Emotionalize a brand

Nach dem letzten Blogeintrag und einer einleitenden Recherche zu den folgenden Experimenten sollte nun emotionales Design im Hinblick auf Social Media betrachtet werden. Hier könnte man auch von emotionaler Kommunikation ganz allgemein sprechen. Um das Ganze auf eine mehr praktische Ebene zu bringen, sollen nun die theoretischen Konzepte des emotionalen Designs angewandt betrachtet werden. Das erste Experiment beschäftigt sich mit Emotionen im Bereich Social Media und Branding. Dazu wird ein Produkt/Marke/Firma betrachtet, die im Allgemeinen eher weniger mit Emotionen verbunden wird, bzw. auf den ersten Blick nicht als emotional gilt. Das soll eine gute Möglichkeit sein, um herauszufinden, in welchen Bereichen emotionales Design funktionieren kann, oder ob es vielleicht doch nur für spezifische Designs Sinn macht mit diesem Konzept zu arbeiten.

Recherche

Als ersten Anhaltspunkt ging ich auf die Suche nach Marken und Produkten die genau das machen. Nämlich ein Produkt, das eigentlich wenig “emotional” ist, emotionalisieren. Und das mit Design. Dabei ging ich vor allem so vor, mir die Frage zu stellen, ob diese Produkte auf mich selbst emotional wirkten, oder etwas in mir auslösten, oder mich zum Beispiel zum Kauf anregten. So kam ich zum Beispiel auf das Produkt und die Marke V.SUN (https://v-sun.de/). V.SUN ist eine Marke für Sonnencreme und ähnliche Produkte, also ganz alltägliche Produkt, die im Allgemeinen nicht sofort mit positiven Gefühlen oder Emotionen verbunden werden. Trotzdem schafft es V.SUN Emotionen in das Branding und das Produkt, sowie Social Media zu integrieren.

V.SUN Produkte (https://v-sun.de/)

1. Das Design

V.SUN setzt bewusst darauf nicht nur Pflege für die Haut zu bieten, sondern auch durch ihre Produkte Spaß und positive Momente für Menschen zu schaffen. Durch eine feminine Ästhetik und schlichtes, cleanes aber durchgängiges Design können die Produkte bereits anders auf Menschen wirken, als eine herkömmliche Sonnencreme. Sommerliche Farben und passende Typografie tragen ebenfalls zur Ästhetik der Produkte dabei.

2. Wording & Storytelling

Wie durch die letzten Blogeinträge klar wurde, ist Storytelling ein wichtiger Bestandteil im emotional Branding. Durch Geschichten werden Emotionen vermittelt. V.SUN arbeitet mit einer sehr persönlichen, verspielten Sprache in den Produkten. Sätze wie “Let´s spend the day together”, “don´t blush”, “good times and tan lines” oder “hello sunshine” auf den unterschiedlichen Produkten werden gewisse Stimmungen und ein positives Gefühl vermittelt. Diese erinnern an Sommertage und positive Momente. Kombiniert mit verspielter Typografie und der allgemeinen Ästhetik der Produkte kann auch das zu emotionalem Design beitragen.

3. Nachhaltigkeit & emotionale Thematik

V.SUN setzt auf Nachhaltigkeit in ihren Produkten. Das machen sie zum Beispiel dadurch, dass sie keine Inhaltsstoffe verwenden die das Wachstum von Korallen beeinträchtigen. Es wird auf kurze Transportwege geachtet und auf eine Herstellung in Deutschland. Das wird auch entsprechend kommuniziert und in die Bildsprache integriert. Solche Themen sind schon im Allgemeinen eher emotional behaftet, werden diese dann in Produkten und Marken behandelt, kann dies vielleicht auch die Emotionalität beeinflussen.

Wording und Fokus auf Nachhaltigkeit bei V.SUN

4. Bildsprache & Social Media

Auf Social Media setzt die Marke auf eine durchgängige Bildsprache. Die Posts wechseln zwischen Produktposts, Infoposts zu den Produkten oder aber auch Memes und allgemein passenden, ästhetischen Bildern, die eine gewisse Stimmung erzeugen und vermitteln. Diese Kombination mit dem Wording, wie oben beschrieben, sorgt für eine Verbindung zu der Community und macht mehr aus der Marke als nur eine Sonnencreme.

Instagram Feed
Persönliche Kommunikation
Memes

5. Zielgruppe

V.SUN spricht eine breite Zielgruppe an. Darunter hauptsächlich Menschen die die feminine Ästhetik der Produkte anspricht. Es wird darauf geachtet, dass die Produkte für verschiedenste Hauttypen verwendbar sind, um die Produkte für viele Menschen nützlich zu machen. Diese Zielgruppe wird dann auch entsprechend angesprochen durch die verspielte und persönliche Sprache sowie die Bildsprache. So wird auch auf die Personalisierung der Produkte geachtet. Es gibt verschiedene Sonnenschutzfaktoren oder Sonnencremes für sensible Haut etc., welche so genau auf die Bedürfnisse verschiedener Personen abgestimmt sind. Man bekommt das Gefühl, dass die Marke sich für die Menschen, die die Produkte kaufen interessiert und das schafft Verbindung.

All diese Punkte spielen natürlich zusammen und schaffen ein einheitliches emotionales Branding und eine emotionale Kommunikation für V.SUN, welches funktioniert, obwohl das Produkt der Sonnencreme nicht auf den ersten Blick passend für ein emotionales Branding scheint.

Fazit

Das hat mich schließlich dazu inspiriert experimentell herauszufinden, was genau ein Produkt/Branding oder eine Marke emotional ansprechend machen kann. Denn wie man sieht, braucht es dazu nicht zwingend Produkte, die schon grundsätzlich mit Emotionen verbunden sind. Im nächsten Blogartikel wird nun versucht, orientiert an diesem Beispiel eine ähnlich emotionale Marke aufzubauen.

Emotionalize Design – ein Experiment

Das Thema “emotionales Design” begleitet mich nun seit dem ersten Semester und ich konnte dazu viele interessante Fakten, vor allem in der Theorie herausarbeiten und recherchieren. Über die Zeit hatte ich trotzdem das Gefühl mit der theoretischen Ausarbeitung des Themas fürs erste genug recherchiert zu haben. Da ich trotzdem das Thema vorerst nicht ganz verwerfen möchte, um ein anderes zu recherchieren, möchte ich versuchen, das Thema in der Phase des “Experimentierens” neu zu denken und anders zu betrachten. Vor allem möchte ich das Konzept aus der Praxis betrachten – obwohl es dazu wenig bis gar keine theoretischen Vorschläge für konkretes Design gibt. Viel mehr möchte ich das Recherchierte selbst in die Praxis überführen und versuchen emotionales Design in verschiedenen Bereichen des Kommunikationsdesigns anzuwenden, um zu sehen, wo das überhaupt Sinn macht, und ob sich mit der Zeit nicht vielleicht doch übergreifende Richtlinien ergeben, welche emotionales Design “umsetzbar” machen.

