Meine Ursprüngliche Idee war es, einen Pad Synthesizer zu programmieren, der auf verschiedensten eingespielten Samples „echter“ Instrumente beruht, und diese Samples der Klangfarbe entsprechend morpht.
Nach den ersten paaren Einheiten mit Alois Sontacchi wurde mir jedoch schnell klar, dass ich diese Idee zwar nicht vergessen will, sie mir aber zu umfangreich erschien, um sie allein und in bestmöglicher Qualität in die Realität umzusetzen zu können.
Nichtsdestotrotz wollte ich beim Thema Synthesizer (aller Art) bleiben. Da digitale Klangerzeuger immer häufiger in Bewegtbild eingesetzt werden und auch die Varietät an Klängen, die damit erzeugt werden können, nahezu unbegrenzt ist, beschäftigt mich das Thema schon lange.
Es gibt unzählige Programme in digitaler Form, die jegliche Synthesizer emulieren und sehr nahe an deren Originalklang herankommen. Diese Programme sind für jeden der gerne Musik macht leistbar oder sogar gratis, was zur Folge hat, dass die Anwendungsgebiete immer größer werden und auch der die Art und Weise, wie mit ihnen umgegangen wird, sich ständig verändert.
Die Idee meines Project Works ist es also, die Entwicklung von Synthetischen Klangerzeugern in Kombination mit klassischen Instrumenten im Bereich Werbung und Film mit Hauptaugenmerk auf die ästhetische und gestalterische Komponente zu analysieren und zu interpretieren. Das Resultat im 3. Semester ist eine Komposition beider Elemente zu einem Kurz-oder Werbefilm.
Angefangen bei den ersten Synthesizern, der Geburtsstunde der FM Synthese und den Einsatzmöglichkeiten zur damaligen Zeit, bis heute, wo Synthesizer ein klein wenig leistbarer wurden, sie aber auch in digitaler Form für alle Musiker auf der Welt in Form von Softwear-Nachbauten verfügbar sind.
Die Reihe an Blogeinträgen möchte ich daher mit den ersten wichtigen Errungenschaften im Gebiet der Synthesizer beginnen.
Hierzu ein paar Meilensteine, auf die ich in den weiteren Blogeinträgen genauer eingehen werde. Den ersten davon werde ich in diesem Blog-Eintrag genauer beschreiben:
- Das Telharmonium. Thaddeus Cahill (1893)
- Max Matthews IBM-704 „Komposition“, die 17 Sekunden lang eigenständig eine Melodie spielte. (1957)
- Robert Moog erster Synthesizer (1964)
- John Chownings Entdeckung der FM Synthese (SubtraktivFM Additiv) (1967)
- Dave Smith Prophet 5 (1977)
- uvm.
Das Telharmonium (1893)
Bereits im 19. Jahrhundert dachte sich Thaddeus Cahill, dass ähnlich wie der Luftstrom – der durch eine Orgelpfeife strömend einen Ton ergibt – auch elektrischer Strom eine Membran schwingen lassen können sollte.
Sein Traum war es, ein Instrument zu bauen, welches sich wie ein ganzes Orchester anhören würde. Durch Überlagerung verschiedenster Töne könne man jeden denkbaren Sound erschaffen. Cahill nannte dieses Verfahren „Synthesizing“ und reichte ein Patent für eine „Maschine für elektrische Musik“ ein und nannte dieses „Telharmonium“.
Seine Erfindung war mit 672 Tasten, 336 Schiebereglern und sage und schreibe 200 Tonnen Gewicht tatsächlich kein Gerät mehr, sondern eine Maschine.
Passanten, die bis dato noch nie etwas von solch einer Erfindung gehört haben, waren sichtlich verwirrt als sie aus den Abwasserkanälen die Klänge des Telharmoiums wahrnehmen konnten. Vermutungen, dass dort unten eine Band probte, die zu scheu für echtes Publikum wäre, wurden angestellt. Tatsächlich saßen dort unten keine Musiker. Stattessen fand 14 Blocks weiter ein Konzert des Telharmoniums, in einen eigens dafür eingerichteten Konzertsaal, statt.
Wegen seiner vielen Knöpfe und Reglern, war die Maschine meistens zu zweit zu bedienen. Ihre Kabel verliefen durch den Boden in den Keller, wo das Telhramonium, das so viel Platz wie ein Maschinenraum eines Schiffes einnahm, sand.
Die neuen Klänge des Telharmoniums konnte man jedoch nicht nur „vor Ort“ bewundern. Tatsächlich gibt es zur damaligen Zeit keine musikalische Erfindung, deren Vertrieb näher an das heutige Streamen herankommt. Per Telefon vermittlung konnte man den Klängen daheim lauschen. Eine Stunde kostete 25 Cent. Sogar verschiedene Kanäle gab es: Klassik, geistliche Musik, Oper, Populärmusik. Ein fünfter mit “Schlafmusik” war geplant.
Leider gibt es heute keine nachweisbare Tonaufnahme des Telharmoniums mehr.
Statt der üblichen Piano-Klaviatur mit zwölf Tasten pro Oktave hatte Cahill zwei Keyboards mit 36 Tasten pro Oktave eingebaut, abwechselnd schwarz und weiß. 153 Tasten erzeugten gar keine Töne – sie waren vorsorglich eingebaut für die künftige Erweiterung . Zudem verstimmte das Telharmonium sich ständig und wurde immer leiser, je mehr Töne man anschlug.
Eine Herausforderung für die Musiker. Allerdings hatten sie durch vier tägliche Vorstellungen kaum noch Zeit zum Üben. Die Qualität der Konzerte sank – und damit die Besucherzahlen.
The dual manual of the MkII Telharmonium. Gunter’s Magazine June 1907