Emotionen sind im Film ein wichtiger Bestandteil der Dramaturgie. Denn mithilfe derer wird die Wahrnehmung der Zuschauer beeinflusst. Neben dem Unterhaltungsfaktor kann mit der Erzeugung von bestimmten Emotionen eine Szene, Gefühlswelt von fiktiven Charakteren oder Objekten hervorgehoben und eine gewissen Stimmung ausgelöst werden.
Da der Mensch in der Regel ein emotionales Wesen, ist kann dessen Empfinden (un-)bewusst gesteuert werden. Im Film werden dazu audiovisuelle Mittel genutzt, wie zum Beispiel Musik. Um auf diesen Punkt weiter einzugehen, habe ich mir folgendes Beispiel für einen Thriller ausgedacht:
In einer kurzen Szene eines fiktiven Films sieht man eine blutüberströmte Frau, die panisch durch Unterholz rennt und immer wieder ihren Blick hinter sich wirft. Es ist kurz vor Mitternacht und dementsprechend dunkel. Lediglich der Vollmond wirft sanftes Licht durch das Gestrüpp, wodurch die Wunden der Frau feucht glitzern. Die Kameraeinstellung wechselt hektisch von einer Totale, zu einer Halbnahen und schließlich verschiedenen Nahaufnahmen. Der Zuschauer hört das Brechen der Äste unter den Schritten der Frau. Sie fällt alle paar Meter erschöpft zu Boden, doch rappelt sich genauso schnell wieder auf. Eine mächtige und bedrohliche Musik setzt leise ein und wird Sekunde für Sekunde immer lauter, dröhnender, fast unerträglich basshaltig.
Das Wimmern der Frau wird immer wehleidiger, schmerzerfüllter und ängstlicher. Ihre Panik greift um sich; macht sie taub. Nur noch ihr pochendes Herz ist zu hören. Dann Stille. Ein markerschütternder Schrei erklingt. Erneut Stille. Das Bild ist abrupt schwarz geworden. Ende.
Nun sollte der Leser, mit genug Vorstellungskraft, in der Lage sein, Spannung zu empfinden- eventuell sogar Angst.
Würde man nun die gleiche Szenerie nehmen und anstatt der bedrohlichen Musik einen fröhlichen Pop-Song, hätte es eine andere Wirkung auf den Zuschauer bzw. in meinem Fall, dem Leser. Der Spannungs-Aufbau wäre nicht mehr gegeben und auch die Neugier, was nach dem Schrei passiert, wäre verschwunden.
Selbst wenn man die Musik, andersrum abspielen lassen würde, also erst laut und dann immer leiser werdend, hätte es eine andere Wirkung. Es geht hierbei nur um Details, die das große Ganze beeinflussen.
Genau so wie mit der Musik funktioniert die Erzeugung von Emotionen mit Farbgestaltung (Color Grading), Sound Effekten, Schnitten, Special Effects/VFX, Kameratechniken wie Zoom in/out, Kameraschwenks, Perspektiven, verschiedenen Einstellungsgrößen und vielen mehr.
Diesen Blogeintrag möchte ich als Anstoß in die Vertiefung meiner Themenauswahl für meine Masterarbeit nutzen.