Plan für dieses Semester

Das bedeutet nun, dass ich mir Bereiche heraussuchen möchte, die mir besonders Spaß machen – wie Branding, Editorial Design, oder Social Media – und diese aus der Sicht des emotionalen Designs betrachten möchte. Sozusagen also einen Bereich des Grafikdesigns emotionalisieren. So wird klar werden in welchen Bereichen das vielleicht besonders viel Sinn macht, und wo man eher an die Grenzen des emotionalen Designs stößt. Eventuell kann sich so auch ein Bereich für die Masterarbeit herauskristallisieren. Für den ersten Teil und die ersten Blogeinträge möchte ich grafisch an einem Social Media (konkret Instagram) Auftritt einer selbst entworfenen Marke arbeiten und die recherchierte Theorie des letzten Semesters miteinfließen lassen.

Wie Social Media, Grafikdesign und emotionales Design zusammenpassen soll in einer kurzen Recherche zur Thematik verdeutlicht werden.

Social Media und Emotionen – theoretischer Hintergrund

Social Media wird gerne für die Präsentation von Marken und deren Werten genutzt. Dabei geht es nicht immer zwingend darum, über Social Media Produkte direkt zu verkaufen, sondern eher die Kundenbindung zu stärken und einen gewissen Lifestyle einer Marke darzustellen und zu vermitteln. Vor allem die Plattform Instagram bietet sich aufgrund des visuellen Fokus an, um eine Marke nach außen zu kommunizieren und mit Menschen zu interagieren. Um erfolgreich einen Instagram Auftritt aufzubereiten braucht es eine Strategie die dahintersteckt, um sowohl die Marke mit all ihren Werten aber auch eine gewisse User Experience und Emotionen zu vermitteln. An dieser Stelle wird emotionales Design wichtig und dahingehend auch der Begriff “branded Storytelling”, also der Einsatz von Storytelling im Kontext einer Marke und von Produkten. Wie im letzten Semester klar wurde, ist Storytelling ein wichtiger Anhaltspunkt für emotionales Design. Immer wenn Geschichten erzählt werden, sind automatisch Emotionen damit verbunden und die Möglichkeit, dass sich Menschen in diese Geschichten hineinversetzen und diese auf ihr eigenes Leben übertragen.

Immer mehr wird Social Media für die Präsentation von Marken und deren “Lifestyle” genutzt.

Wichtig ist also der Einsatz von Storytelling und dementsprechend auch von Grundlagen von Erzählungen. Über eine rein visuelle Plattform wie Instagram scheint das gar nicht so einfach, da die Ursprünge von Geschichten ja doch in gesprochener und geschriebener Form liegen. Instagram bietet zwar mittlerweile zahlreiche Möglichkeiten, wie der Einsatz von Videos, Reels, Stories etc. jedoch ist es auch wichtig, anhand normaler Posts Emotionen übertragen zu können. Ein Vorteil der visuellen Sprache ist es, dass viel eher emotionale Reaktionen hervorgerufen werden, da durch visuelle Informationen auch eine visuelle Informationsverarbeitung stattfindet. Dadurch versetzen wir uns leichter in Situationen und fühlen mit. Umso mehr sich Personen von einer Geschichte persönlich angesprochen fühlen, umso eher werden sie auch positiv, emotional über eine Marke denken und sich damit verbunden fühlen.

Bewegung in Bildern

Eine grundlegende Idee ist es somit Merkmale des klassischen Storytellings auf eine rein visuelle Form zu übertragen. Das beginnt bei der Chronologie und der Abfolge von Events, sowie Weiterentwicklung einer Story. Um dies visuell umzusetzen kann Bewegung in Bilder gebracht werden, welche dann eher eine Geschichte impliziert, als ein rein statisches Bild. Bewegung muss hier nicht gleich klassische Bewegung bedeuten. Es geht eher darum zu verdeutlichen, dass hinter einem Post bzw. einem Bild eine Geschichte und somit verschiedene Events stehen. Durch Bewegung werden auch die Spiegelneuronen im Gehirn aktiviert, wenn wir ein Bild betrachten. Diese sorgen dafür, dass Gesehenes mitgefühlt wird, da unser Gehirn eine ähnliche Repräsentation entwickelt.

Natürlichkeit und Emotion in Bildern

Ähnlich dazu sollten Bilder vermieden werden, welche wenig Emotionen vermitteln. Also Bilder die gestellt wirken, sehr statisch sind und fern aus dem Alltag vieler Personen. Eher sollte darauf geachtet werden, dass Personen in Bildern natürlich wirken, dass Mimik, Gestik und auch der Kontext einer Situation erkennbar sind, dass das Foto nicht gestellt wirkt, selbst wenn es das ist.

Anhand dieser theoretischen Rahmenbedingungen soll im nächsten Schritt versucht werden, einer Marke einen emotionalen Social Media Auftritt zu verschaffen.

Emotional Branding

In einem der letzten Blogeinträge wurde kurz das Thema des Emotional Branding erwähnt. Dieses Herstellen einer emotionalen Verbindung zu einer Marke hängt stark mit dem emotionalen Design einer Marke und von Produkten zusammen. In diesem Artikel wird das Thema des Emotional Branding also genauer betrachtet.

Funktionale und emotionale Werte

Emotional Branding baut auf emotionalen Bedürfnissen, wie Liebe, emotionaler Sicherheit und Stärke auf. Dies kann schließlich emotionale Reaktionen hervorrufen. Zu Beginn ist es wichtig zu erwähnen, dass im Design immer beide Ebenen, die funktionale und die emotionale Ebene betrachtet werden müssen. Denn ohne eine funktionale Ebene haben Produkte und Marken auch keinen Mehrwert für Kund*innen und somit kann dies auch nicht auf der emotionalen Ebene ausgeglichen werden. Allerdings gibt es hier einige interessante Aspekte zu betrachten (Kato, 2021). Der funktionale Wert kann nach Sheth, Newman und Gross (1991) definiert werden als “perceived utility derived from an alternative’s capacity for functional, utilitarian, or physical performance”. Es steht also immer Nützlichkeit und Funktionalität dabei im Vordergrund. Der Emotionale Wert hingegen wird definiert als “perceived utility derived from an alternative’s capacity to arouse feelings or affective states”. Hier sind die Gefühle, und affektiven Zustände von Bedeutung. Beides zusammen schafft eine optimale Grundlage für emotional Branding und Markenbindung.

