Analyse Masterarbeit: Mobile Augmented Reality und Storytelling

Titel: Mobile Augmented Reality und Storytelling

Untertitel: Eine Untersuchung von Mar Applikationen hinsichtlich ihres Storytelling-Anteils und dessen Auswirkung auf den absatzorientierten Erfolg. 

Autorin: Kiana Kusch

Aufgerufen am 1.12. unter: https://opendata.uni-halle.de/bitstream/1981185920/13752/1/Masterarbeit%20Kiana%20Kusch.pdf

Level of design

Diese Masterarbeit wurde an der Hochschule Anhalt an der Fakultät Wirtschaft verfasst. Es ist nicht direkt eine Design-orientierte Masterarbeit, deshalb gibt es nicht wirklich einen Gestaltungsaspekt. Die Schrift ist sans-serif, sehr geometrisch und geradlinig, was einen wissenschaftlichen Charakter herstellt. Die Autorin verwendete eine starke hierarchische Ordnung in ihrer Schrift, wodurch man klar zwischen Überschrift und Fließtext unterscheiden kann. Ansonsten beinhaltet die Masterarbeit wenig Bildmaterial, bis auf einige wenige Mockups. 

Degree of innovation

Diese Masterarbeit wurde im Jahr 2018 verfasst. Zum damaligen Zeitpunkt gab es bereits einige gut etablierte Augmented Reality-Anwendungen, deshalb ist der Innovationsgrad nicht besonders hoch. Die Autorin beschäftigt sich hauptsächlich mit der Kombination von Augmented Reality und Storytelling, was für mich eine spannende Mischung darstellt. Dadurch steigt der Innovationsgehalt der Arbeit wieder etwas an. 

Independence

Es gibt keine offensichtlich qualitätsschädigenden Einflüsse auf diese Masterarbeit. Sie wurde nur von Kiana Kusch verfasst, steht in keinem Zusammenhang mit einem Unternehmen oder ähnlichem. Auch bei der Methodik sehe ich keine problematischen Faktoren. 

Outline and structure

Diese Masterarbeit ist sehr umfangreich, sie umfasst 161 Seiten. Dabei sind 87 Seiten Inhalt, danach beginnt bereits der Anhang, wo statistische Auswertungen gezeigt werden. Der Aufbau der Arbeit ist klar strukturiert: Zuerst werden Storytelling und Augmented Reality näher beschrieben, danach geht die Autorin auf die Methodik ein und am Ende werden die Ergebnisse dargestellt. 

Degree of communication

Kiana Kusch hat einen sehr klaren und angenehmen Schreibstil, dadurch wird ihre Arbeit leicht verständlich und nachvollziehbar. Allerdings sind einige Teile eher informell geschrieben, was nicht ganz für eine Masterarbeit passt.

Scope of the work

Wie bereits erwähnt, umfasst diese Masterarbeit 161 Seiten. Ab Seite 87 beginnen die Zusatzkapitel wie zum Beispiel das Literaturverzeichnis, Abbildungsverzeichnis und der restliche Anhang mit Umfrageergebnissen. Die einzelnen Kapitel sind klar unterteilt und deutlich voneinander abgegrenzt. 

Orthography and accuracy

Ich habe keinen einzelnen Tippfehler gefunden, das weist auf ein gutes Lektorat und eine genaue Arbeit hin. Alle formalen Kriterien wurden eingehalten.

Literature

Kiana Kusch bezieht sich in ihrer Masterarbeit auf sehr viele unterschiedliche Quellen. Einige davon sind kommunikationstheoretische Klassiker, andere moderne und innovative Werke. Alles in allem eine gute Mischung und eine umfangreiche Literatursammlung zum Thema Augmented Reality und Storytelling.

WebAR: Anwendungsmöglichkeiten

Webbasierte Augmented Reality gestaltet virtuelle Erlebnisse zugänglicher und niederschwelliger.
Notwendig ist dafür nur ein Smartphone mit Handykamera.

Es gab bereits einige Versuche, um Printprodukte mittels Augmented Reality interaktiv zu gestalten. Es blieb dabei aber meist bei einzelnen Tests, da sich User dafür eine App downloaden mussten. Die dadurch entstehende Schwelle schreckte viele ab und es blieb beim klassischen Magazin. 

Allerdings gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit, via QR Code auf webbasierte AR Anwendungen zuzugreifen. User müssen also keine App mehr downloaden, sondern können die Inhalte direkt über ihren Browser konsumieren. 

