Wie wird Papier richtig entsorgt?

Wenn wir uns als Designer*innen (und Endverbraucher*innen) dazu entscheiden, Papier zu nutzen, dann liegt es in unserer Verantwortung uns schon vorab mit der richtigen Entsorgung auseinandersetzen. Das fängt bei der Wahl des Papiers und der Druckfarben an und geht bis zu verschiedenen Veredelungsmethoden. Für die meisten Endverbraucher*innen ist es nicht so einfach zu erkennen, in welche Tonne der Papiermüll und wie dieser getrennt gehört.

Beispiel: Entsorgung von Geschenkpapier

Im ersten Moment scheint es klar, wie Geschenkpapier entsorgt wird: in der Papiertonne. Dass das oft nicht stimmt, liegt an der Wahl des Papiers und der Veredelungssorten. Einfaches ungestrichenes oder gestrichenes (bedrucktes) Papier und Packpapier können problemlos im Papiermüll entsorgt werden. Papier mit Aluminium-, Lack- und/oder Glitzer-Beschichtungen erfordert bei der Entsorgung mehr Aufmerksamkeit. Kleine Mengen an Beschichtungen können bei der Altpapieraufbereitung abgeschöpft werden, größere Mengen sind kritisch. Eine Faustregel besagt: Sind mehr als 30 % des Papiers beschichtet, gehört es in den Restmüll. Bei mit Aluminium veredeltem Papier kommt hinzu, dass nicht nur die Entsorgung sondern auch die Gewinnung von Aluminium problematisch ist und mit ökologischen und sozialen Nachteilen einhergeht. Hat das Papier seine glatte Oberfläche aufgrund einer Kunststoffbeschichtung, gehört es in den Kunststoffmüll. Der Unterschied zwischen gestrichenem und beschichtetem Papier, ist für Endverbraucher*innen aber nicht immer eindeutig erkennbar. Eine Möglichkeit wäre hier, einen Reißtest durchzuführen. Dazu müsste man aber annehmen, dass Endverbraucher*innen über die Unterschiede in der Papierentsorgung Bescheid wissen und diese auch erkennen können. Als Designer*innen können wir dieses Bewusstsein natürlich nicht voraussetzen. Deshalb ist es auch so wichtig, dass wir schon bei der Gestaltung entsprechende Entscheidungen treffen und die Nutzung von Veredelungen abwägen.

Papiersiegel

Auch bei der Entsorgung von Papier an sich gibt es Unterschiede. Einige Siegel geben Aufschluss über die Herstellung und Bestandteile von Papier, dafür ist es allerdings wichtig, diese zu kennen. Der blaue Engel ist dabei eines der bekanntesten und wichtigsten Siegel. Es ist das Zeichen mit den höchsten ökologischen Standards. Es steht für:

  • die Verwendung von 100 Prozent Altpapier, davon 65 Prozent minderwertige Sorten.
  • den Verzicht auf Chlor, optische Aufheller, halogenierte Bleichmittel und weitere gesundheitsschädliche Chemikalien in den Produktionsprozessen.
  • höchste ökologische Einspareffekte in derProduktion.
  • beste Qualität durch die Gewährleistung wichtiger Normen wie der DIN EN 12281 und 6738.

Neben dem Einsatz von Altpapier berücksichtigt der Blaue Engel auch Gesundheits- und Umweltaspekte in der Produktion der Papiere sowie deren Gebrauchstauglichkeit. FSC und PEFC Papiere betrachten lediglich die Herkunft der Rohstoffe und sich Label für nachhaltige Waldbewirtschaftung, während die Umweltanforderungen im Produktionsprozess keine Relevanz haben. Am Markt findet man aber überwiegend FSC Mix-Papiere, wobei “Mix” besagt, dass mindestens 70 Prozent der Fasern aus FSC-Holz und/oder Altpapier stammen. Meistens sind es reine Frischfaserpapiere. Bei wiederum anderen Umweltlabel wie der Nordische Schwan und das EU-Umweltzeichen spielen ausschließlich ausgewählte Prozessparameter eine Rolle und sie können auch für Frischfaserpapiere vergeben werden. Auch der Begriff “Chlorfrei gebleicht” gibt zwar Auskunft zur umweltverträglichkeit von Papier, weil für die Bleichung kein Chlor verwendet wurde, aber bedeutet auch, dass kein Altpapier enthalten ist und trifft keine Aussage über die Art der Waldbewirtschaftung.