Dazu ist es allerdings wichtig, dass die Balance zwischen den beiden Werten ausgeglichen bleibt. Denn gibt es in Verbindung zu einem Produkt zu viele Funktionen und Möglichkeiten zur Interaktion – vor allem bei digitalen Produkten – dann leidet vermutlich nicht nur die Usability darunter, sondern das Kaufverhalten wird dadurch auch nicht positiv beeinflusst (Kato & Tsuda, 2020). Im Gegenteil hat der emotionale Wert hier einen größeren Einfluss. Es handelt sich hier um die sogenannte “feature fatigue” nach der Produkte mit zu vielen Funktionen eher als unattraktiv für Konsumentinnen angesehen werden. Emotional ansprechende Produkte werden hingegen eher die Bedürfnisse der Konsument*innen in den Vordergrund stellen und somit eher zum Kauf anregen. Somit ergibt es nach Kato (2021) auch Sinn den emotionalen Wert eines Produktes in den Vordergrund zu stellen, um Produkte attraktiver zu gestalten, den funktionalen Wert aber auf jeden Fall nicht zu vergessen.

Wie eine emotionale Marke also schließlich in der Praxis aufgebaut und designed werden kann, soll im nächsten Abschnitt betrachtet werden. Dazu werden einige Anhaltspunkte und Beispiele beschrieben.

Fokus auf die richtigen Emotionen

Es gibt positive und negative Emotionen. Werden positive Emotionen wie Liebe, Freude, Glück, Mut, Optimismus oder Hoffnung über eine Marke transportiert, kann eine Marke beispielsweise humaner wirken und so näher an Kundinnen sein. Dazu muss im Designprozess bedacht werden, welche Emotionen bei Kund*innen ausgelöst werden sollten, um diese auch entsprechend zu vermitteln. Nur so können Kund*innen schließlich die Marke auch mit diesen Emotionen in Verbindung bringen und das Gefühl einer humanen, menschlichen Marke bekommen.

Einsatz von Bildern & Storytelling

Storytelling schafft Aufmerksamkeit und vor allem eine emotionale Wirkung. In einem Zitat nach Mark Scaefer wird das deutlicher: “We don´t have 30 seconds to be interrupted by advertising, however, when audiences are exposed to content that is valuable, entertaining, emotive and simply enjoyable – even if it´s branded – they miraculously have 30 minutes to watch and then share the content with their own audiences.”

Hilfreich sollte hier der Fokus auf einige wenige Emotionen sein, sodass diese über das Design klar vermittelt werden können (Brown, 2017). Beispielsweise fokussiert sich die Marke “Indego Africa” auf Emotionen wie Hoffnung und Mut. Diese werden direkt über das Design und Zusammenspiel von Bild und Sprache übermittelt und an Betrachter*innen übertragen.

Wichtig ist es die richtige Story zu finden. Oft werden aktuelle Anlässe und Situationen wie die Corona Pandemie genutzt, um emotionale Werbungen und Kampagnen zu starten. Das soll Kund*innen auf der emotionalen Ebene ansprechen. Mögliche andere Wege sind aber auch Geschichten über das Produkt, die Firma, einen Ort, die mögliche Zielgruppe oder einen “Hero”, welcher im Zentrum der Geschichte steht, zu starten.

Indego Africa (https://indegoafrica.org/)

Anpassung an die Zielgruppe

Die Marke Always (https://www.always.de/de-de/) beispielsweise spricht mit der Kampagne #LIKEAGIRL (2014) direkt die Zielgruppe an und schafft über Storytelling eine emotionale Wirkung, die Hoffnung und Ermutigung vermittelt. Auch in diesem Fall ist die Sprache der Bilder ausschlaggebend und im Zentrum. Dadurch das Menschen der Zielgruppe auf den Bildern abgebildet werden, wird das Design natürlich gleichzeitig auch wieder humaner und für die Zielgruppe nachvollziehbarer. Diese fühlen sich mit der Kampagne vielleicht selbst angesprochen.

Always Kampagne #LIKEAGIRL 2014

Personalisierte Produkte

Eine andere Möglichkeit des emotionalen Designs im Branding ist die Personalisierung und die direkte Ansprache der Kundinnen. Die Marke Function of Beauty lässt Kundinnen bei ihrer Bestellung ein Quiz ausfüllen, um ein optimales Shampoo für die Kundinnen herzustellen, das genau auf deren Bedürfnisse abgestimmt ist. Duft, Farbe, Inhaltsstoffe können selbst bestimmt werden. Der eigene Name wird auf die Verpackung des Produktes gedruckt, die im allgemeinen sehr minimalistisch gehalten ist. Kundinnen identifizieren sich mit dem Produkt, es wird auf ihre Bedürfnisse abgestimmt und es ist ihr persönliches Produkt – das schafft Bindung.

Function of Beauty (https://www.functionofbeauty.com/)

Brand Persönlichkeit

Auch ein definierter Charakter, der mit einer Marke assoziiert werden soll, kann hilfreich sein. Ist eine Marke vielleicht jung, sportlich, abenteuerlich, fröhlich oder ermutigend? Je nachdem, was die Marke widerspiegeln soll, sollte auch der Charakter definiert werden. Kundenbeziehungen werden dann stärker sein, wenn sich Kund*innen mit den Werten von Produkten und Marken identifizieren können. Und dieser Charakter kann sich im Produkt wiederfinden.

User Value

Die Vorteile der Marke konzentrieren sich auf das, was die Kund*innen an die Marke bindet. Am Beispiel von Apple, die einfach bedienbaren User Interfaces. Genau diese Benefits sollten schließlich auch in Kampagnen und dem Markendesign aufgegriffen werden. Ein gute Kauferlebnis schafft schließlich weiter positive Verbindungen. Beispielsweise ist eine Onlinebestellung vielleicht besonders einfach und reibungslos verlaufen (aus der Sicht des Designs durch entsprechende User Interfaces, Webdesign etc., vielleicht kommt das Produkt mit einer personalisierten Karte, wenn dieses geöffnet wird). Diese User Experiences können einen Einfluss darauf haben, ob eine Marke erneut gewählt wird oder nicht.


Quellen

Brown, E. (2017, 20. November). Emotional Branding: The Role of Positive Emotions In Branding. Verfügbar am 15. Jänner 2022 https://www.designmantic.com/blog/emotional-branding/

Kato, T. , & Tsuda, K. (2020). The effect of the number of additional options for vehicles on consumers’ willingness to pay. Procedia Computer Science, 176 , 1540–1547.

