Digitalisierung analoger Fotografien

Der dritte Blogeintrag befasste sich mit der analogen Doppelbelichtung, die nicht ganz so funktioniert hatte, wie geplant. Mit den Abzügen erhielt ich die Filmstreifen, die ich zuvor mit der analogen Kamera belichtet hatte. Die Filmstreifen waren nahezu komplett leer, da irgendein Arbeitsschritt oder mehrere Schritte im Prozess fehlerhaft waren. Jedoch bemerkte ich, dass ein paar weitere Fotos auf den Filmstreifen zu erkenn waren, die ich nicht als Abzüge erhielt. 

Das hielt ich für einen Ausgangspunkt für ein weiteres Experiment und nahm mir vor, die Negative zu digitalisieren. Gewöhnlich werden Negative mit einem speziellen Gerät gescannt und dann digitalisiert. Ähnlich funktioniert das auch bei Kleinbild-Dias. Da ich aber so ein Gerät nicht besitze, habe ich einen anderen Weg gefunden, wie ich die kleinen Fotos vergrößern und digitalisieren kann. Auch hier begann ich das Equipment meines Großvaters zu nutzen. Das „Hama Video Copier“ ist ein Hilfsmittel, in das Kleinbild-Dias eingesteckt und betrachtet werden können. Es wurde oftmals für den Videoschnitt verwendet. Es handelt sich um ein Vorsatzgerät für Videokameras zum Überspielen von Dias und Negativen. Dieses Gerät wurde eignete sich deshalb sehr gut für die Digitalisierung. 

Abbildung 1: Hama Video Kopierer Vorsatz

Abbildung 2: Hama Video Kopierer Vorsatz

Hierfür wurden die Filmstreifen eingesteckt und gegen das Licht gehalten. Nun wurde mit der Systemkamera XT-3 der Marke Fujifilm und einem 35mm f1.4 sechs Negative abfotografiert.

Im zweiten Schritt wurde das Negativ farblich umgekehrt – ein negatives Negativ entstand. So wurden die Farben wieder umgekehrt und das Foto ähnelte dem bereits zugeschickten Abzug. 

Für die Weiterverarbeitung wurden acht weitere Arbeitsschritte festgelegt, bei denen Farben und Kontrast angepasst wurden. 

01: Original
02: Negativ (Farben umgekehrt)
03: Negativ Ausschnitt
04: Anpassung der Helligkeit, Farbbalance und Kanäle + selektive Farbkorrektur
05: Fotofilter (Anpassung Farbtemperatur)
06: Anpassung der Gradiationskurve 
07: Verwendung Colour Lookup: 2Strip.look
08: Verwendung Colour Lookup: Candellight.CUBE
09: Verwendung Colour Lookup: FallColors.Look
10: Schwarzweiß

Die definierten Arbeitsschritte dienten als Parameter, um die Fotos anschließend miteinander vergleichen zu können. Bei den Negativen A, C, D und E funktionierte es sehr gut. Die Motive sind nach der Digitalisierung gut zu erkennen, auch wenn die Abzüge ein wenig verpixelt und unscharf sind. Bei den beiden anderen Negativen B und F funktionierte es ebenfalls, jedoch ist nicht viel zu erkennen, da viele Bereiche die Fotos dunkel erscheinen lassen. 

Abbildung 3: Negativ A und Weiterbearbeitung

Abbildung 4: Negativ B und Weiterbearbeitung

Abbildung 5: Negativ C und Weiterbearbeitung

Abbildung 6: Negativ D und Weiterbearbeitung

Abbildung 7: Negativ E und Weiterbearbeitung

Abbildung 8: Negativ F und Weiterbearbeitung

Um die farblichen Unterschiede der einzelnen Parameter noch mehr zu erkennen, wurden animierte gifs in Photoshop erstellt. Die Ergebnisse zeigen zwar leicht verpixelte Fotos, doch der Charme der Analogfotografie ging auch in den digitalen Arbeitsschritten nicht verloren. Einerseits liegt das an den Farben und den ausgewählten Motiven, andererseits auch an teils über- oder unterbelichteten Bereichen. Die kleinen Löcher der Negative erzeugen an den Rändern auch dunklere Streifen, was ebenfalls zum analogen Erscheinungsbild beiträgt. 

Animiertes gif 1: Negativ A

Animiertes gif 2: Negativ B

Animiertes gif 3: Negativ C

Animiertes gif 4: Negativ D

Animiertes gif 5: Negativ E

Animiertes gif 6: Negativ F

Bildnachweise:
Abbildung 1 – 8: Miriam Rein
Animiertes gif 1 – 6: Miriam Rein

Analogfotografie: Wie entsteht aus einem Negativ ein Fotoabzug?

Nach der Recherche ist vor der Recherche: Letztes Semester widmete ich mich der Fotografie als Teil der visuellen Sprache. Ich warf einen Blick auf die Entwicklung der Digitalisierung, beleuchtete verschiedene Bildtheorien und das Verhältnis vom Bild zur Realität. Diese Beziehung hatte sich Grundlegend geändert – die digitale Kameratechniken und die Einführung des Smartphones ermöglichten viele, neue und vor allem einfachere Wege, ein Foto reproduzieren, bearbeiten und vergrößern zu können. 

