unsere Welt gestaltet wird. Design prägt, Design ist Vorbild und schafft neues Bewusstsein. Design verbraucht Ressourcen – manchmal mehr, manchmal weniger. Dem nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen, mit der Umwelt und mit den Menschen, die noch über Generationen in dieser Welt leben können sollen, muss Design gerecht werden.“

Allianz deutscher Designer (AGD)

Aber wie genau können Gestalter*innen in Ihrer Arbeit nun Nachhaltigkeitsziele erreichen und verantwortungsvolle Methoden einsetzen? Um die möglichen Wirkungsbereiche der Designarbeit zu verstehen, gilt es sich zuerst genauer anzuschauen, wo der potentielle Ressourcenverbrauch besonders hoch ist. Oft gehen die Überlegungen nicht über die Printproduktion hinaus. Die Verwendung von Recyclingpapier reicht allerdings nicht aus, um die eigenen Möglichkeiten wirklich auszuschöpfen – auch wenn sie ein richtiger und wichtiger Beitrag ist. Dazu ein kleines Rechenbeispiel:

Wer drei DIN A4-Blätter aus Recyclingpapier statt aus Frischfaserpapier verwendet, spart dabei genug Energie ein, um eine ganze Kanne Kaffee zu brühen. Sechs DIN A4-Blätter Altpapier sparen bereits einen ganzen Liter Wasser.

Berechnungen des Instituts für Energie- und Umweltforschung Heidelberg, 2006

Die Auswahl des Materials spielt also durchaus eine entscheidende Rolle, aber nicht nur die Entscheidung über die Art des Papiers (und die Farbe, …), sondern auch die effiziente Nutzung dieses ist ausschlaggebend. Beispielsweise sollte auch bei Entscheidungen rund um Formate berücksichtigt werden, dass eine effiziente Nutzung des Druckbogens natürlich deutlich nachhaltiger ist. Besonders wichtig ist zudem auch die Auflage eines Printprodukts. Zum einen werde laut Prof. Michael Hardt, Design- und Trendberater, durch eine geringere Auflage der Wert eines Printproduktes gesteigert und der Wegwerfcharakter ginge zunehmend verloren. Dazu kommt aber auch, dass eine kleinere Auflage natürlich mit einer massiven Schonung von Ressourcen einhergeht. Bekannterweise erstreckt sich die Designarbeit ja weit über die Auswahl von Materialien und die Produktion von Printprodukten, ebenso steht es auch um die Aspekte für ein nachhaltiges Schaffen. Die AGD definiert gesamt zehn Dimensionen nachhaltigen Designs:

  • materialeffizient und materialgerecht
  • energieeffizient
  • schadstoffarm
  • abfallarm beziehungsweise abfallvermindernd
  • langlebig
  • recycling- und entsorgungsgerecht
  • logistikgerecht
  • nutzungsgerecht
  • sozial verträglich
  • wirtschaftlich und erfolgreich

Vielen ist nicht bewusst, dass auch im Webdesign ein großes Potential für mehr Nachhaltigkeit steckt. Die Übertragung großer Datenmengen ist immer mit Stromverbrauch verbunden. Um eine Website energieeffizienter zu gestalten, kann man beispielsweise auf Bilder und Videos verzichten oder diese erst laden lassen, wenn Nutzer*innen dies explizit wünschen. Bei Text auf wenige Fonts oder variable Fonts zu setzen, reduziert auch die Datenlast. Aber auch das Hosting der Website hat hier einen Einfluss. Manoverboard hat dazu eine Green UX Checklist zusammengestellt.

Auch die Barrierefreiheit im Design ist entscheidend für ein nachhaltiges Produkt. Wenn User*innen Anpassungen benötige, um ein Produkt nutzen zu können, werden evtl. noch zusätzliche Ressourcen verbraucht. Sowohl im digitalen als auch im analogen Bereich.

Hinzu zu den Methoden kommt natürlich auch, dass die Inhalte, die durch beispielsweise Produkte aus dem Kommunikationsdesign transportiert werden, nachhaltig das Handeln in der Gesellschaft beeinflussen können. Die Verantwortung von Designer*innen geht also über Entscheidungen zur Umsetzung hinaus. Generell gilt, wer bewusst an Projekte geht, setzt oft schon einen wichtigen Schritt in Richtung nachhaltigen Designs. Einige Maßnahmen lassen sich schnell umsetzen, wie die Wahl von Materialen (sofern Auftraggeber*innen dafür offen sind), andere brauchen etwas mehr Zeit und viele entdeckt man vielleicht erst im Laufe des Prozesses. Genau das ist der Weg zur nachhaltigen Designarbeit nämlich, ein Prozess, eine schrittweise aber nötige Veränderung.

Quellen:

  • Charta für nachhaltiges Design AGD https://agd.de/designer/szene/design-nachhaltigkeit/nachhaltiges-printdesign
  • Grafikdesign und Nachhaltigkeit, wie gehört das zusammen? https://www.laboratorium-nachhaltigkeit.de/nachhaltigkeit-grafik-design/
  • Nachhaltiges Design: Was going green wirklich bedeutet https://99designs.at/blog/design-tipps/nachhaltiges-design/
  • Why sustainable Branding matters https://www.forbes.com/sites/theyec/2018/08/20/why-sustainable-branding-matters/
  • The Green UX Checklist https://manoverboard.com/blog/the-green-ux-checklist/
  • Kann Grafikdesign überhaupt nachhaltig sein? https://annikalind-grafikdesign.de/blog/nachhaltiges-grafikdesign/