Kato, T. (2021). Functional value vs emotional value: A comparative study of the values that contribute to a preference for a corporate brand. International Journal of Information Management Data Insights1(2), 100024. https://doi.org/10.1016/j.jjimei.2021.100024

Sheth, J. N. , Newman, B. I. , & Gross, B. L. (1991). Why we buy what we buy: A theory of consumption values. Journal of Business Research, 22 (2), 159–170 .

(2021, 8. Februar). The Role of Emotion and Storytelling For Brand Building. Verfügbar am 15. Jänner 2022. https://rockcontent.com/blog/emotional-branding/

Emotional Typography

Nachdem in den letzten Blogartikeln die Thematik rund um emotionales Grafikdesign hauptsächlich theoretisch betrachtet wurde, sollte nun die praktische Umsetzung in den Mittelpunkt der Recherche rücken. Da Designs aus verschiedensten Elementen bestehen, können all diese Elemente auf unterschiedliche Weise Emotionen auslösen. Thema dieses Artikels sind zunächst Emotionen im Design mit Typografie. Hier stellt sich zunächst die Frage, ob Typografie überhaupt Emotionen auslösen kann. Wie in den letzten Artikeln klar wurde, können Emotionen im Design eine wichtige Auswirkung auf Betrachter*innen und Kund*innen haben. Typografie ist hier ein wichtiges Gestaltungsmittel im Design, mithilfe dessen die allgemeine Stimmung und ein Eindruck eines Designs übermittelt werden kann.

So können durch Farbe oder Schriftschnitte beziehungsweise Stil der Schriftart oder sogar bewegte Typografie, gewünschte Emotionen übermittelt werden. Durch bewegte Typografie zum Beispiel kann auch die Komplexität des Ausdrucks eines Designs erhöht werden, um bestimmte Stimmungen zu übermitteln (Amic, 2015).

Typografie und Emotionen – eine Studie

In einer Studie nach Koch (2012) wurde diese Thematik näher beleuchtet, indem Menschen nach den emotionalen Eindrücken bei der Betrachtung von verschiedenen Schriftschnitten der Schriftart Helvetica (serif, sans serif, light, bold, condensed, extended, square, round) befragt wurden. Diese klassische Schriftart kann vielfältig eingesetzt werden und weist daher auch nicht auf Kontexte hin, in denen diese verwendet werden könnte. So wurden Assoziationen mit bestimmten Emotionen vermieden. In dieser Studie konnten die Teilnehmer*innen pro Typografie Beispiel anhand von Bildern den Zusammenhang zwischen der Typografie und zwölf unterschiedlichen Emotionen bewerten (positiv und negativ)(Koch, 2012).

Einige interessante Ergebnisse der Studie nach Koch (2012):

  • Bei Schriftschnitten “light” und “bold” gab es einen signifikanten Unterschied in den Emotionen desire, satisfaction und fascination. Diese Emotionen wurden eher mit light Schriftschnitten assoziiert.
  • Beim Vergleich von runden und eckigen Schriftschnitten gab es keine signifikanten Unterschiede in den Emotionen
  • Hingegen bei condensed Schriftschnitten gab es signifikante Unterschiede in desire, satisfaction, joy und fascination
  • Umgekehrt waren die Emotionen dissatisfaction, fear, sadness und boredom signifikant unterschiedlich bei extended Schriftschnitten
  • serif wurde außerdem eher mit satisfaction assoziiert als serifenlos.

Werden diese Ergebnisse im Design mitbedacht so kann im Allegemeinen die visuelle Kommunikation verbessert werden, Typografie besser an den Kontext des Einsatzes angepasst werden und das Verständnis verbessert werden (Koch, 2012).

Experimentelle emotionale Typografie

Einem eher experimentellen und expressiven Zugang zu dieser Thematik hat sich Bujny (2016) gewidmet. Auch dieser beschäftigt sich mit emotionaler Typogafie und betrachtet unterschiedliche Möglichkeiten, diese in der Gestaltung von Postern einzubinden und so verschiedenste Emotionen und Eindrücke auszulösen und einen bleibenden Eindruck bei Menschen zu hinterlassen. Bujny betrachtet Poster zu gesellschaftskritischen Themen und analysiert diese anhand der Typografie (Bujny, 2016). Einige dieser Beispiele möchte ich in diesen Blogartikel aufnehmen, da diese emotionale Typografie gut in die Praxis umsetzen.

Bujny unterscheidet dabei zwischen verschiedenen Arten, Typografie in Plakaten einzusetzen (Bujny, 2016):

  • als einfache Caption
  • als Ergänzung zum Bild
  • als Element des Bildes
  • dominierende Typografie
  • manuelle/persönliche Typografie

Nimmt man die dominierende Typografie als Beispiel – oder auch ein Typografieposter – so wird die Typografie in den Vordergrund gestellt und sorgt so grundsätzlich für Aufmerksamkeit. Text arbeitet hier auch als Bild und übermittelt eine Message. Wird dieser Zugang schließlich mit Emotionen verknüpft kann ein Poster ähnlich zu dem nach Ania Iliszko entstehen. Hier wird das Thema der Depression auf emotionale Weise behandelt, indem die Buchstaben verformt werden und mit grafischen Mitteln ergänzt werden. Allein durch Buchstaben wird so eine Stimmung übermittelt, welche mit klassischer Typografie nur schwer übermittelt werden könnte.

Ania Iliszko – Depression

In einem anderen Beispiel von Joanna Patan wird das Thema der Freiheit in einem Poster behandelt. In diesem Fall kann man von Typografie als Ergänzung zum Bild sprechen. Auch hier wird durch den Einsatz von Wörtern eine wichtige Message und Stimmung vermittelt. Die Anordnung, die Größe der Schrift und die Kombination mit den grafischen Elementen untermalen das Thema der Freiheit und des Ausbrechens und durch die Platzierung des Textes in der Mitte wird die Aufmerksamkeit darauf gelenkt. Auch der Weißraum spielt hier natürlich eine wichtige Rolle. Trotzdem würde das Plakat ohne das Wort “Freedom” nicht die selbe Wirkung und Emotionalität erreichen.

Joanna Patan – Freedom

In einem dritten Beispiel von Jarek Bujny verschwimmt der Einsatz von Text mit dem Bild. So wird aus den unterschiedlichen Elementen ein ganzheitliches Bild geschaffen. So bekommen die Wörter und Buchstaben auch zusätzliche Aufgaben, neben dem Übermitteln einer Message. Im Poster zum Thema “Human?” werden die Buchstaben mit dem Bild verknüpft. Der Fokus liegt hier auf dem in der Mitte des Bildes und stellt das “M” in den Vordergrund.

Jarek Bujny – Human?

