Während sich nachhaltiges Design (vor allem im Produktdesign) im ursprünglichen Sinne damit beschäftigt wie Produkte zum Beispiel ihren Energieverbrauch möglichst gering halten, um damit einen postitiven Effekt auf die Umwelt haben, ist das Interesse an einer tatsächlichen Verhaltensänderungen von Nutzer*innen immer größer. Dass der Gebrauch einen ebenso großen Effekt auf soziale und ökologische Probleme hat führte zum sogenannten “Design für nachhaltiges Verhalten”.1
Tickets für öffentliche Mobilität
Bei der Frage nach Gestaltung, die konsumfrei ist und einen positiven Nebeneffekt auf ein nachhaltiges Zusammenleben hat, wollte ich mich zunächst mit dem Thema der Mobilität auseinander setzen. Eine der einfachsten Möglichkeiten etwas postitives für die Umwelt zu tun, vor allem in der Stadt, ist es auf das Auto zu verzichten und stattdessen öffentliche Verkehrsmittel oder das Fahrrad zu nutzen.
Zunächst wollte ich mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln beschäftigen und darüber nachdenken, welche Anreize es möglicherweise geben könnte, diese nutzen bzw welche Rolle grafische Gestaltung dabei einnehmen könnte. Als grafisches Druckprodukt kamen mir sofort die Fahrkarten in den Sinn. Vorab möchte ich aber noch erwähnen, ein wirklicher Anreiz für den Kauf von Tickets vor Fahrtantritt ist vor allem der Preis, die Auswahlmöglichkeiten, Reduktionen oder Aktionen, eine möglichst barrierefreie Bedienung am Automaten (auch für Senior*innen) und auch: wenig Müllerzeugung, wogegen die Fahrkarten aus Papier natürlich sprechen. Wenn es allerdings ein funktionierendes einfaches Ticket-Kauf-System gibt, mit der Option dieses gleich aufs Smartphone zu bekommen (zB mit QR Code), könnte über “Sondertickets” bzw Promo-Aktionen oder Ideen für Tourist*innen gedacht werden, die ebenfalls den öffentlichen Verkehr nehmen, sofern dieser einfache Nutzungsmöglichkeiten bietet.
An die Idee ein Ticket zum Beispiel aus essbarem Papier für eine Promo-Aktion herzustellen, dachte auch schon der Nahverkehr von Berlin und startete das Hanfticket, mit dem die Stadt für 1 Tag lang erkundet werden konnte. Das Essbare Papier enthielt Hanföl und warb deshalb mit Sprüchen für mehr Gelassenheit.2
Was wäre also, wenn eine Stadt wie Graz oder Wien, ihr 24h oder halb-Tages Ticket im Rahmen einer Aktion auch tauschen würde, beispielsweise gegen Tickets aus Samenpapier. Dadurch könnten zB Tourist*innen am Hauptbahnhof ihr Ticket erwerben, Richtung Innenstadt fahren und diese dann begrünen. Das Ticket könnte aber auch aus ganz anderen Materialien hergestellt werden, könnte auf auf spannende Orte und Routen verweisen, in Kooperation mit anderen Unternehmen einzusetzen sein (zB CityBike, Museen, usw).
Quellen:
1 Nynke Tromp, Paul Hekkert und Peter-Paul Verbeek. Design for Socially Responsible Behavior. A Classification of Influence Based on Intended User Experience. Sommer 2011. Design Issues 27,3: 3–19.
2 BerlinOnline Stadtportal GmbH & Co. KG. BVG (2021): «Hanfticket» für Gelassenheit während der Feiertage. online auf: https://www.berlin.de/tourismus/infos/verkehr/nachrichten/7172185-4357821-bvg-hanfticket-fuer-gelassenheit-waehren.html