Das negative Image Osteuropas

Osten, Westen, Europa.

Für die meisten hat der Gedanke an Osteuropa einen bitteren Beigeschmack. Heute befinden sich osteuropäische Städte in einer postsozialistischen Transformation, der Europäisierung und Globalisierung. Diskurse über die postsozialistische Identität versuchen häufig, die Identität dieser Städte zu “europäisieren” und Elemente insbesondere der sozialistischen Vergangenheit zu verdrängen.

Die Massenmedien sind mächtige Imageträger und ihre Rolle bei der Gestaltung des Images eines Landes, darf nicht unterschätzt werden. In den 1990er Jahren gab es eine Zunahme von Nation-Branding-Theorien und ihre anschließende Reflexion in verschiedenen Bereichen unter anderem der Medienwissenschaft oder Kulturanthropologie. Dieses Phänomen lässt sich auf die sich ändernden Regeln der internationalen Beziehungen zurückzuführen. Laut Van Ham ist Nation Branding heutzutage aufgrund dieser Veränderungen unabdinglich.

Die postkommunistischen Länder haben oft mit Begriffen wie Rückständigkeit, Irrationalität und Unterentwicklung zu kämpfen. Massenmedien verstärken diese Rezeption. Eine typische osteuropäische Stadt zeigt wahrscheinlich endlos betonierte Wohnblocks und traurige, düstere Menschen. Woher stammt jedoch dieses negative Bild Osteuropas und wie kann Design dazu beitragen dieses Image zu verändern?

Das eurozentristische Image, dass uns medial vermittelt wird, ist tatsächlich tiefer historisch verankert, als manche das zu erwarten vermögen. Die Teilung von Ost und West, fand schon während des Schismas statt, was dazu führte, dass sich nur die Kirche in verschiedene Konfessionen trennte, sondern die Ideologien der Menschen in Europa ebenso. Ein weiterer Faktor ist auch die geologische Lage Osteuropas. Lange Gebirgszüge und breite Gewässer, die sich von Nord nach Süd erstrecken, begünstigen die Trennung. Dazu kommen noch die sprachliche Barriere und die Ausprägung heterogener Völker. Im Laufe der Zeit sind viele Reitervölker in Steppengebieten eingedrungen, was dazu beitrug, dass Osteuropa ständig als Tür zwischen Westeuropa und Asien agierte. Es kam zu Binnenkolonisationen und die Leibeigenschaft wurde dadurch sehr spät abgeschafft. Die Folge dessen, war eine späte städtische Verdichtung. Seit dem Spätmittelalter, drang in den Westen ein verstärktes kapitalistisches System ein. Die Französische Revolution fand im 18. Jahrhundert statt, während es zur Oktoberrevolution erst 200 Jahre später kam.

Heute stehen wir vor einem eventuellen Wendepunkt: Osteuropa wird für viele immer interessanter. Das postkommunistische Image wird entweder genutzt oder verdrängt, um sich international neu zu positionieren. Kommunismus wird als „hipp“ und „alternativ“ angesehen, während andere osteuropäische Länder von diesem Image abschrecken. Sprich, in Osteuropa kommt es zur Gentrifizierung. Auch Design spielt dabei eine wichtige Rolle. Design sieht es nicht nur als Ziel Dinge zu „verschönern“, sondern besitzt Funktionen, die unseren Lebensraum gestalten und bestimmen. Durch den Einfluss von Design, kann die Vergangenheit zum reflektieren verleiten, aber auch Möglichkeiten für Neues schaffen. Design birgt Chancen mit sich und das enorme Potential in diesen Gebieten, kann dadurch genutzt werden.

Quellen:

Bašan, Lorena / Bagarić, Lidija / Lončarić, Dina: Impact of brand recognition on reinforcing the destination’s image. Tourism in Southern and Eastern Europe. 2013

Young, Craig / Kaczmarek, Sylvia: The socialist past and postsocialist urban identity in Central and Eastern Europe: The case of Łódź, Poland. European urban and regional studies. 2008.

Môcová, Lenka: Image of Slovakia in the context of Eastern Europe. University of Žilina. 2017.

Jobst, Kerstin: Vom Herzen Europas und der Suche danach. Anmerkungen zum historischen und
gegenwärtigen Ostmitteleuropabegriff. In: Justus H. Ullbricht (Hrsg.): Europa (er)finden. Kulturelle Identitäten in Europa. Eine Dokumentation. Weimar. 2006.

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