Typografie und Emotionen der Designer*innen

Auch Takahashi (2008), ein japanischer Designer beschäftige sich mit dem Thema der emotionalen Typografie. In seinem Buch “Emotional Typografie” stellt er Projekte dar, welche durch seine eigenen Emotionen beeinflusst wurden. In einem seiner Projekte wird Text im Zusammenhang mit Regen dargestellt. Hier sollen die Emotionen widergespiegelt werden, welche beim Betrachten von Regenfall aufkommen. Trotzdem bleibt der Text hier lesbar, wird aber mit einem Kontext und mit Emotionen verknüpft (Takahashi, 2008). Das alles wird durch das Verzerren von Buchstaben möglich und schafft sofort einen anderen Eindruck beim Betrachten der Seiten.

Takahashi (2008): Emotional Typography

Literatur:

Amic, G. H. (2015, 11. November). Typography Today: Emotion Recognition in Typography. Verfügbar **am 28. Dezember 2021 unter https://thecsdblog.wordpress.com/category/graphic-design/

Bujny, J. (2016). The emotional typography. Typography and Education (Academic Research/Presentations)/Experiments and Explorations in Education of Typography.[Paper presentation. TYPODAY 2016. Bangalore, India. https://www.researchgate.net/publication/305317588_The_emotional_typography_Typography_and_Education_Academic_ResearchPresentations_Experiments_and_Explorations_in_Education_of_Typography

Koch, B. E. (2012). Emotions in Typographic Design: An Empirical Examination. Visible Language46(3), 206-227. https://flatisbad.com/resources/Koch-VisibleLang12.pdf

Takahashi, Y. (2008) Emotional Typography.Kokokumaru.http://www.kokokumaru.com/english/chosho/typo.html

Emotionen im Designprozess, Empathie & emotional Branding

Grafikdesign hängt eng mit dem Vermitteln von Emotionen zusammen, wie in den letzten Blogartikeln klar wurde. Dieser Zusammenhang, sowie die Wichtigkeit von Emotionen im Designprozess sind Thema dieses Blogartikels.

Indem Grafiken durch unterschiedlichste Gestaltungselemente verarbeitet werden und Informationen visualisiert werden, werden gleichzeitig auch Emotionen vermittelt. Diese Emotionalität im Design kann schließlich dazu beitragen, dass die Kommunikation der Informationen verbessert wird und die Betrachter*innen dem Design mehr Aufmerksamkeit schenken. Ästhetik ist dabei ein wichtiges Prinzip – denn im Zusammenhang mit Ästhetik können auch Emotionen ausgelöst werden. Durch Farben, Bilder oder das gesamte Design werden die Informationen übermittelt die im Designprozess bearbeitet wurden und diese können schließlich emotional aufgefasst werden (Tongxiang JS Appararel Accessories Co. Ltd., 2021).

Diese Art der Wahrnehmung ist sehr subjektiv und hängt von Erfahrungen, der Vorstellungskraft, dem Denken und Verstehen der jeweiligen Person ab (Tongxiang JS Appararel Accessories Co. Ltd., 2021). Dieses Thema der Subjektivität im Design wurde auch im letzten Artikel schon behandelt. Persönlich gefällt uns, was zu uns passt. Passt das Produkt oder das Design zu unserem Lebensstil oder einem erwünschten Lebensstil, unserer aktuellen Lage, passt es zu unseren Werten, so werden wir das Produkt am ehesten ansprechend finden (Heimann & Schütz, 2018). Somit muss die Wirkung eines Designs nicht immer gleich sein. Normalerweise sollten Betrachter*innen die emotionale Funktion eines Designs jedoch durch Empathie, Erfahrungen und die Vorstellungskraft wahrnehmen. So können auch individuelle Wahrnehmungen entstehen, die den eigenen ästhetischen Bedürfnissen nahe kommen (Tongxiang JS Appararel Accessories Co. Ltd., 2021)(Liang, 2021).

Emotionalität im Prozess des Designens

In einem Blogartikel, auf den ich bei der Recherche gestoßen bin, wird davon geschrieben, dass es auch ein möglicher Ansatz sein kann, die Emotionalität eines Designs gar nicht auf den ersten Blick sichtbar zu machen. So bleibt den Betrachter*innen die Möglichkeit, durch die eigene Wahrnehmung und interessengeleitet das Design zu betrachten und das Denken anzuregen. Ähnlich dazu wird in diesem Artikel auch die Empathie im Design behandelt. Designer*innen bringen ihre eigenen Emotionen in Designs ein – das kann auch bei Betrachterinnen Wirkung erzielen. Vor allem Personifizierung und das Integrieren von Persönlichkeit in ein Design, kann ein Design emotional werden lassen. Diese Methode kann natürlich nur dann angewendet werden, wenn diese zum Design und der Stimmung der Betrachter*innen passt (Tongxiang JS Appararel Accessories Co. Ltd., 2021).

Designer*innen sollten sich auch immer mit dem Standpunkt der Betrachter*innen beschäftigen und nicht nur mit dem eigenen, sodass Emotionen im Design hier im Einklang sind. Emotionales Design gibt auch Inhalt für den Prozess des Designens und kann in der Kommunikation eine wichtige Rolle spielen. So kann die emotionale Erfahrung der Betrachter*innen verbessert werden. Um das zu erreichen, müssen neben visuellen, ästhetischen Aspekten im Design auch die emotionalen Eigenschaften der Kommunikation betrachtet werden, sodass das Design lebendiger, ausdrucksstärker und menschlicher ist und diese Emotionen auch bei den Menschen ankommen (Liang, 2021). Zumindest nach der Betrachtung der funktionalen Ebene im Design, können Emotionen in den Vordergrund rücken (Yen, Lin & Lin, 2014).

Wahrnehmung und Einfluss des emotionalen Designs

Zunächst wird das Gesamtbild des Designs wahrgenommen und erst im Anschluss in seine Einzelteile zerlegt. Das bedeutet, das emotionales Design im gesamten Prozess bedacht werden muss, um Produkte zu schaffen, die näher an den Emotionen der Menschen sind, sodass diese auch übermittelt werden können. So können die Emotionen der Betrachter*innen oder Konsument*innen in den Vordergrund gestellt werden und visuelles Kommunikationsdesign kann die emotionalen und psychologischen Bedürfnisse der Betrachter*innen umfassend berücksichtigen. Treffen Produkte schließlich die Bedürfnisse möglicher Kund*innen hat dies auch eine Auswirkung darauf, ob das Produkt gekauft wird oder nicht, da bevorzugt Produkte ausgewählt werden sollten, die auch den eigenen Emotionen, Reaktionen und Bedürfnissen entsprechen (Liang, 2021).