Eine Studie des Content Marketing Institute zeigt, dass Botschaften mit interaktiven Inhalten deutlich höheren Anklang finden. User beschäftigen sich intensiver damit, deshalb behalten sie die Inhalte auch stärker im Gedächtnis. 

Augmented Reality wird oft mit Apps wie Pokemon GO in Verbindung gebracht, hat aber eigentlich viel mehr zu bieten als ein fesselndes Spielerlebnis. Von interaktiven Produktetiketten bis hin zu Filmplakaten, die sprechen können – mittels AR stehen einem plötzlich viele zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung. Einige Beispiele für die gelungene Verknüpfung von herkömmlichen Produkten mit Augmented Reality sind die folgenden:

1. Interaktive Produktetiketten: “Mission Tiger” von Frosted Flakes

Kellog’s hat kürzlich eine Kampagne gestartet, um das Bewusstsein für seine Arbeit zur Unterstützung des Schulsports zu schärfen. Mit Gesichtsfiltern, Minispielen und einer speziellen Botschaft von Tony dem Tiger trug das WebAR-Erlebnis dazu bei, das Bewusstsein für die Initiative des Unternehmens zu schärfen und Spenden zu sammeln.

2. Exklusive Markeninhalte: Sam Smiths Album-Veröffentlichung 

Die Fans des Künstlers Sam Smith erhielten exklusiven Zugang zu einem besonderen Erlebnis, das auf seine neueste Single-Veröffentlichung abgestimmt war, um den Download des Albums und die Verbreitung in sozialen Netzwerken zu fördern. 

3. Printmaterialien: Einführung des Toyota Supra 

Im Rahmen einer kürzlich durchgeführten Werbekampagne für den neuen Supra gab Toyota seinen Kunden die Möglichkeit, den neuen Sportwagen in ihrer Garage zu sehen, eine kurze Probefahrt zu machen und verschiedene Lackierungen zu testen – mit Hilfe von WebAR-gestützten Zeitschriftenanzeigen und Postern.  

4. Persönliche Botschaften: Rede des Präsidenten zum Unabhängigkeitstag 

Mit Hilfe von holografischer Technologie, die über WebAR verteilt wurde, überbrachte der israelische Präsident seinen Bürgern während des Höhepunkts der COVID-19-Pandemie eine besondere Botschaft zum Unabhängigkeitstag und blieb damit seiner Tradition treu, die Bürger an diesem besonderen Tag persönlich zu treffen.

5. WebAR-Visitenkarten 

Der Werkzeughersteller Stanley Black & Decker hat seine Visitenkarten mit Hilfe von WebAR auf die nächste Stufe gehoben, indem er ein maßstabsgetreues Maßband und Click-Through-Links zur Unternehmenswebsite und zu sozialen Kanälen hinzugefügt hat. 

Social Media: Fake News filtern mit Künstlicher Intelligenz?!

Soziale Medien und Fake News gehen mittlerweile leider Hand in Hand. Viele Menschen lassen sich davon verwirren, werden verunsichert und zweifeln an ihren bisherigen Ansichten. Ein aktueller wissenschaftlicher Artikel zeigt, dass Falschinformationen mittlerweile mittels Künstlicher Intelligenz erkannt werden können. Wie das funktionieren soll, wird in diesem Blogpost erklärt. 

Plattformen wie Instagram, Facebook oder TikTok sind schon lange kein vorübergehender Trend mehr, Social Media ist in längst in der Gesellschaft angekommen. Verständlich, denn sie haben auch viel Positives, ich persönlich bin ziemlich aktiv und poste regelmäßig auf Instagram. Grundsätzlich klingt zum Beispiel der Gedanke der freien Meinungsäußerung für alle durchaus positiv und vor allem sehr demokratisch. 

Vor 15 Jahren hatten nur wenige Personengruppen, zum Beispiel Journalisten oder Politiker, die Möglichkeit, ihre Ansichten mit dieser Breitenwirksamkeit zu verbreiten. Nun kann jeder user mit seinem Post „viral“ gehen und von jetzt auf gleich tausende Menschen damit erreichen. Dieser Post wird dann hundertfach geteilt und kommentiert, am Ende weiß man oft nicht mehr, woher der Beitrag eigentlich kommt oder wer ihn überhaupt geschrieben hat. Der Algorithmus hinter den Sozialen Netzwerken erstellt je nach Nutzungsgewohnheiten ein genaues Interessensprofil jedes Users. Das Ziel ist es, die User möglichst lange auf der Plattform zu halten, um möglichst viel Werbung ausspielen zu können. Dafür wird jede Bewegung festgehalten: Alle Gefällt-Mir-Angaben, jeder Kommentar und sogar die Zeit, wie lange einzelne Beiträge betrachtet werden. Basierend auf diesen Informationen bekommen User exakt auf sie zugeschnittene Beiträge angezeigt, mit denen ihre Meinung meistens übereinstimmt. Das wiederum führt zu den bekannten Filterbubbles, Echo chambers oder wie auch immer man sie nennen mag. An sich auch noch in Ordnung, wenn man bedenkt, dass sich die Sozialen Medien ja irgendwie finanzieren müssen. 