Nun möchte ich mich (vorerst) im Bereich der Analogfotografie aufhalten und zum gegebenen Zeitpunkt verschiedene Experimente durchführen. Doch bevor ich mich dem widme, möchte ich zuerst das Vorgehen verstehen. Wie funktioniert analoge Fotografie? Was passiert in der Kamera? Und wie wird aus einem kleinen Negativ ein vergrößertes Foto? 

Wie der Begriff „Analogfotografie“ verrät, handelt es sich um eine „sinngemäße Übertragung“ (von. griech. „aná“ = gemäß und „lógos“ = Wort, Maß, Denken, Vernunft).1

In einer analogen Kamera befindet sich ein Filmstreifen, der mit Silberhalogenidkristalle überzogen ist. Diese dünne Schicht ist sehr lichtempfindlich. Das Licht spielt die zentrale Rolle in der analogen (und natürlich auch in der digitalen) Fotografie. Ohne Licht kann kein Bild existieren, da komplette Dunkelheit nur schwarz bedeutet. Sobald das Licht durch das Öffnen der Blende auf den Filmstreifen trifft, wird dieser belichtet. D.h. eine chemische Reaktion findet statt und ein Abdruck wird in die Emulsion gebrannt. Ein latentes (von griech. „latens“ / „latere“ = verborgen sein) Bild wird erzeugt.2 Ein Film ist dann komplett belichtet, wenn die gesamte Rolle einmal durchgelaufen ist. Es gibt unterschiedliche Formate und Größen eines Filmes. Je nach dem kann eine bestimmte Anzahl an Fotos mit einem Film aufgenommen werden.  

Abb. 1: Ein vollbelichteter Filmstreifen
Quelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/vintage-klassisch-retro-analog-9858905/

Die chemische Reaktion bei analoger Fotografie

Das Fotopapier besteht aus Celluloid, darauf ist eine Schicht aus Gelatine und Silberbromid, welche zuständig für die Färbung des Papiers ist. Darauf ist eine Schutzschicht aus Gelatine, die das Foto vor Kratzern und Schmutz schützt. Die Emulsion besteht aus Silberbromid, manchmal auch Chlorid. Die Mikrokristalle, die darin enthalten sind, sind gleichmäßig verteilt. Wenn Licht auf die Bromidionen trifft, wird ein Elektron energetisch angehoben und von Silberionen aufgenommen werden. Dadurch entsteht elementares Silber und weitere Silberteile können sich dort anlagern. Ein Silbercluster oder ein „Latentbildkeim“ entsteht.3

Der nächste Schritt ist die Entwicklung

Der Entwickler ist ein Stoff, der gut Elektronen abgibt. Aus den Silberionen entsteht elementares Silber. Die Silbercluster befinden sich an den Stellen, auf denen zuvor sehr viel Licht eingetroffen ist. Dort läuft nun eine schnelle Reaktion ab und weitere Ionen, die sich in der Nähe befinden, werden zu Silber. Somit wird das Bild langsam sichtbar. Der Vorgang muss ab einem bestimmten Zeitpunkt gestoppt werden, da ansonsten die Reaktion immer weiterläuft und das Bild unkenntlich gemacht wird. Das Foto wird deshalb in ein sog. „Stoppbad“ gelegt. Alle Stellen, die vorher belichtet wurden, sind nun schwarz gefärbt. Die Silberionen müssen noch in der Fixierung abgewaschen werden, um eine erneute Reaktion verhindern zu können. 

So entsteht ein Negativ, das auf ein neues Fotopapier gelegt und kurz belichtet wird. Das Fotopapier wird ebenfalls entwickelt und ein Positiv, also ein Abzug des Fotos, entsteht. 

Farbfotos können auf die gleiche Art und Weise entwickelt werden. Der Unterschied hier ist, dass es verschiedene Schichten für Farben im Fotopapier gibt, die unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Außerdem wird das Fotopapier etwas anders hergestellt und aufbereitet.4

Abb. 2: Geöffnete Analogkamera mit eingelegtem Film in der Filmkammer.
Quelle: https://www.pexels.com/de-de/foto/nahaufnahmefoto-der-analogen-kamera-3693701/

Quellen:

1   Vgl. https://www.duden.de/rechtschreibung/analog_Adjektiv#herkunft – Zugriff am 13.04.2022

2  Vgl. „Analoge Fotografie – Grundlagen und Tipps“. https://www.pixolum.com/blog/fotografie/analoge-fotografie-grundlagen-und-tipps – Zugriff am 13.04.2022

3  Vgl. „Wie werden Fotos entwickelt?“ Chemie – Simpleclub. https://www.youtube.com/watch?v=nxMl_DvMOvk – Zugriff am 14.04.2022

4 Vgl. ebd.