Kritische Bewertung einer Masterarbeit

Nach einer ausführlichen Recherche nach Arbeiten, die sich für diese Aufgabe geeignet hätten, habe ich die Masterarbeit von Stefanie Weberhofer untersucht. Die Arbeit trägt den Titel „Keeping It Reel. Eine künstlerisch-philosophische Auseinandersetzung mit den medienspezifischen Eigenschaften des photochemischen Films im digitalen Zeitalter.“ Und entstand an der Universität Wien im Jahr 2017 im Studiengang Theater-, Film- und Medientheorie.
Es handelt sich zwar um eine Theoriearbeit, trotzdem lieferte mir die Untersuchung reichlich Erkenntnisse über die Herangehensweise, Strukturierung und den Umfang, die mir bei meiner Masterarbeit helfen werden. Womöglich werde ich ein paar Aspekte auf meine Thematik übertragen.

Gestaltungshöhe
Die Masterarbeit setzt sich großenteils theoretisch mit der Thematik auseinander und weißt deshalb keine eigene Gestaltungshöhe auf. Es wurde kein eigenes gestalterisches Projekt erarbeitet, da die Autorin einen theoretischen Studiengang ausgewählt hat und nicht einem Design-Studium nachgegangen ist.

Innovationsgrad
Die Masterarbeit befasst sich zwar mit dem Vergleich von analogem und digitalem Filmmaterial, was zunächst nichts Neues ist, jedoch beleuchtet die Autorin es von mehreren Blickwinkel, was nun zu eigenen, innovativen Erkenntnissen führt. 

Selbstständigkeit
Im vierten Kapitel wird ein Blick auf den Film „As Film Goes Byte – the change of film perception“ geworfen. Dieser Film wurde zeitgleich sowohl analog als auch digital aufgenommen. Hier wäre womöglich ein ein eigenes Projekt denkbar gewesen. Wahrscheinlich hätte es aber den Umfang und den Fokus der Arbeit überschritten. Deshalb wurde auf bestehendes Material zurückgegriffen.

Gliederung und Struktur
Bereits beim ersten Überfliegen der Arbeit konnte ich einen Überblick über das Thema erlangen, was an der guten Strukturierung lag. Der Blick auf das Inhaltsverzeichnis zeigt schon, dass die Autorin sorgfältig das Thema gegliedert hatte. Trotzdem hat sie im zweiten Kapitel vier Unterpunkte (z.B. 2.1.1.1. Kameras), was in meinen Augen etwas zur Unübersichtlichkeit führt. Hier hätte ich mir eine andere Aufteilung gewünscht. 

Kommunikationsgrad
Das hochkomplexe Thema – wie die Autorin selbst beschreibt – ist auf eine sehr verständnisvolle Art und Weise beschrieben. Kapitel für Kapitel konnte ich die Erarbeitung nachvollziehen. Ihre Erkenntnisse hat sie Schritt für Schritt niedergeschrieben und auf einem einfachen Weg kommuniziert. Auch wenn es ein fachfremdes Thema für mich ist, ist es mir möglich, die Arbeit und das Ergebnis daraus nachzuvollziehen und zu verstehen. 

Umfang der Arbeit
Zu Beginn der Arbeit ist eine sehr lange Einleitung zu finden. Hier sind viele Infos zu finden, die, meiner Meinung nach, in den Theorieteil gepasst hätten.

Der erste Teil befasst sich mit dem theoretischen Hintergründen und einem geschichtlichen Rückblick des Medienumbruchs. Die Autorin wirft einen Blick auf verschiedene technische Innovationen und beschreibt den Wandel seit der Digitalisierung. Unterkapitel sind Kameras, Material, Kopierwerke und Kinos. Daraufhin folgt eine Diskussion darüber, was die Unterscheide medientheoretisch und kulturell derzeit bedeuten und in Zukunft bedeuten können. Anschließend folgt ein Ausblick der Autorin. Sie beschreibt den hoch komplexen Wandel der analog-digitalen Werke als schwer zu systematisieren und stuft den Untersuchungsgegenstand als hoch komplex ein. Deshalb sei eine Prognose für die Zukunft unmöglich, sondern nur Momentaufnahmen, die beispielhaft herangezogen werden. 

Nach dem Theorieteil folgt das dritte Kapitel – die „Herstellungspraxis“ (S. 51). Es werden exemplarisch zwei Arbeitsweisen, welche sich mit materialbezogener Ästhetik befassen, detailliert behandelt. Zum einen ist es die „Händische Direkttechnik“, die beschreibt, wie und unter welchen Voraussetzungen Filme analog aufgenommen werden. „Found Footage“ beschreibt die Vorgehensweise für das Arbeiten mit bereits bestehendem Filmmaterial. 