Schafft es eine Marke schließlich eine starke Verbindung zu Kund*innen herzustellen kann man von emotional Branding sprechen. Diese emotionale Verbindung zu einer Marke zeichnet sich dadurch aus, dass diese längerfristig besteht und mit positiven Emotionen und Leidenschaft verbunden ist. Zu einer emotionalen Marke gehören schließlich nach Yen, Lin und Lin (2014) Ästhetik, Kreativität und auch Attraktivität. Diese wiederum beeinflussen die Leidenschaft, die positiven Emotionen und Verbindungen zu einer Marke. Das Thema des emotionalen Brandings wird aber in einem der folgenden Artikel näher behandelt werden (Yen, Lin & Lin, 2014).


Quellen

Heimann, M., Schütz, M. (2018). Wie Design wirkt: psychologische Prinzipien erfolgreicher Gestaltung. Rheinwerk.

Yen, H. Y., Lin, P. H., & Lin, R. (2014). Emotional product design and perceived brand emotion. International Journal of Advances in Psychology (IJAP)3(2), 59-66. https://cid.ntua.edu.tw/files/IJAP6556.pdf

Liang, S. (2021). Research on Emotional Factors and Emotional Experience of Information Graphic Design in Visual Communication Design. Academic Journal of Computing & Information Science4(2). file:///Users/lisapassenbrunner/Downloads/ddIcFe9Z1BlTIucU79yolNNcdv2e9gVl3956FEwr%20(1).pdf

Tongxiang JS Appararel Accessories Co. Ltd. (2021, 23. November). Graphic design skills, emotional resonance method. Verfügbar am 13. Dezember 2021 unter https://www.linkedin.com/pulse/graphic-design-skills-emotional-resonance-method-jsfashion

Subjektivität im Design

Im letzten Eintrag wurde die Frage nach emotionalem Verpackungsdesign und dessen Wirkung behandelt. Dabei wurde festgestellt, dass emotionales Design von Verpackungen eine Wirkung auf die Wahrnehmung und Erwartung von intrinsischen Produkteigenschaften haben kann.

Aufgrund dieser Thematik bin ich für diesen Blogeintrag auf die Thematik des “subjektiven Designs” gestoßen und habe mir die Frage gestellt, inwiefern emotionales Design und Ästhetik im Design im Allgemeinen Wirkung haben kann, wenn wir doch alle einen unterschiedlichen Geschmack für Design haben und beim Kauf andere Faktoren in den Vordergrund stellen.

Somit wollte ich diesen Eintrag dem Thema widmen, ob Design nicht eigentlich “Geschmackssache” ist, und was im Design dann doch unabhängig von der Person und subjektiven Wahrnehmungen als ansprechend empfunden wird. Diese Frage ist schließlich auch für die Wirkung von emotionalem Design von Bedeutung (Heimann & Schütz, 2018).

Gefallen und Wirkung

Wichtig zu Unterscheiden ist hier zwischen dem Gefallen und der Wirkung eines Produktes. Nur weil ein Design/Produkt als ansprechend empfunden wird, muss es nicht gleichzeitig auch die Wirkung auf Betrachter*innen haben, die es haben soll. Genau so kann es beispielsweise aber auch die Intention eines Designs sein, besonders abschreckend zu sein (Beispiel: Warnungen). Dieses Design soll uns dann nicht gefallen – es soll eine bestimmte Wirkung erzielen. Umgekehrt kann ein Design als besonders ansprechend empfunden werden und trotzdem nicht die erwünschte Wirkung erzielen, weil wir vielleicht den eigentlichen Zweck des Designs nicht verstehen oder durch ein schönes Design davon abgelenkt werden. Diese Aspekte können auch im emotionalen Design besonders von Bedeutung sein – hier geht es ja genau darum bestimmte Emotionen in den Vordergrund zu stellen und Wirkungen zu erzielen.

Dieser Milchkarton (designed von Depot, einer russischen Designagentur) ist zwar ein gutes Beispiel für emotionales Design. Doch für welche Zielgruppe ist dieses Design nun ansprechend und für welche eher nicht? Subjektive Präferenzen spielen hier eine Rolle (Quelle: https://www.frankie.com.au/gallery/curious-milk-cartons-553460)

Wichtig ist die richtige Balance zwischen Gefallen und Wirkung. Ist es für ein Produkt entscheidend, dass dieses ansprechend auf Betrachter*innen wirkt? Dann sollte das Gefallen in den Vordergrund gerückt werden. Ist es hingegen wichtiger eine bestimmte Wirkung zu erzielen (beispielsweise bei Medizinprodukten etc.) ist es oft wichtiger das Gefallen als sekundär anzusehen und auch auf unangenehmen Aspekte hinzuweisen.

Was hat das alles nun mit subjektivem Empfinden zu tun? Persönlich gefällt uns, was zu uns passt. Passt das Produkt oder das Design zu unserem Lebensstil oder einem erwünschten Lebensstil, unserer aktuellen Lage, passt es zu unseren Werten, so werden wir das Produkt am ehesten ansprechend finden. Somit ist subjektives Empfinden im Design auch ein Urteil über uns selbst und womit wir uns gefallen.

Hinzu kommen schließlich übergreifende, globale Wunschbilder, die uns Menschen ansprechen und somit dazu beitragen, ob wir etwas als ästhetisch und ansprechen finden oder nicht. Hier wird von vielen Menschen dann die gleiche Meinung geteilt, da diese Wünsche und Gefühle in uns Menschen verankert sind, und es sich nicht um einen spezifischen Lebensstil handelt. (Beispiel: Viele Personen werden Bilder vom Meer oder Sonnenaufgängen etc. als ansprechend empfinden – es passt zu unserem Bedürfnis nach Freiheit, nach Neuanfängen) Beeinflusst werden diese globalen Wunschbilder schließlich wieder von subjektiven Bedürfnissen und Lebensstilen. Und spricht eine Ästhetik schließliche eine ganze Generation/Kultur/Zeit an, so kann man auch vom “Kult” sprechen. An diesen Dingen bleiben wir häufig auch hängen. Sie können uns prägen, wie bestimmte Kleidungsstile eine bestimmten Generation, oder eben, welche Designs wir als ansprechend finden und welche nicht.

Ein zusätzlicher Faktor ist der Kontext und der Bereich eines Produktes. Wir erwarten beispielsweise vom Design einer Website für eine Bank eine andere Wirkung als für die Website eines Festivals. Das gleiche Design würde bei beiden Szenarien ganz anders wirken und gut oder entsprechend weniger gut ankommen. Hier kann man von “inhaltlicher Stimmigkeit” sprechen. Selbes gilt wenn uns gewisse Dinge nur in einer kurzen Lebensphase oder zu einer bestimmten Jahreszeit gefallen (Heimann & Schütz, 2018).