Problematisch wird es dann, wenn sich Falschinformationen verbreiten, sie sozusagen „viral“ gehen. Währen der Corona-Pandemie hat sich diese Problematik noch verstärkt, viele Menschen haben das Vertrauen in „Mainstream-Medien“ verloren. Sie glauben nichts mehr, was von Regierung oder Qualitätsmedien gesagt wird, sondern setzen auf dubiose Quellen, bei denen Herkunft und Motiv unklar sind. Es gibt Experimente, wo User extra auf diese Art von Inhalten geklickt haben. Danach wurden ihnen immer mehr davon angezeigt und innerhalb weniger Tage befanden sie sich in einer Desinformations-Bubble. 

Was kann man dagegen tun?

Wichtig ist, Informationen kritisch zu hinterfragen. Dabei ist aber Information nicht gleich Information – wenn ich zum Beispiel etwas in der Zeit im Bild sehe, gehe ich davon aus, dass es stimmt. Stoße ich auf einen Facebook-Beitrag, prüfe ich natürlich kritischer, ob daran etwas nicht stimmen könnte. 

Im Rahmen einer anderen Lehrveranstaltung bin ich auf einen spannenden Artikel von Shubhangi Rastogi und Divya Bansal gestoßen. Die beiden schreiben, dass Falschinformationen mithilfe von Künstlicher Intelligenz entdeckt werden können. Genauer gesagt, lassen sich Beiträge in die Kategorien „echt“, „Falschinformation“ und „Satire“ unterteilen. Das funktioniert durch einen interdisziplinären Ansatz: Zum einen verwenden die Autoren von Fake News oft einen anderen Schreibstil, um ihr Publikum zu ködern. Es ist anscheinend möglich, die Absicht der Autoren festzustellen. Der Schreibstil alleine reicht allerdings noch nicht aus. Deshalb werden zusätzlich werden noch weitere 30 Faktoren miteinbezogen, die in Unterkategorien unterteil werden:

  • Regelmäßigkeit
  • Häufigkeit
  • Schwierigkeitsgrad
  • Unsicherheit
  • Sentiment/Emotionalität
  • Subjektivität
  • Diversität
  • Informalität
  • Popularität

Die Autoren dieses Artikel nennen vier Aspekte des Fake News – Filterns: „Knowledge-based, Style-based, Propagation-based und Source-based“. Wissensbasierte Methoden nutzen klassische Fact-checks, um den Wahrheitsgehalt herauszufinden. Stilbasierte Methoden analysieren die Intention des Autors, zum Beispiel anhand der Emotionalität. Fake News – Beiträge verhalten sich anders als richtige Nachrichten – das lässt sich anhand ihrer Verbreitung feststellen. Fake News verbreiten sich schneller und werden populärer als Fakten. Zusätzlich wird ein Background-Check des Autors durchgeführt, um dessen Glaubwürdigkeit festzustellen. 

Die Ergebnisse zeigen, dass diese Art der Fehlinformations-Filter einen Großteil der Beiträge richtig einordnen kann. Diese Studie wurde hauptsächlich auf Twitter durchgeführt, die Autoren planen allerdings, ihre Forschung auf andere Plattformen auszuweiten und am Ende einen automatischen, Domain-übergreifenden Fake News-Filter zu entwickeln. 

Analyse Live-TV-Show #1: Germany’s Next Topmodel

Meine bisherigen Blogposts behandelten die Theorie von Bühnengestaltung sowie die Geschichte des Fernsehens mit Fokus auf verschiedenen Designaspekten. Nun werden beliebte Live-TV-Formate analysiert – den Auftakt macht das Finale von Heidi Klum’s Castingshow Germany’s Next Topmodel.