Cradle to Cradle

Ein besonderes Siegel ist Cradle to Cradle, das die Philosophie verfolgt, dass gar kein Abfall entsteht. Als Vorbild nimmt es sich die Natur, in der es keinen Abfall gibt. Auf die Wirtschaft umgelegt bedeutet das, dass Cradle to Cradle Produkte entweder technische Nährstoffe sind, die in technischen Kreisläufen gehalten werden können oder biologische Nährstoffe, die in biologische Kreisläufe zurückgeführt werden. Dabei geht es um einen umfassenden, holistischen Weg zur Kreislaufwirtschaft, für die fünf Kategorien untersucht werden:

  • Material Health: Sichere Materialien für Mensch und Umwelt.
  • Product Circularity: Regenerative Produkte und Prozesse, die eine Kreislaufwirtschaft ermöglichen.
  • Clean Air & Climate Protection: Saubere Luft und erneuerbare Energien.
  • Water & Soil Stewardship: Sauberes Wasser und gesunde Böden.
  • Social Fairness: Menschenrechte und ein Beitrag zu einer fairen, gerechten Gesellschaft.

Das Ziel ist also echte Kreislaufwirtschaft. Dafür werden auch bei der Produktion schon alle Bestandteile untersucht und auch Lieferanten etc. genau durchleuchtet. Damit ein Durckprodukt am Ende Cradle to Cradle zertifiziert sein kann, müssen wirklich alle Bestandteile den Kriterien entsprechen. Deshalb gab es bisher auch häufig Probleme bei der Zertifizierung von Recyclingpapieren, da die Erfüllung aller Standards des ursprünglichen Papiers schwieriger nachvollziehbar ist.

Siegel und Zertifikate sind also wichtige Indikatoren für die Nachhaltigkeit von Papieren. Um diese zu verstehen, muss man sie allerdings kennen und sich genauer mit ihnen beschäftigen, um die Unterschiede bestimmen zu können. Die Wahl des Papiers liegt häufig in der Hand der/des Designers*in und ist damit ein Punkt, an dem wir große Verantwortung für die Umweltverträglichkeit von (Druck-)Produkten haben.

Übersicht Papier-Entsorgung

Wir sind als Designer*innen immer auch Verbraucher*innen. In beiden Rollen ist es wichtig, sich intensiv mit Mülltrennung, Entsorgungsprinzipien und Recycling-Möglichkeiten auseinanderzusetzen. Bei vielen Papierprodukten muss genauer hingeschaut und im Einzelfall entschieden werden. Zur Orientierung kann die folgende Liste aber hilfreich sein:

Ins Altpapier gehören:

  • Zeitungen/Zeitschriften/Broschüren/Bücher,
  • Schulmaterial aus Papier,
  • Papiere, Kartons und Pappen aus Büros und Verwaltungen,
  • Geschenkpapier und –karton,
  • Verpackungen aus Papier, Pappe und Karton,
  • Eierkartons.

Nicht ins Altpapier gehören:

  • Verbundmaterialien – Getränkekartons, Coffee-to-go-Becher (Gelber Sack),
  • Tapeten (Restmüll),
  • Wachs-, Paraffin-, Bitumen- und Ölpapiere beziehungsweise -pappen (Restmüll bzw. bei Verpackungen gelber Sack),
  • Thermopapier – Kassenzettel, Fahrkarten (Restmüll),
  • Selbstdurchschreibepapier,
  • Nassfest und/oder fettdicht imprägnierte und/oder geleimte Papiere und Pappen – Plakate, Coffee-to-go-Becher, Hamburger-Verpackungen, Backpapier, Muffinförmchen, Trinkhalme (Restmüll bzw. bei Verpackungen gelber Sack),
  • Verschmutzte, restentleerte Papierverpackungen – Pizzakarton mit Lebensmittelanhaftungen oder Pappschalen für Ofengerichte wie Lasagne oder Fisch (gelber Sack)  
  • Mit Kunststofflacken oder -folien hergestellte Lack-, Glacé- und Chromopapiere und -pappen (Restmüll bzw. bei Verpackungen gelber Sack),
  • Papiere mit Klebstoffanwendungen, die sich nicht leicht abtrennen lassen (Haftnotizen, Adressetiketten, Selbstklebeverschluss bei Kuverts) (Restmüll bzw. bei Verpackungen gelber Sack). Eine Ausnahme hiervon sind Papierprodukte, die mit dem Blauen Engel gekennzeichnet sind. Diese dürfen nur Klebstoffe enthalten, die nach den anerkannten Prüfmethoden INGEDE 12 & Score Card als ausreichend abtrennbar bewertet werden. Diese Papiere können mit dem Altpapier entsorgt werden.


Quellen:

https://www.biorama.eu/darf-man-hochglanz-magazine-im-papiermull-entsorgen/

https://papierundmehr.at/der-weg-des-altpapiers/

https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/haushalt-wohnen/papier-recyclingpapier#gewusst-wie

http://papiernetz.de/wp-content/uploads/factsheet_recyclingpapierblauerengel.pdf

https://dabelino.de/blogs/blog/geschenkpapier-richtig-entsorgen-in-welchen-muell-kommt-geschenkpapier

https://www.emde-ab.de/papierrecycling

https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/haushalt-wohnen/papier-recyclingpapier#hintergrund

https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/haushalt-wohnen/papier-recyclingpapier#gewusst-wie

https://printelligent.de/cradle-to-cradle_mondi/

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