In meinen letzten Blogbeitrag ging es darum, wie man Essen für Social Media so aufbereitet, dass es möglichst bunt und verrückt aussieht, um viele Likes zu bekommen. Jetzt möchte ich einen zweiten Trend vorstellen, der sich vor allem während der Corona Krise entwickelt hat, der sogenannte „Homemade“- Trend. Die Menschen kochen seit der Pandemie vermehrt zu Hause mit den Zutaten, die sie im Kühlschrank haben. In den sozialen Medien wie Pinterest oder Instagram findet man unzählige DIY-Rezepturen aus Omas Küche. Angefangen von selbst gemachten Sirupen bis hin zu eingekochten Marmeladen, Kompotten oder fermentierten Früchten. Die Menge und Vielfalt an kreativen Rezepten sind so groß, dass man kein Kochbuch mehr für zuhause benötigt, sondern sich unzählige Rezepte gratis in den sozialen Medien holen kann. Im besten Fall stammen sogar die verwendeten Zutaten aus eigener Produktion. Vor allem im Trend sind biologische und vegane Produkte, die am besten auch noch regional sind. Immer mehr Menschen interessieren sich auch dafür, ihr Brot selbst zu backen, Sauerkraut selbst einzusalzen, ihren Fisch zu räuchern, Obst zu Marmeladen zu verarbeiten und Gemüse einzumachen.
In trendigen Gastronomie-Betrieben sind auf jeder Getränkekarte mindestens zwei „Homemade-Limonaden“ zu finden, die tatsächlich hausgemacht sind. Klassiker sind etwa Kombinationen aus Früchten, Beeren und Kräutern wie zum Beispiel Erdbeere, Ingwer, Basilikum, Thymian oder Zitronengras.
Die Food-Expertin Hanni Rützler kündigte bereits in ihrem Food Report aus 2015 an, dass „DIY Food“ auf dem Vormarsch ist: Was vor Jahrhunderten eine Notwendigkeit zum Überleben war, wird heute zum Luxus, der für Rützler „die reinste Form der Individualisierung“ widerspiegelt. Rützler stellte damals bereits in Aussicht, dass sich der Lebensmittelmarkt dadurch verändern werde.
Das ist heute bereits geschehen.
Die österreichische Influencerin Janaklar alias Jana Kaspar mit knapp 200k Followern bietet ihren Followern fast täglich Einblicke in ihr Leben und wie man ganz einfach und lecker vegan kochen kann. Sie achtet darauf nur saisonales Obst und Gemüse zum Kochen zu verwenden und baut auch selbst Gemüse wie Karotten, Salat etc. in ihrem Hochbeet an.
Auch ich lasse mich zu fast 90% von Rezepten aus Social Media inspirieren. Die Rezeptvideos dauern meist nicht länger als 30 Sekunden und sind meistens sehr einfach und schnell zum Nachmachen. Durch Die große Vielfalt an Rezepten lernte ich persönlich auch mehr über die Essenskulturen in den verschiedensten Ländern auf der ganzen Welt kennen. Zum Beispiel wusste ich früher nicht was das koreanische Gericht Kimchi ist.
Es ist eine Zubereitungsart, um Gemüse zu fermentieren, damit es länger haltbar ist. In Korea wird dafür klassischerweise Chinakohl verwendet, allerdings lässt es sich auch aus vielen weiteren Gemüsesorten zubereiten. Durch TikTok lernte ich wie ich Kimchi selbst ganz einfach daheim machen kann. Ich bin mir sehr sicher, dass ohne Social media nie auf die Idee gekommen wäre, Kimchi selbst daheim zu machen.
Das Wort „hausgemacht“ verspricht also nicht nur Geschmackserlebnisse frei von Zusatz- und chemischen Aromastoffen, sondern sich selbst als Macher zu erleben und kleine Erfolge zu feiern, dass motiviert viele Menschen, am Trend zum DIY-Food teilzuhaben.
Quellen
J. Gugler, „Homemade ist gefragt,“ Austria Juice, 21. Dec. 2019. [Online]. Verfügbar unter: https://www.austriajuice.com/de/news-blog/homemade-ist-gefragt. [Zugriff am 1. Jun. 2022].
H. Rützler, „Do it yourself – Hausgemachtes ist sexy,“ Eat Smarter, 24. Dec. 2019. [Online]. Verfügbar unter: https://eatsmarter.de/blogs/food-trends/do-it-yourself-hausgemachtes-ist-sexy. [Zugriff am 1. Jun. 2022]