Das vierte Kapitel befasst sich mit der Präsentation eines Filmes und der Rezeption durch sein Publikum. „Es […] um die klassische Kinovorführung in einem Kinosaal mit Publikum, bei welcher ein Film (oder eine Datei) von einem Projektor in der Projektionskanine abgespielt und auf eine Leinwand projiziert wird.“ (S. 69). Die Autorin stellt sich die Frage, welchen Unterschied die analoge bzw. digitale Projektion tatsächlich für die Rezipient*innen darstellt. Nun folgt die der Blick auf eine Studie, bei der untersucht wurde, wie unterschiedlich der Film „As Film Goes Byte – the change of film perception“ wirkt. Dieser Film wurde analog sowie digital gleichzeitig aufgenommen. Das Ergebnis davon ist, dass die Aufnahmemethode im Hinblick auf die Rezeption keinen Unterscheid macht, jedoch dass die Projektionsmethode schon Unterschiede aufweist (S. 82). Im letzten Teil der Arbeit fasst die Autorin die Erkenntnisse der ausführlichen Untersuchung noch einmal zusammen. Am Ende folgt noch eine kurze persönliche Anmerkung zum Thema. 

Ich empfinde den Umfang der Arbeit als sehr tiefgründig. Sie beleuchtet den theoretischen Teil sehr ausführlich und kann daraus dann einige wichtige Erkenntnisse für den Praxisteil ziehen. Besondern gefällt mir, dass die Autorin am Ende ein persönliches Statement abgibt. 

Orthographie, Sorgfalt und Genauigkeit
Die Arbeit weist keinerlei orthografische Fehler auf. Auch bei den Fußnoten, im Literaturverzeichnis und im Abbildungsverzeichnis ist die Autorin einem Schema gefolgt, welches sie kontinuierlich durchzieht. 

Literatur
Das Literaturverzeichnis ist gegliedert in Monografien, Beiträgen aus Sammelbänden, Aufsätzen und andere gedruckte Publikationen, Publikationen in Zeitschriften, Onlinequellen, Audioquellen und Videoquellen. Das gibt einen seht guten Überblick über die verwendete Literatur. Die Autorin hat einige aktuelle Quellen verwendet. Die meisten sind nach 2015 entstanden, ein paar stammen aus den Jahren zuvor. 

http://stayfanny.com/wp-content/uploads/2014/01/Masterarbeit_WeberhoferStefanie.pdf
Zugriff: 30.11.2022

Kritische Bewertung einer Masterarbeit

Intro

Im Rahmen der Lehrveranstaltung “Proseminar Master’s Thesis” sollte eine Masterarbeit, welche a) zum eigenen Thema passt und b) an einer anderen Universität verfasst wurde, analysiert und bewertet werden. Da sich meine eigene Masterarbeit thematisch im Bereich User Interface & User Experience Design von Apps im Gesundheitssektor (konkret: Gestational Diabetes Mellitus [“Schwangerschaftsdiabetes”]) bewegen wird, habe ich meine Suche daran ausgerichtet. Nachdem meine Suche im OBV keine zufriedenstellenden Ergebnisse bot, wurde ich schließlich bei Google fündig.

Bewertete Masterarbeit:

Idsø, Nanfrid: Mobile Application to Improve Self-Management in Type 1 Diabetes. Ungedr. Diss. University of Bergen. Bergen 2021

Aufgerufen am 30.11.2022 unter: https://bora.uib.no/bora-xmlui/bitstream/handle/11250/2762435/Master_Thesis_15_06_2021.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Gestaltungshöhe

Die Gestaltungshöhe ist meiner Meinung nach in Ordnung, aber etwas lieblos – Hat man keine hohen Ansprüche an Layout und Design, ist die einfache und sehr standardmäßige Gestaltung der Arbeit durchaus zufriedenstellend.

Für Überschriften und Fließtext wurde eine gut leserliche Serifenschrift verwendet, der Zeilenabstand ist jedoch relativ gering, wodurch die Leserlichkeit wiederum beeinträchtigt wird. Die Schriftgrößen sind in meinen Augen gut gewählt und auch das Seitenlayout wirkt dank relativ viel Weißraum nicht überladen. Auf andere Farben als Schwarz und Weiß wurde verzichtet.

Alles in allem also absolut solide. Als Studierende aus dem Kreativ- und Designbereich würde ich jedoch meinen: Da ist noch Luft nach oben.

Innovationsgrad

Den Innovationsgrad der Arbeit kann man sowohl aus thematischer, als auch aus umsetzungstechnischer Sicht bewerten.

Thematisch kann ich lediglich eine Laien-Schätzung abgeben: Da Smartphones und digitale Anwendungen immer stärker im Gesundheitsbereich Anwendung finden, bin ich der Meinung, dass die Arbeit grundsätzlich am Zahn der Zeit ist. Für eine konkrete Einschätzung habe ich (noch) zu wenig Hintergrundwissen zum wissenschaftlichen Stand von mobilen Anwendungen zur Unterstützung von Diabetes-Selbstmanagement. Jedoch gibt es bereits zig Anwendungen für Diabetes Typ 1 Patient*innen auf dem Markt, weshalb der thematische Innovationsgrad auf mich mäßig wirkt (6/10).