Bei der Gestaltung einer Live-Fernseh-Show spielen viele Bereiche eine wichtige Rolle: Wie bei einer normalen Filmproduktion auch, lassen diese sich grob in drei relevante Ebenen gliedern, nämlich Inhalt, Bild- und Tontechnik sowie Bild- und Tongestaltung. In diesem Blogpost wird hauptsächlich die Gestaltung behandelt, wobei die drei Bereiche natürlich in Wechselwirkung zueinander stehen.

Bei der (Bild-)gestaltung von Live-Shows sollten unter anderem folgende Aspekte beachtet werden:

  • Location bzw. Bühne

Die Kulisse unterstreicht im besten Fall die Kernidee des Events. Grundsätzlich soll hier auf genügend Tiefe im Bild geachtet werden, was durch einen Vordergrund, ein Objekt und einen passenden Hintergrund erreicht werden kann. 

Bildkomposition aus der Fotografie: Vordergrund, Objekt, Hintergrund.
  • Kamera und Schnitt

„Bewegtbild heißt Bewegtbild, weil es bewegt ist.“, wie es der Regisseur Chris Cuhls beschreibt. Das Bild wirkt viel spannender auf das Publikum, wenn die Kamera nicht starr bleibt. Beim Schnitt ist festzustellen, dass ein jüngeres Publikum an schnelle Schnitte gewöhnt ist, wie sie oft auf Social Media zu finden sind. Hier sollte man sich an die Zielgruppe anpassen. 

  • Akteure

Ziel ist es, eine Verbindung zu den Zuschauern aufzubauen. Hier helfen Ansprachen direkt in die Kamera und die Sympathie bzw. Routine des Moderators. Auch die Kleidung sollte an den gesamten Stil angepasst sein, sonst wirken Sprecher eventuell wie Fremdkörper auf der Bühne. Sollte es eine Choreographie geben, muss diese perfekt beherrscht werden und die Personen hinter den Kameras sollten genau wissen, wann sie wo filmen müssen. 

  • Proben!

Anders als bei vorproduzierten Shows gibt es bei Live nur eine Chance, alles muss beim ersten Mal sitzen. Allerdings können diese Dinge vorher oft geprobt werden, sodass bei der Ausstrahlung möglichst wenig schiefgeht. Wichtig ist hier ein erfahrenes Team, dass auch spontan auf Abweichungen professionell reagieren kann, im besten Fall bekommt das Publikum kleine Fehler gar nicht mit. 

  • Motion Graphics

Elemente wie Logo-Animationen oder Bauchbinden komplettieren den Look einer Fernsehshow und sollten perfekt mit den anderen Gestaltungsmitteln abgestimmt werden. Diese Dinge sind bereits vorproduziert und werden bei der Show an sich nur mehr eingespielt. 

Das GNTM-Finale: Ein Ganz Netter TV-Moment!

Die bereits erwähnten Gestaltungsmittel zeigen sich bei nahezu allen Live-TV-Shows, so auch bei dem Finale von Germany’s Next Topmodel vom 26. Mai 2022. Bereits seit einigen Monaten läuft die sechzehnte Ausgabe von Heidi Klums Castingshow auf ProSieben. Bis auf das Finale werden dabei alle Folgen vorproduziert und wöchentlich ausgestrahlt. 

Die Sendung durchlief im Laufe der Zeit einige Veränderungen, was sich unter anderem am Logo erkennen lässt. Die Gründe dafür beschreibt der ProSieben-Marketingchef David Loy folgendermaßen: „Mit dem neuen Design akzentuieren wir den Style und Glamour der Show moderner und besser. Der gesamte Markenauftritt unterstützt stärker das internationale Flair der Show.“ Ein weiterer Punkt ist das Thema Diversity – Klum öffnete ihre Castingshow nämlich für Models aller Altersklassen und Körpergrößen. Aus diesem Grund wurde die Frauensilhouette aus dem Logo entfernt. 

Heidi Klum bereitet ihren Live-Auftritt akribisch vor, sie arbeitet dabei mit Spezialisten aus unterschiedlichsten Branchen zusammen. Angefangen bei der bekannten Choreografin Nikeata Thompson (arbeitete u.a. für Lena Meyer-Landrut und Seeed) über den Regisseur Mark Achterberg (Let’s Dance, The Voice of Germany) bis hin zu ihrer Stylistin Wendy Iles überlässt das Model nichts dem Zufall. 

Das Finale von Germany’s Next Topmodel fand in den MMC Film- und TV Studios Köln statt. Die MMC Studios bezeichnen sich selbst als führendes Produktionsstudio Deutschlands. Hier wurden bereits große Teile namhafter Filme wie zum Beispiel Die fabelhafte Welt der Amelie gedreht. 