Das Design von Apple wirkt auf viele Personen vielleicht gerade deswegen ansprechend, weil es zu ihrem modernen, fortschrittlichem Lebensstil passt, dieser Lebensstil erwünschenswert ist.

Ästhetische Grundprinzipien

Objektive, ästhetische Grundprinzipien haben die Wirkung, dass viele Personen diese als ästhetisch empfinden – überlagert werden diese schließlich wieder vom subjektiven Empfinden. Dazu gehört das Empfinden von Stimmigkeit im Design, also die Passung von Farben, Schriftbild, Bildern etc. auf einander zu einem stimmigen Gesamtbild. Ähnlich dazu die Balance zwischen Symmetrie und Assymmetrie im Desing. Grundsätzlich ist Symmetrie gut. Zu viel davon kann allerdings als langweilig oder leblos empfunden werden. Assymetrie kann ein Design hingegen spannender gestalten – ähnlich auch der goldene Schnitt im Design. Ein drittes Prinzip ist der Kontrast. Auch dieser ist wichtig um Spannung und gleichzeitig Harmonie im Design zu erzeugen. Kontrast kann durch Farben oder Gegensätze erzeugt werden.

Auch bei diesen Grundprinzipien spielen natürlich kulturelle oder persönliche, subjektive Einflüsse eine Rolle. Ist man zum Beispiel eher künstlerisch veranlagt, empfindet man vielleicht komplexere, assymetrische Layouts als besonders ansprechend, für andere Personen ist das vielleicht zu viel Assymetrie (Heimann & Schütz, 2018).

Subjektivität im Prozess des Designens

Geht man die Thematik von einem anderen Blickwinkel an, ist es auch wichtig zu hinterfragen inwiefern das subjektive Empfinden eines Designers den Designprozess und das finale Design eines Produktes beeinflussen kann. Schließlich hat auch jeder Designer und jede Designerin einen persönlichen Designstil und trifft somit vielleicht subjektive Designentscheidungen. Auch Designguidlines und Prinzipien sind zu einem gewissen Grad subjektiv, da Menschen immer in einer gewissen Hinsicht subjektiv agieren. Wir bringen subjektive Erfahrungen, Intuitionen und Fähigkeiten ins Design und treffen Entscheidungen. Entgegensteuern kann man dieser Subjektivität nur, indem man sein Design kritisch betrachtet (Bradley, 2014).

Fragestellungen für das Design

Zusammenfassend sind folgende Fragestellungen im Design also von Bedeutung:

  • Möchte ich ein ansprechendes Design schaffen oder eines das wirkt?
  • Welche Wirkung soll mit dem Design erzeugt werden? Muss ich dazu vielleicht auch in der Gestaltung anders vorgehen, um beispielsweise auch negative Emotionen hervorzurufen?
  • Wer ist meine Zielgruppe und von welchem Selbstbild oder Lebensstil sind diese geprägt. Was könnte dieser Zielgruppe gefallen und auf diese besonders ästethisch wirken. Worauf legen diese den Fokus in einem Produkt? Die Funktion, die Ästhetik?


Quellen:

Bradley, S. (2014, 10. Februar). Good Design Is Subjective. Verfügbar am 29. November. 2021 unter https://vanseodesign.com/web-design/good-design-is-subjective/

Heimann, M., Schütz, M. (2018). Wie Design wirkt : psychologische Prinzipien erfolgreicher Gestaltung. Rheinwerk.

Emotional Packaging Design

Nachdem im ersten Blogeintrag die Grundlagen zu Emotionalem Design beschrieben wurde, wird in diesem Beitrag das emotionale Packaging Design und dessen Auswirkungen in der Theorie näher betrachtet.

Verpackungen sind im Allgemeinen der erste Eindruck, den Konsumenten von einem Produkt erhalten, wenn sie dieses sehen (Gunaratne et al., 2019). Hier schließt auch die Theorie von Norman in Bezug auf emotionales Design an. Dieser sieht im Design und im emotionalen System des Menschen “three levels of processing”. Die viszerale, die behaviorale und Ebene der Reflexion. Auf diesen drei Ebenen kann das Design und dessen Wahrnehmung beeiflusst werden.

Für Designer ist die viszerale Ebene deshalb von Bedeutung, weil diese auf sofortige Wahrnehmung des Aussehens und Eigenschaften eines Produktes reagiert. Somit auch auf Verpackungen. Die Verhaltensebene beschäftigt sich damit, wie Nutzerinnen eine Aktivität ausführen und wie schnell diese ihre Ziele mithilfe eines Produktes erreichen können (Komninos, 2020). Auch diese Ebene kann im Zusammenhang mit dem Umgang mit Verpackungen wichtig sein. Für das emotionale Design ist aber vor allem die Ebene der Reflexion von großer Bedeutung. Emotionen, die auf dieser Ebene ausgelöst werden, sind mit längerfristigeren Erinnerungen verbunden, die über die Dauer der Benutzung eines Produktes hinausgehen. Die Ebene der Reflexion lässt Nutzerinnen darüber entscheiden, ob ein Produkt in Zukunft wieder verwendet wird oder nicht und welche persönliche Bedeutung es hat. Alle drei Ebenen der Verarbeitung und Wahrnehmung arbeiten zusammen, um ein Bild über ein Produkt und die Nutzung dessen zu konstruieren. Die drei Ebenen schaffen schließlich kognitive und emotionale Zustände und können beeinflussen Produkte zu kaufen (Norman, 2013).

Extrinsiche Faktoren, wie die Verpackung, können einen Einfluss darauf haben, welche Erwartungen man für intrinsische Faktoren des Produktes (beispielsweise der Geschmack) hat.

Für das Verpackungsdesign bedeutet das, dass dieses ein wichtiger Faktor in der Marketing Kommunikation ist. Käufe werden schließlich unter anderem auch auf Basis von äußeren Produkteigenschaften und dem Aussehen von Verpackungen getätigt. Gerade dann, wenn das eigentliche Produkt auch aufgrund der Verpackung nicht sichtbar ist. Dieser Unterschied zwischen extrinsichen und intrinsischen Werten kann für emotionales Design von Bedeutung sein. Intrinsische Werten von Produkten, wie der Geschmack, der Geruch, Texturen und Material werden mit senorischen System in Verbindung gebracht. Im Gegenteil dazu, werden extrinsiche Faktoren, also auch die Verpackung oder das Branding, das Verpackungsmaterial oder der Name der Marke mit kognitiven und psychologischen Mechanismen wahrgenommen.

