Kritische Bewertung – Hochschularbeit zu Gamification

Jonas Ibel
Gamification – Einbindung von Spielelementen bei digitalen Medien

Die Arbeit wurde an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg im Studiengang Medien- und Informationsdesign verfasst. Es geht konkret um Umsetzung und Zukunft von spielerischen Lernmethoden in der digitalen Umgebung.

Gestaltungshöhe

Die Arbeit ist zwar an sich übersichtlich aufgebaut, aber keineswegs kreativ gestaltet. Obwohl sie während eines Designstudiums gefertigt wurde, ist die Gestaltung eher wie an einer regulären Universität. Einheitlich, großer Zeilenabstand, Blocksatz. Wahrscheinlich gibt es an der Universität Richtlinien, wie die Arbeit auszusehen hat und wenig gestalterischen Spielraum. Am Deckblatt ist lediglich das Logo der Universität und der notwendige Text.

Innovationsgrad

Ich glaube, dass die Arbeit mit ihrem Ergebnis nicht besonders Innovativ ist. Das Thema wurde in dieser Form mit Sicherheit schon mehrere Male zumindest zu ähnlich bearbeitet. Es gibt auch kein neues gestalterisches Endprodukt, wie es an unserer Hochschule der Fall wäre. Die Leitfrage ist, ob und welche Zukunft Gamification hat. Nach der Auswertung von Expertenumfragen folgt das Fazit, dass Gamification in der Zukunft relevant bleibt, aber weniger „gehyped“ wird. Inwiefern diese Erkenntnis Innovativ ist, erschließt sich mir nicht ganz.

Selbstständigkeit

Ich denke dieser Punkt ist in Ordnung. Es sind offensichtlich eigens sehr viele Interviews beziehungsweise Umfragen mit Experten geführt worden. Auch Quellen und Literatur sind auf den ersten Blick gut gekennzeichnet und benannt.

Gliederung und  Struktur

Die Struktur kommt mir sehr schlüssig vor. Die Arbeit beginnt mir allgemeinen Informationen und der Ausgangslage und wird durchwegs konkreter. Es gibt anfangs eine Erklärung theoretischer Ansätzeund danach eine Analyse diverser Methoden und Expertenbefragungen. Gegen Ende gibt es einen kritischen Blick aufs Thema sowie Zukunftsaussichten und Prognosen.

Kommunikationsgrad

Die Arbeit ist leicht zu lesen und nachzuvollziehen. Es befinden sich aber nur wenige und eher schlechte Grafiken als Unterstützung zum Text über die diversen Theorien und Methoden in der Arbeit. Mir fehlt der Schritt-für-Schritt Prozess der Arbeit bzw. der Erkenntnisentwicklung ein bisschen.

Umfang der Arbeit

Die Arbeit umfasst die wichtigsten Anhaltspunkte des Themas samt Beschreibungen der wichtigsten Theorien und der wichtigsten Kritikpunkte.
Um aber als hochwertig zu gelten fehlen tiefergehende Schlüsse. Die Arbeit ist eher wie eine lange Beschreibung des aktuellen Wissens. Außerdem ist sie ein wenig kurz. Meiner Meinung nach könnte die Arbeit umfangreicher in jedem Unterpunkt und jedem Kapitel sein.

Orthographie sowie Sorgfalt und Genauigkeit

Ich fand die Arbeit sehr ungenau ausgearbeitet. Gleich zu Beginn purzeln die Beistrich- und Leerzeichenfehler nur so daher. Das wirkt sofort unprofessionell und als hätte der Autor keine Zeit zum Korrekturlesen gehabt.

Literatur

Quellenverweise sind immer im Fließtext, was den Lesefluss etwas stört. Die gewählte Literatur wirkt wissenschaftlich genug. Es kommen keine schwindligen Links oder bloße Wikipediaartikel vor. Es ist auch genug verschiedene Literatur eingebunden. Bei gewissen Themen wurden verschiedene Quellen mit unterschiedlichen Ansätzen verwendet, um diese kritisch gegenüberzustellen.

