Nachhaltige Projekte: Best Practice

Die Branche verändert sich, die Forderung nach einem Wandel, wird nicht nur unter Konsument*Innen sondern auch von Seiten der Gestaltenden immer mehr spürbar.

Diese Transformation findet schon heute statt und sie ist steuerbar. Das Design kann seinen Teil dazu
beitragen, indem es Wege für einen umfassenden Wandel zu einer nachhaltigen Gesellschaft aufzeigt.1

Liedtke, C.; Kühlert, M.; Huber, K.; Baedeker, C. (2019)

Designer*Innen haben erkannt, dass sie einen wesentlichen Beitrag zum Diskurs und auch zur tatsächlichen Verbesserung von Lebenswelten leisten können. Erkenntlich macht es sich auch in den Designdisziplinen selbst, in denen interdisziplinärer gehandelt und auch gelehrt wird. Neue Felder, wie das Social Design oder Spezialisierungen auf Ökologische Gestaltung zeigen, dass die nächste Generation an Design Schaffenden veränderte Werte haben und auch weitertragen wollen.2

Umdenken schaffen durch Anstoßen?

In der Verhaltensökonomie wurde 2017 die Theorie des “Nudging” mit einem Nobelpreis prämiert. Dem Nudging liegt die Idee zugrunde, dass Menschen nicht, wie meist in der Ökonomie angenommen, nach dem wirtschaftlich rationalen Nutzen handeln, sondern sich von bestimmten Anreizen beeinflussen lassen. Die Theorie des Nudging findet sich auch in nachhaltiger Arbeit, wenn es darum geht, Anstöße zu kreieren, die Barrieren abbauen und es einer Gesellschaft einfacher machen, bessere Entscheidung für sich und ihre Mitmenschen zu treffen. In der Politik und der Gestaltung von Systemen, sieht es dann so aus, dass Strategien vor allem dann angenommen werden, wenn sie besonders einfach & barrierefrei, mit Erinnerung und im Einklang mit Sozialen Normen funktionieren. Der einfachste und wirkungsvollste Nudge ist der sogenannte Default Modus, also alles, was automatisch vorgegeben ist, wie beispielsweise Beidseitigkeit bei Druckern usw. In ihrer ursprünglich gedachten Form sind Nudges übrigens nichts, das vor Benutzer*Innen verheimlicht wird, sondern in den öffentlichen Diskurs miteinfließen sollen. Auch Studien haben gezeigt, dass es keinen Einfluss auf die Wirksamkeit hat, wenn im vorhinein transparent kommuniziert wird, warum es manche Voreinstellungen gibt.
Viele Systeme erfordern ein Neudenken und dieses beginnt schon bei der Gestaltung und Kommunikation.3

Mit dem Nudging in der Grafik arbeiten?

Zuerst klingen die Ansätze nicht nach dem täglich Brot von Gestaltenden, allerdings ist gerade die Designbranche verantwortlich Trends zu schaffen. Mit dem Gedanken an Trends, wird schnell klar: Nachhaltigkeit ist schon ein Trend. Mit dem Beitrag zu Greenwashing wurden schon einige Methoden der Werbeindustrie besprochen, um vermeintlich “grüne” Produkte als solche dastehen zu lassen. Zunächst klingt das nach einer Sackgasse, Nachhaltigkeit besonders glaubwürdig nach Außen zu tragen, doch so schlecht kann das derzeitige Bewusstsein doch nicht sein? Vielleicht geht es mittlerweile weniger darum Awareness zu schaffen, sondern um Transparenz.