Das diesjährige Gntm-Finale dauerte inklusive Werbepausen etwa 2,5 Stunden. Die Production Designerin Stefanie Probst setzte dabei auf kräftige Farben und abwechslungsreiche Bühnenbilder.

Multimediale Aufbereitung

Eine Live-TV-Show wie Germany’s Next Topmodel findet mittlerweile auf vielen verschiedenen Ebenen statt. Neben dem Hauptkanal – dem Fernsehen – gibt es noch einige Social Media Kanäle, die parallel bespielt werden. Abgesehen von den eigenen Kanälen produzieren auch Influencer Content, wie zum Beispiel die Youtuber Ramon und Max, die während der Pause auf ihrem Kanal „It-Girl Agenten“ einen Livestream starten und ihre Meinung zur Show äußern. 

Multimediale Aufbereitung des Gntm-Finales.

Zusätzlich führen zahlreiche Nachrichtenmedien einen Live-Ticker, wo alle Entscheidungen sofort gepostet werden. Auch das Publikum wird miteinbezogen, zum Beispiel kann bei der Vergabe bestimmter Awards abgestimmt werden. Dieses Content-Konvolut muss gut vorbereitet und koordiniert werden, damit das Live-Event reibungslos über die Bühne gehen kann. Trotzdem gilt: Ist die Show vorbei, geht sie doch noch weiter: Es werden nämlich oft Interviews gegeben, die in den nächsten Tagen veröffentlicht werden. Man könnte also sagen, dass das Finale durch Social Media bereits vor dem offiziellen Start beginnt und die generierte Aufmerksamkeit insgesamt noch einige Tage anhält. 

Let’s look back – Ein Abriss der Fernsehgeschichte

Vom Design über das Image bis zur Identity – Dieser Blogpost beschreibt die Entwicklung des modernen Fernsehens und dessen Gestaltungsmöglichkeiten.

Im deutschsprachigen Raum gewann das Fernsehen ab den 1950er Jahren zunehmend an Relevanz. Es entstanden immer mehr Sender und die Anzahl an Haushalten mit einem Fernseher nahm zu. Bis 1963 gab es in Deutschland allerdings nur ein Programm. Mit dem Aufkommen des Farbfernsehens 1967 gelang ein weiterer Meilenstein, auch wenn „buntes Fernsehen“ zu diesem Zeitpunkt noch ziemlich teuer war. Im Laufe der 80er Jahre entstand das Privatfernsehen, wodurch eine Vielzahl weiterer Sender dazu kamen. Ein Jahrzehnt später, in den 90er Jahren, kam das Satellitenfernsehen dazu. 

So anders war Fernsehen früher | Liebenswert Magazin

Mit dieser Entwicklung wurde das Fernsehdesign ein wichtiger Faktor zur Kennzeichnung der verschiedenen Sender. Um sich von der Konkurrenz abzugrenzen, arbeiteten Sendungsgestalter:innen verstärkt an ihrem individuellen Bild-Design. Fernsehsender sehen sich seitdem als eigene Marke, erste Schritte in Richtung Corporate Identity sind bemerkbar. Auch entstehen mit dem Aufkommen des Internets eine ganze Reihe von neuen Anforderungen an das Design: Unter anderem entsteht das, was wir heute unter „Screendesign“ verstehen. Auch der zunehmende ökonomische Druck beeinflusste den Look der Fernsehsender, es wird vermehrt auf das Nutzungsverhalten der Zuschauer und die Anpassung an dieses geachtet. 

Als Zuschauer im TV-Studio: Klatscht gefällig(st)! - taz.de

Nach der Jahrtausendwende steigen die Zuschauerzahlen weiter an, allerdings wächst durch die vielen verschiedenen Sender auch der Konkurrenzdruck. Viele Formate halten sich nur kurz – manche von ihnen, wie zum Beispiel „Wer wird Millionär“, erfreuen sich bis heute großer Beliebtheit. 

Wer wird Millionär?

Heute sind die Produktionszyklen einer Corporate Identity merklich geringer als in den 90er Jahren, ebenso ist das Budget geschrumpft. Ganz allgemein wird die grafische Form der Sender immer wieder an den Zeitgeist angepasst, damit er dem aktuellen State of the Art entspricht. 

Die Corporate Identity eines Senders lässt sich in viele Bereiche gliedern:

  • Senderlogos
  • Werbetrenner
  • Trailer
  • Teaser
  • Vor- und Abspänne
  • moderne Formen (Social Media u.ä.)