Bildwarnehmung – Experiment 1

Bildwahrnehmung: erster Versuch

Ich bekam die Anfrage für die Website eines Unternehmens Fotos vom Büroleben zu machen. Es war mein erstes größeres Shooting ohne weitere beteiligte Leute aus meiner Branche.

Die Fotos mussten als erstes mal inhaltlich zum Thema der Seitenstruktur passen. Also habe ich hier wie üblich einen Shootingplan und ein Moodboard ausgearbeitet. Dafür war es notwendig ordentlich zu recherchieren, weil ich manche Tätigkeiten des Unternehmens – aufgrund der noch nicht fertigen Website – mir recht unklar waren. Es ist ein Unternehmen für Beratung. Hier war dann klar: Die Fotos müssen hell und freundlich sein. Sie dürfen nicht zu streng aussehen, aber müssen Kompetenz vermitteln. Viele lächelnde Gesichter, ruhige Kompositionen. Ich wollte mich zuerst für warme Farben entscheiden. Aufgrund des CD der Firma blieb ich aber bei kühl – neutral.

Meine Vorgehensweise in etwa:

  1. Zeitplan
  2. Moodboard
  3. Recherche/Rücksprache
  4. Shootingplan
  5. Equipmentplan
  6. Statistenplan
  7. Shooting
  8. Aussortieren
  9. Nachbearbeiten

Was was das Outcome meines Experiments zur Bildwahrnehmung: Was passiert denn mit einem Bild auf einer Website? Welchen Unterschied macht die Position?Gerade auf einer Website ist besonder wichtig, wohin ein Bild den Blickfokus lenkt. Bei Fotos, auf denen Köpfe alle nach rechts gedreht sind, verläuft der Blick der Betrachtenden automatisch nach rechts. Will ich das denn hier überhaupt? Diese Folusgeschichte hätte ich besser nutzen können.

Die abgebildeten Personen lenken den Blick der Betrachter:innen auf den “Fragen?”-Button
Die abgebildeten Personen lenken den Blick der Betrachter:innen auf den Text darunter

Bilder mit viel Weiß und nur einem klaren Objekt statt zu viel Tumult gefielen dem Kunden immer am Besten. Auf einem Websitefoto sollte nicht zu viel am Bild passieren. Es ist besser, wenn es nur die Atmosphöre unterstützt anstatt abzulenken.

Oft besser Atmosphäre einfangen anstatt mit konkreter Abbildung abzulenken.

Es viel mir leicht, lächelnde Gesichter einzufangen, die beim Betrachten ein positives Gefühl erwecken sollen. Schwierig wurde es aber bei Unterthemen, die sich um z.B. Arbeitsverlust oder andere Schicksalsschläge dreht. Hier ist nicht sinnvoll fröhliche Personen abzubilden. Nachdem das Unternehmen nur eigene Angestellte und keine fremden Models auf der Website haben wollte, war dementsprechend schwer, ein ernstes bis betrübtes Gesicht vorzutäuschen. Das hat in diesem Projekt so nicht gut funktioniert.

Zu Betrachter:innen gewandte lächende Person VS. weggedrehte neutrale Person erzielen ein ganz anderes Feeling.

Statt traurigen Personen am Bild wurden schließlich neutrale Bilder verwendet.

Ich habe noch viel Luft nach Oben was Bildbearbeitung angeht. Während ich hier nur eine grundsätzliche Korrektur der Bildeinstellungen vorgenommen habe, könnte ich in Zukunft deutlich mehr Stimmung herausholen.

Werbung ist implizit, Wahrnehmung individuell

Man sagt sogar, Werbebotschaften sollen am besten am Piloten vorbei direkt zum Autopiloten gelangen. Eine direkte Aussage sei in den meisten Fällen unwirksam. Daher muss ganz sensibel an das Kernmotiv herangeführt werden.

Es ist nicht unbedingt nötig, für eine implizite Werbung das Produkt großflächig im Vordergrund zu halten. Die Marke wird durch anderes veemittelt. Dafür muss man zuerst verstehen, was für Motive das zu bewerbende Produkt eigentlich hat. Hier sind wieder einmal Zielgruppe und Produktrecherche enorm wichtig. Wie wirkt das Produkt ect. von sich aus und was kommuniziert es?