There is a difference in how consumers perceive extrinsic product cues like flavour, aroma, texture and to how they perceive extrinsic product cues like packaging material, information and brand name (e.g. packaging material, information, brand name, price)

(Ng et al., 2013)

Durch Verpackungen werden also Erwartungen an die intrischen Werte des Produktes geschaffen. Diese können schließlich bestätigt oder nicht bestätigt werden. Wichtig ist allerdings, das extrinsiche Faktoren die Erwartungen über das eigentliche Produkt positiv (oder auch negativ) beeinflussen können, wenn emotionales Design bedacht wurde (Gunaratne et al., 2019).


Quellen:

Gunaratne, N. M., Fuentes, S., Gunaratne, T. M., Dennis Torrico, D., Francis C., Ashman H., Gonzalez Viejo, C., Dunshea, F. R. (2019) Effects of packaging design on sensory liking and willingness to purchase: A study using novel chocolate packaging. Heliyon, 5, 6. https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2019.e01696

Komninos, A. (2020). Norman´s three levels of design. Verfügbar 13. November 2021 unter https://www.interaction-design.org/literature/article/norman-s-three-levels-of-design

Ng et al., 2013M. Ng, C. Chaya, J. HortThe influence of sensory and packaging cues on both liking and emotional, abstract and functional conceptualisationsFood Qual. Prefer., 29 (2) (2013), pp. 146-156

Norman, D. A. (2013). The design of everyday things (revised and expandededition). The MIT Press.

Abbildung gefunden unter:

https://emotionalseo.com/wp-content/uploads/2020/10/tcup2.jpg

Emotional Design

Als Themengebiete im Rahmen von Design&Research habe ich mich mit Emotional Design, Minimalismus im Design und mit Visual Corporate Identity beschäftigt. Für die weitere Recherche fokussiere ich mich zunächst auf das Thema des Emotional Design, möchte aber auch Inhalte aus dem Bereich des Minimalismus miteinfließen lassen.

Mögliche Schwerpunkte sind:

Einsatz von Storytelling für Branding, Einsatz von Farben und Schrift für emotionales Design, emotionales Verpackungsdesign, Minimalismus als Designprinzip

Grundlagen zum Thema Emotional Design

Emotionales Design ist ein Konzept mit dem Ziel bei Nutzer*innen von Produkten positive emotionale Erfahrungen hervorzurufen und negative Erfahrungen zu vermeiden. Daher spielt bei emotionalem Design neben der Funktionalität auch die emotionale Gestaltung von Produkten eine Rolle (Roth & Saiz, 2017). Emotionales Design kann für die Gestaltung von digitalen Anwendungen bedeutet sein, um Interaktionen mit positiven Momenten zu verknüpfen und deren Bedürfnisse in den Vordergrund zu stellen (Diefenbach & Hassenzahl, 2017). In Bezug auf Grafikdesign kann emotionales Design beispielsweise für Branding, Packaging Design oder in Verbindung mit Storytelling eingesetzt werden. Hierbei spielen verschiedenste Faktoren eine Rolle. Beispielsweise können Farben eine spezielle Wirkung auf Kund*innen haben. Je nachdem wie sie gemeinsam oder einzeln eingesetzt werden, spielen auch Kontraste eine Rolle, welche eine bestimmte Stimmung erzeugen können (Heimann & Schütz, 2018). Zusätzlich kann die Auswahl von Schrift, einen wichtigen Beitrag zur Wahrnehmung von Marken haben. Diese sollte im Idealfall die Inhalte und Werte der Marke widerspiegeln, die Texte beinhalten.

Auch im Corporate Design und bei Brandings spielet emotionales Design eine wichtige Rolle. Diese können bei möglichen Kund*innen positive Emotionen hervorrufen und so weiters die Markentreue beeinflussen (Boell, 2016). Beispielsweise kann Storytelling eingesetzt werden, um eine persönliche Verbindung zu einer Marke zu schaffen. Geschichten werden leicht erinnert und können Emotionen auslösen (Heimann & Schütz, 2018). Dabei werden Entscheidungen auch oft von unseren Emotionen beeinflusst. Emotionen können sogar notwendig sein, um überhaupt rationale Entscheidungen zu treffen und tragen dazu bei, ob etwas im Gedächtnis bleibt, weil es entweder mit positiven oder negativen Emotionen verknüpft wurde (Herbst, 2014).

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Auch das Verpackungsdesign hat eine wichtige Rolle, wenn es um Kaufentscheidungen und emotionale Verbindungen zu Produkten kommt. Hierbei spielen beispielswiese Farben, Typografie, Layout, Minimalismus und Ästhetik zusammen, um ein emotionales Packaging zu erzeugen (page-online). Gerade auch beim Auspacken der gekauften Produkte kann ein Markenerlebnis durch positive Emotionen geschaffen werden. Auch das muss bei der Gestaltung von Verpackungen berücksichtigt werden (Worth, 2017).

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Quellenverzeichnis

Boell, W. (2016) Emotional Branding: Von der Marke zur Lieblingsmarke. Abgerufen am 24. Oktober 2021 unter https://www.weka.ch/themen/marketing-verkauf/marketing-strategie/branding-und-marke/article/emotional-branding-von-der-marke-zur-lieblingsmarke/

Diefenbach, S. & Hassenzahl, M. (2017). Psychologie in der nutzerzentrierten Produktgestaltung: Mensch-Technik-Interaktion-Erlebnis. Springer. https://doi.org/10.1007/978-3-662-53026-9

Heimann, M. & Schütz, M. (2018). Wie Design wirkt: psychologische Prinzipien erfolgreicher Gestaltung. Rheinwerk Design.

Adlmaier-Herbst, D. G. (2014). Storytelling. (3. Aufl.). UVK.

Riley, S. (2019). Mindful Design: How and Why to Make Design Decisions for the Good of Those Using Your Product. Apress. https://doi.org/10.1007/978-1-4842-4234-6

Roth, M. & Saiz, O. (2017). Emotionen gestalten: Methodik und Strategie für Designer. Birkhäuser.

Shaw, C. & Hamilton, R. (2016). The Intuitive Customer: 7 Imperatives For Moving Your Customer Experience to the Next Level. Palgrave Macmillan. https://doi.org/10.1057/978-1-137-53430-9

Worth, N. (2017). Emotional Packaging Design. Abgerufen am 24. Oktober 2021 unter https://www.brandstolife.com.au/emotional-packaging-design/

Zusätzliche Links:

http://retinart.net/graphic-design/power-emotion-graphic-design/

Abbildungen gefunden unter:

https://www.brandstolife.com.au/emotional-packaging-design/