Für das Corporate Design haben alle Sender bestimmte Style Guides entwickelt, um ein einheitliches Bild abzugeben. Während in den 90er Jahren die Sender auf eine ähnliche Aufmachung setzten, werden heute Abgrenzung und Individualität großgeschrieben. Viele Sender haben ihren Ursprung dennoch in den 80er Jahren. Aus diesem Grund ist es wichtig, den Wiedererkennungswert aufrecht zu erhalten und trotzdem zeitgemäß aufzutreten – quasi ein Spagat zwischen Tradition und Innovation.

Quellen: 

Link, Barbara: Design der Bilder. Entwicklung des deutschen Fernsehdesigns: Vom Design über das Image zur Identity. 

Geschichte Österreich. Erfindung des Fernsehens. (https://www.geschichte-oesterreich.com/erfindungen/fernsehen.html )

Der Jahrhundertring

In meinem letzten Blogpost stellte ich bekannte Bühnenbilder vor, nun widme ich mich einem weiteren Meisterwerk: Der Inszenierung von Richard Wagners Ring des Nibelungen durch Patrice Chéreau und Richard Peduzzi.

Der französische Film- und Schauspielregisseur Chéreau arbeitete über viele Jahre hinweg für Theater-, Opern- und Filmproduktionen mit dem Bühnenbildner, Maler und Architekt Richard Peduzzi zusammen. Im Zuge des 100-jährigen Bestehens der Bayreuther Festspiele 1976 schufen die beiden mit dem sogenannten Jahrhundertring eine einmalige Interpretation von Wagners Werk.

Patrice Chéreau, 1944 bis 2013
Der französische Regisseur Patrice Chéreau.
Du côté de chez Richard Peduzzi
Richard Peduzzi – Architekt, Maler und Bühnenbildner aus Frankreich.

Regisseur Chéreau war damals um die 30 Jahre alt und hatte kaum Erfahrungen mit Operninszenierungen. Trotzdem ging man das Experiment ein und lies das Duo Chéreau und Peduzzi an den Aufführungen arbeiten. Chéreau hatte eine andere Herangehensweise als seine Vorgänger. Er ging davon aus, dass Richard Wagner in seinem Werk die sozialen und politischen Zustände seiner von Revolution geprägten Zeit widerspiegeln wollte. Konkret beschäftige er sich mit der kapitalistischen westlichen Welt im 19. Jahrhundert, die von Industrialisierung und sozialer Ungerechtigkeit geprägt war. 

Der Ring ist eine Beschreibung der schrecklichen Perversion der Gesellschaft, die sich in dieser Erhaltung der Macht begründet, den Mechanismen eines starken Staates und der Opposition.

Patrice Chéreau

Chéreau inszenierte die Götter nicht als mythische unantastbare Wesen, sondern stellte inneren Zwiespalt klar dar. Es gab im Jahrhundertring von 1976 kein Schwarz/Weiß, kein Gut oder Böse, sondern viele Grauabstufungen. Peduzzis Bühnenbilder unterstützten Chéreaus Intention ideal und ließen die Botschaft noch klarer hervorkommen. Die Gedanken und Gefühle der Schauspielenden standen in ständiger Wechselwirkung mit dem Bühnenbild und ergänzten sich gegenseitig. 

Das Publikum nahm die Inszenierung von Chéreau und Peduzzi extrem unterschiedlich auf. Die Gesellschaft der Festspielfreunde Bayreuth forderte gar eine Absetzung der Produktion. Andere jedoch begeisterten sich für die innovative Inszenierung. Diese gegensätzlichen Meinungen führten zu Tumulten im Publikum. 

Chéreau und Peduzzi trafen mit ihrer Interpretation den Puls der Zeit. Das Deutschland von 1976 befand sich im Umbruch, was sich bis zu einem gewissen Grad auch im Stück wiederfand. Bis heute gilt die Inszenierung von Chéreau und Peduzzi als Maßstab für weitere Produktionen. 

Der Filmemacher Brian Large dokumentierte die Produktion und hielt diese durch seine filmische Aufzeichnung auch für die Nachwelt fest.

Ready? Set Design!

In diesem Blogpost stelle ich einige inspirierende Bühnendesigner vor. Eigentlich liegt mein Fokus auf der Gestaltung von Fernsehsendungen – diese basieren allerdings auf einigen Prinzipien der klassischen Bühnengestaltung, weshalb ich hier einen kleinen Einblick in die Welt der Set Designer gebe.