Bedeutung alleine reicht für den Erfolg von Markenkommunikation nicht aus. Erst durch den Anschluss an relevante Motive lösen wir beim Kunden gewünschtes Verhalten aus.

Das Motiv wird nun in einen visuellen Code gepackt. Für diesen gibt es vier relevante Ebenen: Sprache, Geschichte, Symbolik und Sensorik. Sprache ist der explizite Code. Text oder Apell zum Beispiel. Die Geschichte gibt den Kontext für das abgebildete Geschehen. Symbolik wird von einzelnen Elementen und eben ihren Bedeutungen im Kontext vermittelt. Die Sensorische Wirkung impliziert Emotion – zum Beispiel durch eine bestimmte Farbwahl. Dieses Codesystem kann bei verschiedenen Werbeplakaten beobachtet und auf eigene Beispiele angewendet werden.

Text, ein angespanntes Gesicht eines Mannes, verschiedene symbolische Elemente und eine kühle Farbe erzählen uns etwas. Die Marke oder das Produkt sind nicht das Hauptmotiv.

Bilder sind wirkungsmächtig. Sie erfüllen ihren Zweck – informieren, emotionalisieren ect. Damit ist nicht gemeint, dass sie eine Wahrheit wiedergeben. Der Mensch reagiert aber trotzdem immer sofort auf sie und ist ihnen sozusagen ausgesetzt. Damit ist die Abbildung ein Werkzeug, dessen Bedienung erlernt werden kann und das immer eine Aufgabe hat und nach Benutzung eine Folge hat.


Brink, C. Bildeffekte: Uberlegungen zum Zusammenhang von Fotografie und Emotionen. In: Geschichte und Gesellschaft, 37. Jahrg., H. 1, Geschichte, Emotionen und visuelle Medien (Januar – März 2011), pp. 104-129.

Held, D. Scheier, C. Wie Werbung Wirkt: Erkenntnisse des Neuromarketings. Haufe Verlag, 2006.

Warum haben wir Bilder gern?


Sie geben uns Information, die wir schneller und unter weniger Anstrengung und auch weniger bewusst wahrnehmen können.

Fotografie bietet uns im Gegensatz zu jeglichen anderen Arten der Abbildung die Wirklichkeit. Oder zumindest die falsche Wirklichkeit. Der Mensch glaubt, das reale Produkt, die reale Person oder die realen Gefefühle abgebildet zu sehen. Werbung will unsere Aufmerksamkeit gewinnen. Fotografie (bzw. realistische computergenerierte Modelle) gibt visuelle Stimulation und lässt Menschen etwas “echtes” sehen. Dies vermittelt einerseits Vertrauen. Andererseits ist die Möglichkeit, Produkte und vor allem Details so realistisch abzubilden für den Menschen ungewohnt und neu, was Aufmerksamkeit an sich zieht.

Technische Fortschritte ermöglichen neue Arten von Bildern zu machen

Technische Fortschritte ermöglichen es etwa, Realität mit unwirklichen Elementen zu kombinieren oder immer feiner und detailreicher zu werden. Der Mensch nimmt trotzdem etwas “Echtes” wahr und ist nocheinmal mehr von der Unmöglichkeit gefasst.

Ein unwirkliches Bild wirkt als Fotografie, also als Abbildung der Wirklichkeit trotzdem real

Weil Bilder im besten Fall die Wirklichkeit vorgaukeln, sind sie oft auch einfach schöner als die Wirklichkeit -> weil Kompositionen den Wunsch des Gehirns nach geordneten Systemen befriedigen und weil das Wesentliche wahrgenommen werden kann, ohns ich anstrengen zu müssen.

Das Auge muss nicht auf ein Element fokussieren. Da das Bild in einer Ebene liegt, ist die Arbeit des “Objektfokussierens” für den Menschen schon getan.

Ein Bild ist meistens soweit verkleinert, dass man das darauf gezeigte mit einem Blick erfassen kann. Große reale Objekte mit hin- und hergehenden Blicken zu scannen ist beim Bild nun nicht nötig.

Beim Betrachten eines Bildes ist klar: jetzt geht es nur um visuellen Input. Sich auf andere Sinneseindrücke zu konzentrieren braucht man hier nicht.