Aus Sicht der Umsetzung liegt meine Bewertung ebenfalls im mittelmäßigen Bereich. Der*Die Autor*in griff zu gängigen Methoden und Tools wie beispielsweise dem User-Centered-Design Prozess, Personas oder einem Cognitive Walkthrough. Dies ist nicht negativ gemeint, da gängige Methoden wie diese sich nicht umsonst bewährt haben und ich selbst plane, auf ähnliche Tools zurück zu greifen.

Selbstständigkeit

Der*Die Verfasser*in arbeitet in einem umfangreichen Theorieteil sowohl medizinische als auch projektrelevante Grundlagen auf. Daraus schließe ich, dass er*sie sich intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt hat und eine gute Basis für eine selbstständige und fundierte Umsetzung des Praxisprojektes geschaffen hat. Dieses Praxisprojekt – ein Prototyp einer App – wurde in Zusammenarbeit mit einer Studienkollegin entwickelt und evaluiert, welche jedoch nicht (Co-)Autorin der Masterarbeit war, wie ich herausfand. In der Danksagung wird erwähnt, dass ebendiese Kollegin eine große Motivatorin und helfende Hand desder eigentlichen Verfassers*Verfasserin war. Daher gehe ich grundsätzlich von einer hohen Selbstständigkeit aus, frage mich aber, ob die Arbeitsleistung ohne fremde Hilfe hätte erbracht werden können.

Gliederung und Struktur

Die Gliederung der Arbeit finde ich sehr gut und logisch gelöst. Es sind alle “Standard-Kapitel” (z.B. Abstract, Abbildungsverzeichnis, Tabellenverzeichnis, Quellenverzeichnis, etc.) vorhanden und auch sonst wurde ein klarer Faden durchgezogen. Nach der Einführung kommen Theorie, Literaturanalyse und Methodik, gefolgt von der praktischen Umsetzung des Projektes und der abschließenden Diskussion. Alle Kapitel sind nummeriert und es gibt drei Hierarchie-Ebenen – nicht zu viel und nicht zu wenig, wie ich finde.

Kommunikationsgrad

Die Arbeit wurde an einer norwegischen Universität verfasst, in englischer Sprache. Der Text liest sich flüssig und ist mit einem B2 (oder höher) Sprachniveau sehr gut verständlich. Informelle Ausdrücke wie “I” oder “my” kommen äußerst selten vor. Viel eher wird das Passiv verwendet, was dem formellen, wissenschaftlichen Stil einer Masterarbeit viel mehr entspricht.

Umfang der Arbeit

Insgesamt umfasst die Arbeit 109 Seiten, davon bilden 76 Seiten den Kern. Die einzelnen Kapitel sind – die Seitenanzahl betreffend – untereinander einigermaßen ausgewogen. Damit liegt der Umfang meiner Meinung nach im Normalbereich und ist bei einem Standard-Layout mit geschätzten 12pt. Schriftgröße gut getroffen.

Orthographie sowie Sorgfalt und Genauigkeit

An manchen Stellen wird im Text deutlich, dass es sich bei dem*der Verfasser*in vermutlich nicht um eine*n Native Speaker handelt, jedoch konnten beim Überfliegen der Thesis keine groben Fehler in Rechtschreibung oder Grammatik festgestellt werden.

Im Bezug auf Genauigkeit und Sorgfalt ließ sich eine durchdachte und sorgfältige Arbeitsweise feststellen. Da und dort gibt es kleine Abstriche, wenn beispielsweise eine Konkurrenzanalyse lediglich aus sechs Bulletpoints und wenigen Stichworten besteht. Dies macht es für den*die Leser*in schwer, die Schlussfolgerungen des*der Autors*Autorin nachvollziehen zu können. Zudem werden manche Begrifflichkeiten, Methoden oder Modelle nur kurz erklärt, wobei es oftmals etwas mehr Tiefgang benötigt hätte. Trotzdem erhält man als Leser*in relevante Inhalte in angemessener Dosis. Dies mag eventuell an der englischen Sprache liegen, da es dabei oft weniger Worte bedarf als im Deutschen.

Literatur

Der*Die Verfasser*in gab 41 Quellen in seiner*ihrer Arbeit an. Das kommt mir für eine Arbeit im Umfang von 76 Seiten etwas gering vor. Wenn man jedoch bedenkt, dass ein großer Teil davon dem selbst entwickelten Projekt gewidmet ist, ist es wiederum nachvollziehbar. Auffällig ist, dass viele Internetquellen verwendet wurden, was als zweifelhaft bewertet werden kann. Bezüglich der Zitierweise lassen das Quellenverzeichnis und die Angaben im Text auf IEEE schließen.