Die Aufgaben eines Regisseurs oder Choreografen ist klar definiert, jeder kann sich etwas darunter vorstellen. Das Berufsbild eines Bühnenbildners ist unbekannter, da sie eine große Bandbreite aufweisen und als Personen nicht unmittelbar im Rampenlicht stehen. Jeder Bühnenbildner hat seine eigene Herangehensweise und wird von verschiedenen Dingen inspiriert. Herunterbrechen lässt sich die Arbeit aber auf den Entwurf von Skizzen und das Anfertigen maßstabgetreuer Modelle, nach deren Vorbild die Bühnenwerkstatt arbeitet. 

Bühnenbild-Skizze.

Das Anforderungsprofil für Bühnenbildner hat Tony Davis in seinem Buch „Stage Design“ definiert. Ihm zufolge sollten sie kritische Menschen mit geschichtlichem Wissen sein, die eine interdisziplinäre Intelligenz und Fantasie mitbringen und physische Formen eine Geschichte erzählen lassen können. 

Der deutsche Bühnenbildner Günther Schneider-Siemssen legte mit seinen „10 Geboten für Bühnenbildner“ die Grundregeln für ein gelungenes Bühnenbild fest. 

  1. Die Bühne soll als kosmischer oder universeller Raum entwickelt werden.
  2. Man muss alle Aspekte des Theaterdesigns erlernen.
  3. Man soll das Werk nicht erschlagen.
  4. Man soll einem guten Regisseur nicht untreu werden.
  5. Man soll dem Werk dienen und es auf der Bühne realisieren.
  6. Man sollte in der Lage sein, Musik visuell zu interpretieren und ansonsten die Hände von musikalischen Werken lassen.
  7. Man sollte mit den gesamten technischen Möglichkeiten der Bühne, einschließlich der Beleuchtung und den Spezialeffekten, umgehen können.
  8. Man soll das Budget nicht überziehen.
  9. Das Universelle und Kosmische soll in projizierten Lichträumen sichtbar werden.
  10. Man soll auf Goethe hören: „Für den Bühnenbildner ist der Schauspieler, Sänger oder Tänzer das Maß aller Dinge auf der Bühne.“

Schneider-Siemssen war am Landestheater in Salzburg tätig, wo er 1952 erstmals Projektionen als Gestaltungsmittel einsetzte. Später arbeitete er auch für das Salzburger Marionettentheater und an der Wiener Staatsoper. 

Entwürfe von Günther Schneider-Siemssen.

Schneider-Siemssen arbeitete wie die meisten Bühnenbildner hauptsächlich für Theater- oder Opernproduktionen, ganz im Gegensatz zu JC Serroni. Der brasilianische Allround-Künstler studierte Architektur und ist in vielen Bereichen tätig. Er arbeitete für Samba-Schulen während des Karnevals in Rio de Janeiro sowie für das Schulfernsehen und Theaterproduktionen, welche ihm am meisten zusagten: 

“Nachdem ich mein Studium der Architektur beendet hatte und Erfahrungen beim Schulfernsehen sowie dem kommerziellen Fernsehen gesammelt hatte, übte Theater sehr viel mehr Faszination auf mich aus.”

JC Serroni
Serroni arbeitete neben klassischen Theaterproduktionen auch für ausgefallenere Shows.

Ein weiterer inspirierender Bühnenbildner ist Richard Hudson. Er stammt aus Simbabwe und studierte in England an der Wimbledon School of Art. Sein Stil bewegt sich zwischen Konvention und Avantgarde, er zeigt dabei großes handwerkliches Können und Respekt vor dem traditionellen Kunsthandwerk. Sein bekanntestes Bühnenbild ist wohl das von „The Lion King“. Hudson arbeitete gern daran, wie er selbst sagt:

“Das Projekt Lion King war deshalb sehr verlockend, weil man mir klargemacht hatte, dass das Management entschieden dagegen war, dass es dem Film ähneln sollte.

Richard hudson
Ausschnitt aus Hudsons Bühnenbild von The Lion King.

Hudson zufolge sei es für einen Bühnenbildner essentiell, „an die Szenenwechsel zu denken, also daran, wie das Bühnenbild gezeigt wird und wie es wieder vor den Augen des Publikums verschwindet.“

Von Setdesign zu Motion Graphics

Mein erster Blogpost handelte von allgemeinem Setdesign bei großen Fernseh-Events. Mittlerweile habe ich das Thema etwas eingegrenzt – und zwar liegt mein Fokus nun auf den vorproduzierten Elementen einer großen Live-TV-Show, wie zum Beispiel Intro, Trailer oder die Vorstellung der Künstler:innen. Bei dem sogenannten On Air Design kommen oft Motion Graphics gemeinsam mit Kamerabewegungen und 3D-Elementen zum Einsatz, die ich in den kommenden Blogposts näher betrachten möchte.