Ein Bild stoppt die Zeit. Wir können Momente sehen, die sonst viel zu schnell vorbeigehen würden, um sie bewusst wahrzunehmen. Und brauchen uns damit auch keinen Stress machen. Das Bild kann lange und ruhig angesehen, analysiert werden, ohne in die abgebildete Situation eingreifen zu müssen. (Z.B. Unfallmoment).

Anders als beim sehen des realen Inhaktes: Objekte, die für den Inhalt nicht relevant sind, können weggelassen werden. Wichtige Objekte können in eine sinnvolle Komposition gebracht werden.

Die Abbildung kann den Inhalt bei bestmöglichen Verhältnissen einfangen und dem Menschen zeigen. Er muss dafür nicht zu bestimmtem Wetter an einen bestimmten Ort.

Ein Bild ist in seinen (meistens vier) Seiten “eingesperrt”. Unterbewusst geht seitlich des visuellen Reizes keine Gefahr für Betrachter oder Betrachterin aus. Es beruhigt.


Abbildungen sind Sozial

Wichtig ist dann noch die Frage, was das Gehirn mit wahrgenommenen Bildern eigentlich macht. Ein wichtiger Bereich unseres Gehrins für die Wahrnehmung von Abbildungen ist zum Beispiel jener, der für das Erkennen von Gesichtern zuständig ist.

Welches Gesicht vermittelt einen bedrückten und welches einen selbstbewussten Eindruck?

Menschen finden Sympathie in Abbildungen mit anderen Menschen. Aber auch bei Comicfiguren, Mascottchen, Tiere oder Icons werden Gesichter wahrgenommen. Sogar bei Autos wird darauf geachtet, sie oft von vorne abzubilden, weil Scheinferfer ect. einer Gesichtsstrucktur ähneln und daher unterbewusst mehr Aufmerksamkeit erregt. Dann spielt der Gesichtsausdruck natürlich auch eine Rolle. Um Emotionen zu erzeugen ist ein abgebildetes Gesicht ein schneller weg. Emotionales Spiegeln ein instinktiver Automatismus der meisten Menschen um Befindlichkeiten anderer einzuschätzen. Automatisch macht man das Gegenüber nach – und fühlt sich dann selbst so. (Du lächelst – ich lächle – ich freue mich).


Schuster, M.: Fotos sehen, verstehen, gestalten. Eine psychologie der Fotografie. Berlin: Springer 2005

Siegert, G. Brecheis, D.
Werbung in der Medien- und Informationsgesellschaft. Eine kommunikationswissenschaftliche Einführung.

welt.de, Warum Menschen Stimmungen aufsaugen wie ein Schwamm.

Bildwahrnehmung in der Werbefotografie

Die Werbefotografie ist seit den 50er Jahren nicht aus der konsumorientierten Gesellschaft wegzudenken. Was ist also wichtig in der Werbefotografie? Es geht nicht nur um den Inhalt des Bildes, sondern um die zu vermittelnden Emotionen. Jedes für Werbezwecke eingesetzte Bild hat eine klare Aufgabe – Information weiterzugeben. Ganz ohne dass die Betrachterin oder der Betrachter etwas lesen muss. Somit läuft eines in der Werbefotografie immer gleich: zu vermittelnde Gefühle stehen im Vordergrund.

Immer ist das fotografische Bild mehr als die Summe der abgebildeten Gegenstände; Informationen und Bedeutungen werden über das gesamte Beziehungsgefüge der Objekte, die Räumlichkeit, die Atmosphäre des Bildraums sowie Gliederungen, die über Bildlinien, Flächen und Helligkeits- oder Farbkontraste hergestellt werden, transportiert.

Pilarczyk, Ulrike; Mietzner, Ulrike

Neben den technischen Faktoren zum guten Ablichten des gewünschten Objekts sind also stilistische Mittel wichtig.
Werbe- und Lifestile-Fotografie will nicht die Wirklichkeit beschreiben, sondern ansprechend und zugleich informierend sein. Wie Menschen Bilder grunsätzlich wahrnehmen, ist historisch und kulturell geprägt und von eigenen und allgemeinen Erfahrungen abhängig. Durch Erfahrung der Schwerkraft entsteht beispielsweise bei “schweren Objekten”, dunklen oder großen Elemente ein Zug nach unten. Menschen projezieren ihre Raumorientierung in ein Bild. Die Leserichtung von Links nach Rechts ist ein weiters Beispiel für einen Faktor, der Einfluss auf die Bildwahrnehmumg haben kann.