Drucken mit Nachhaltigkeit – Ausflug ins Grüne von Melissa Fiebig

In ihrer Masterarbeit “Ausflug ins Grüne” beschreibt die Designerin und ehemalige Studentin der Bauhaus Universität in Weimar, Melissa Fiebig Möglichkeiten der nachhaltigen Produktion von Druckerzeugnissen. Neben dem Papier gibt es laut Fiebig auch noch andere Optionen, die Print Produkte grüner machen und diese beginnen bei der Wahl der Typografie, Farbauftrag, Format und Drucktechnik. Zum Beispiel sparen einfärbig gedruckte Produkte Ressourcen, da die Offsetplatten nur einmal, anstelle von viermal belichtet werden müssen.
Auch Recyclebarkeit ist ein entscheidendes Kriterium, das sich auch in der Wahl der Bindung finden lässt. Broschüren mit zB Klammerheftung statt Klebung, können einfacher recyclet werden, da im Deinking-Prozess die Klammern einfach ausgesondern werden können. Die Wahl des Fomates ist entscheidend, wenn es zB über Verschnitt geht und Material eingespart werden kann. Ressourcen sparen mit Typografie ist möglich, wenn zb Platzsparende Schriften für einen geringeren Umfang an Seiten sorgen. Natürlich spielen dann auch die Wahl der Farben und des Papieres eine große Rolle.3

Digitale Nachhaltigkeit – Ressourcenschonende Websites

Eine Möglichkeit auch im Web-Bereich Ressourcen zu schonen zeigt zb die Website des Low Tech Magazines. Generell ist die Seite betrieben durch Solar Energie und geht auch manchmal offline. Zur Gestaltung der Seite wurden Standardschriften, Bilder mit verringerter Farbtiefe (dithered Images) und offline Leseoptionen verwendet. Aufgrund des geringen Ressourcenbedarfs und Design ist der Blog auch für Besucher*Innen mit älteren Computern und/oder weniger zuverlässigen Internetverbindungen zugänglich.4

Design-Forschung mit Nachhaltigkeit – Soziale Ungleichheit und digitale Souveränität

Das Design Research Lab der UdK (Universität der Kunste Berlin) unter Leitung von Prof. Dr. Gesche Joost beschäftigt sich unter anderem mit sozialer Ungleichheit und digitaler Souveränität. Ein interdisziplinäres Research-Team hat sogenannte Reallabore ins Leben gerufen, in denen der Umgang von Individuen und Kollektiven mit den immer komplexer werdenden Technologien untersucht wird. Ziel des Projekts ist ein Diskurs der “Technik und Digitalität als gestaltbare Prozesse begreifen lassen.”5

Kund*Innen mit Nachhaltigkeit – Studio Vald

Das Studio im Waldviertel gegründet von zwei Designschaffenden (ehemalig bei Jung von Matt, Werbeagentur) arbeitet ausschließlich mit Kund*Innen aus Kunst und Kultur, oder die ein nachhaltiges Produkt haben bzw achtsam arbeiten.6

Quellen:
1 Liedtke, C.; Kühlert, M.; Huber, K.; Baedeker, C. (2019): Transition Design Guide – Design für Nachhaltigkeit. Gestalten für das Heute und Morgen. Ein Guide für Gestaltung und Entwicklung in Unternehmen, Städten und Quartieren, Forschung und Lehre. Wuppertal Spezial Nr. 55, Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie. Wuppertal. Online verfügbar: https://wupperinst.org/design-guide ISBN 978-3-946356-13-4 (16.01.2022)
2 Umweltbundesamt, Hrsg. (2016) Nudge-Ansätze beim nachhaltigen Konsum: Ermittlung und Entwicklung von
Maßnahmen zum „Anstoßen“ nachhaltiger Konsummuster. online auf: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1410/publikationen/2017-08-22_texte_69-2017_nudgeansaetze_nach-konsum_0.pdf. Berlin (16.01.2022)
3 Nieberding,Taalke (2017) Interview: Ökologische Nachhaltigkeit mit Design. online auf: https://www.viaprinto.de/blog/2017/03/nachhaltiges-grafikdesign/ (16.01.2022)
4 Kris De Decker: About this website. online auf: https://solar.lowtechmagazine.com/about.html#who (16.01.2022) Barcelona
5  Herlo, Bianca.Weizenbaum-Institut für die vernetzte Gesellschaft. Inequality and Digital Sovereignity. online auf: https://www.drlab.org/project/inequality-and-digital-sovereignty/ (16.01.2022) 
6 Der Standard (2017) Vald: Eine neue Agentur für die gute Sache. online auf https://www.derstandard.at/story/2000119402966/eine-neue-agentur-fuer-die-gute-sache (16.01.2022) 
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