Um einen Überblick über den aktuellen State of the Art solcher Produktionen zu bekommen, stelle ich in diesem Post einige Best Practice Beispiele vor.

Dieses Video zeigt das Intro für die Grimme-Preis-Verleihung zwischen 2005 und 2016. Der Journalist, Autor und Regisseur Markus Thiele produzierte den Einspielfilm. Er zeigt dabei tausende kleine Monitore, die Ausschnitte der preisgekrönten Filme darstellen. Verwendete Programme waren bei diesem Intro Avid Mojo DX, After Effects, 3ds Max, Maya und Photoshop.

Der Eurovision Song Contest ist bekannt für seine aufwendigen Inszenierungen. Das wird auch am Intro von 2015 ersichtlich. Gezeigt wird eine rasante Kamerafahrt, die verschiedene Städte zeigt. Dabei bleibt der Hintergrund schwarz, nur die Sehenswürdigkeiten der Städte sind in diesen Farben erleuchtet:

Der untenstehende TV Spot wurde von der Wiener Design Agentur Media Apparat erstellt. Sie zeigt das Intro für ein Business Meeting von 2500 Pionieren im Bereich Start Up, Investment und Technologie. 

Diese Art von Motion Design ist sehr zeitintensiv, vor allem wenn jeder einzelne Frame selbst erstellt wird. Um ressourcenschonend zu arbeiten, greifen Agenturen oft auf Templates zu, die dann entsprechend angepasst werden. Ein Beispiel für ein solches Template ist das folgende von Envato Elements: 

https://elements.envato.com/de/the-stage-is-yours-VRS496Z

It’s lit: Bühnendesign bei großen Events

Die Eurovision-Songcontest Bühne 2015 in Wien.
Source: https://www.eurovision.de/news/Aufbau-der-ESC-Location,wien206.html

Durch riesige LED-Wände, bewegliche Bühnenelemente und Lichttechnik entstehen eindrucksvolle Bühnenbilder, die sich perfekt an die Umgebung und die Darbietung anpassen. Ein Beispiel für beeindruckendes Bühnendesign ist der Eurovision Song Contest. Für jeden Künstler wird ein eigenes Bühnenbild erstellt, das auf die jeweilige Performance abgestimmt ist und trotzdem ins große Ganze der Veranstaltung passen muss. 

Es gibt aber auch Shows und Konzerte, die komplett auf Lichttechnik in Verbindung mit animierten Figuren setzen, also ohne menschliche Performance auf der Bühne auskommen. Ein Beispiel dafür ist die virtuelle Band Gorillaz, die für einige Jahre nur dreidimensionale animierte Hologramme auftreten ließ. 

Diese Konstruktion ist 44 Meter breit, ohne einen Kran wären die Aufbauarbeiten unmöglich.
Source: https://www.eurovision.de/news/Aufbau-der-ESC-Location,wien206.html

Ich möchte mich in bewegtes Bühnenbild/Set-Design einlesen und die heutigen Möglichkeiten darin ausleuchten. 

  • Welche Performances im Bereich Musik/Theater finden ohne menschliche Beteiligung statt?
  • Wieso entschied sich die virtuelle Band Gorillaz doch zu einem persönlichen Auftritt bei Konzerten?
  • Welche Möglichkeiten der Gestaltung bieten LED-Wände etc und wie werden sie eingesetzt?

In folgenden Blogposts möchte ich das Thema konkretisieren und Interviews mit Set-Designern/Bühnengestaltern führen, um Einblicke in deren Arbeitsweise zu bekommen.

Literatur/Inspirationen:

https://www.eurovision.de/news/ESC-2020-Buehne-fuer-Rotterdam-konzipiert,stage116.html

https://www.eurovision.de/news/Interview-mit-Buehnendesigner-Florian-Wieder,wieder102.html

https://thewonderfulworldofsound.wordpress.com/

https://www.plexiglas.de/de/anwendungen/esc-spektakulaeres-buehnendesign-fuer-das-mega-event

https://www.prospect-news.at/licht/song-contest-1-800-mal-praezisionsarbeit

https://www.eurovision.de/news/Aufbau-der-ESC-Location,wien206.html