Bei einer Bildbetrachtung folgt sofort ein Deutungsversuch. Das blose Hinschauen verursacht das projezieren der eingenen innenen Symbolwelt auf das Gesehene. Das grafische Vokabular übersetzt gesehende Gegenstände in Symbole und diese Symbole in Bedeutungen. Als erstes werden Umrisse abgebildeter Objekte wahrgenommen. Das ist ein möglicher Grund dafür, warum Linienzeichnungen und besonders Linienicons einfacher verständlich und oft als schnelle Informationsvermittler in Gebrauch sind. Umrisse werden schnell wahrgenommen und gemerkt, weshalb das Gehirn von einem einzelnen Umriss auch wieder auf ein ganzes Objekt schließen kann.

Aus der teils gelernten und teils angeborenen Bildwahrnehmung resultieren Gestaltungsmethoden. In der Gestaltungstheorie gibt es verschiedene Regeln, die die Reihenfolge der Objektwahrnehming beschreiben. Einfache uns stabile Formen werden zuerst wahrgenommen. Ähnliche oder nahe beieinander liegende Objekte werden als Einheit aufgefasst. Geometrische Anordnungen wirken harmonisch, weil das Gehirn optische Reize ordnen, in Regelmäßigkeit bringen und aufs Wesentliche reduzieren möchte.

Reckteckige Bilder, seien sie hochformat oder querformat, haben eine tradidionsbedingte Beliebtheit. Ein Foto ist üblicherweise rechteckig, dennoch könnte ein runder Rahmen den Fokus noch mehr ins Zentrum rücken.

Ein zweidimensionales Bild lebt von der erdachten Dreidimensionalität. Durch Anordnung der Objekte in Vorder-, Mittel- und Hintergrund entsteht die Tiefendimension, die Bilder stärker wirken lässt. Automatisch kreiert das Gehirn einen räumlichen Standpunkt. Zu diesem naheliegende Objekte scheinen wichtig. Die Zentralperspektive hat sich kulturell bedingt beliebt gemacht. Hier laufen Linien, die nicht paralell zur “Filmebene” laufen, in einen Fluchtpunkt. An diese  orientiert sich der erste Blick am meisten.

Zwei weitere Punkte sind ebenso relevant. Der geometrische Mittelpunkt auf planimetrischer Ebene: dominante Linien und Flächen, die sich durch die Komposition ergeben. Und einen dritten Punkt stellt das zentrale Hauptobjekt dar. Dieses wird eher bewusst wahrgenommen, während die anderen im Unbewussten einen Eindruck hinterlassen. Eine bewusste Komposition aus diesen drei dominanten Punkten kann Spannungen oder Harmonien erzeugen und gewünschte Emotionen unterstützen.

Neben Punken leiten auch bewusst oder unbewusst wahrgenommene Linien und Flächen den Blick. Schon kleine Farbunterschiede können solche Formen bilden. Gewisse Formen haben zusätzlich noch eine wirkende Bedeutung, wie etwa ein Quadrat im vergleich zum Kreis mehr Stabilität vermittelt.

Schließlich beeinflussen Licht und Schatten in all ihren Formen, Farbe und ein bewusster Einsatz von Schärfe und Unschärfe die Wahrnehmung einer Fotografie. Farbwahrnehmung ist mehr als alles andere von Erfahrung und Kultur geprägt und befindet sich, wie Symbolik und Sprache generell, im ständigen Wandel. Diese Mittel sind jedoch die wichtigsten Werkzeuge, um eine bestimmte Atmosphäre zu schaffen. Und eine bestimmte Atmosphäre erzählt etwas, informiert und regt Emotion in Betrachterin oder Betrachter an.


Pilarczyk, Ulrike; Mietzner, Ulrike: Das reflektierte Bild. Die seriell-ikonografische Fotoanalyse in den Erziehungs- und Sozialwissenschaften. Bad Heilbrunn: Klinkhardt 2005

Schuster, Martin: Fotos sehen, verstehen, gestalten. Eine psychologie der Fotografie. Berlin: Springer 2005

Information vs. Emotion

Wie sich Kunst und Design unterscheiden, unterscheidet sich auch Fotografie und Produltfotografie in gewisser Weise. Jeweils letzteres hat einen zusätzlichen Anspruch: Funktionalität.
Während der oder die Fotograf:in eine möglichst ansprechende Abbildung des jeweiligen Objektes haben möchte, beschäftigen sich Produktfotograf:innen mit dem Inhalt. Letztere legen Wert darauf, dass mit einem Foto alle möglichen Details zum Produkt kommuniziert werden, anstatt ein schönes Foto zu machen. Betrachterin oder Betrachter sollen anhand des Fotos bereits sofort erkennen:
Was ist das Material?
Wie fühlt sich die Oberfläche an?
Wie verhalten sich Nähte/Kanten/usw?
Wie sauber ist es verarbeitet?
Was kann ich damit alles machen?
ect.

Aber nicht nur oberflächliches wird kommuniziert. Wenn nun über das Produkt informiert wurde, muss als nächstes auch zum Kauf angeregt werden. Gesehen werden muss auch: Warum ist dieses Produkt besser als andere?
Was für Extras gibt es?
Welche Probleme nimmt es?
Warum brauche ich es?

Wettbewerb und Aufmerksamkeit
Besonders im Fall von Onlineshops: Der oder die Betrachter:in haben wenig Zeit — lange Texte werden nicht gelesen. Das Foto muss mit der Konkurrenz mithalten und das Alleinstehungsmerkmal des Produktes herausheben.

Information über das Objekt wird deutlich, Material
Eine erzeugte Atmosphäre regt zur Lust an

Schritte zum richtigen Ansatz beim Fotografieren von Produkten:

Ist es emotional oder technisch? Soll also die Funktion des Produktes aufgegriffen werden, oder soll das Produkt ein Feeling erwecken. Ein Foto eines Produktes kann eine eigene Geschichte erzählen, indem Licht, Farben und Komposition eines Setzings den Menschen in eine wünschenswerte Mood eintauchen lassen. Ein Gleichgewicht an Information und Emotion scheint sinnvoll. Die Gewichtung hängt aber von Medium/Plattform und Produkt ab.

Die Betrachter:innen verstehen: Was möchten sie sehen und was sollen sie sehen? Wie kommen die potentiellen Käufer:innen des Produkts bis zum Profukt/Foto? Der Weg ist das Ziel
Suchbegriffe auf Onlineshops zeigen an, welche Informationen das Bild als erstes vermittelt werden soll. Sucht eine Person nach “Besteck Camping Set” muss auch ein Foto vom Campingbesteck als Set als erstes angezeigt werden, um zu vermitteln “Ich bin genau das, was du suchst!”. In einem Katalog für Weihnachtsgeschenke sollte das Foto etwa klarmachen “Ich bereite Freude und hübsch verpackt bin ich auch!” und so weiter. Die Customer-Journey muss also berücksichtigt werden.

Was ist die Kommunikation der Marke/des Produkts auserhalb der Fotografie? Um ein konsistentes Auftreten zu schaffen, müssen auch Produktfotos zum restlichen Brandimage gehören. Inhaltlich wie auch gestalterisch.


Grimm, R.: https://youtu.be/4sYyOuc9RJo
Grimm, R.: https://youtu.be/LOs7Mp1TDNA
Al-Hakim, M: https://youtu.be/yMugtGmH-SE

Produktfotos: Arten und Umgang

Bilder sagen mehr als Worte….den Satz kennen wir. Gut.

Aber es stimmt nun mal: Wer mit aussagekräftigen Bildern arbeitet, erspart sich langen erklärenden Text. Der Mensch nimmt Bilder schneller wahr und wird, anders als beim Lesen, fast dazu gezwungen, die Information aufzunehmen. Fürs Lesen entscheidet man sich, aber das Bild verarbeitet man beim Anschauen automatisch. Ich stelle mir also die Frage, was und wieviel Information ich in ein Bild packen kann, um den Betrachter zu etwas zu überzeugen. Mit technischen Mitteln kann gespielt werden, um gewünschte Ergebnisse zu erzielen. Genau so wichtig ist aber, im Vorhinein das Ergebnis genau festzulegen und durchzudenken. Ein gutes Konzept ist, was schließlich Emotion in Betrachterin oder Betrachter auslöst.

Der heutige Eintrag: Was sind die üblichen Produktfotos und was kann ich damit machen?

Natürlich müssen Produktfotos veschiedene Anforderungen erfüllen. Darum gibt es auch verschiedene Formen. 

Einzelfotos sind wichtig für Kataloge oder Onlineshops. Dabei steht das einzelne Objekt groß im Rahmen und der Hintergrund ist freigestellt oder anderwärtig simpel und klar.

Gibt es eine eine Produktreihe, wird das Gruppenfoto schnell relevant. Die potentiellen Käuferinnen und Käufer bekommen auf einmal einen Überblick über eine größere Produktpalette. Neben dem Einzelfoto erweckt es den Geschmack auf mehr. Oft werden Gruppenproduktfotos auch für Social Media verwendet, da sie bezüglich des Händlers aussagekräftig sind. Hier kann schon darüber nachgedacht werden, in welchem Zusammenhang die Produkte zueinander stehen und was das gemeinsame Foto dem Betrachter oder der Betrachterin erzählen soll, um eine storytragende Komposition zu schaffen.

Als nächstes möchte die Betrachterin oder der Betrachter wissen, wofür das Produkt ist. Wozu wird es gebraucht und in welchem Kontext soll es verwendet werden? Life-in-action Shots verraten nicht nur, um was es sich bei dem Produkt handelt und wie man es benutzt, sondern vermitteln auch einen Lifestyle, eine Laune. Die Halskette liegt auf einem sonnengeküssten Schlüsselbein, umgeben von Seidentüchern in rosarot. Wer das Bild betrachtet weiß: So sieht es aus. So sehen Leute aus, die es verwenden. So seht ein Tag aus, von Leuten, die es verwenden. So ein Gefühl müss es sein, sowas zu tragen.

Die Größe und Handhabung des Produkts wird deutlichgemacht – möglicherweiße wichtig bei Verpackungen, bei der die Menge an Inhalt sonst nicht eindeutig ist. Die Kundin oder der Kunde kann sich die Menge besser vorstellen und hat nun mehr Vertrauen. Das Produkt bzw. die Marke bekommt durch ein Life-in-action Foto Persönlichkeit. Es wird daher auch oft für Soial Media benutzt.

Verpackungen von Produkten dürfen nicht vergessen werden. Gerade bei Onlineshops geben Fotos von Verpackungen ein größeres Feeling von einer echten Shopping-Experience. Schön gestaltete Verpackungen haben eine Aufgabe, die auch durch Fotos vermittelt werden kann. Außerdem möchte die Kundin oder der Kunde sehen, was sie oder er dann auch wirkich erhalten kann.

Detail-Shots sind geeignet für Produkte mit relevanten äußeren Feinheiten. Beispielsweise Schmuck wird gerne als Makroaufnahme abgelichtet. Hier sind nur Teile des Produkts abgebildet und eine fast künstlerische Komposition wird geschaffen, weil das Produkt als gesamtes im Detail manchmal nicht mehr zu erkennen ist. Deshalb kann sicher auch mit Licht und Farben gespielt werden, um zusätzlich Aufmerksamkeit zu erzeugen. Qualität wird vermittelt.

Bewegung kann ein Bild schließlich noch um eine Dimension erweitern. So wird aus dem Produktfoto nun ein festgehaltener Moment unserer Zeit. Das Bild wird für die Betrachterin oder den Betrachter realer und greifbarer. Sympathie wird gewonnen. Auf Social Media wirken solche Fotos wieder eher wie spontan entstanden und real, ganz im Gegensatz zu posierten, starren Produktfotos.

Es erzählt: Das ist gemütlich, das ist zum entspannen, es ist feminin.
…orange for scale
Packaging = Product
gerne auch für Videoaufnahmen verwendet
Bewegung passiert

  • https://www.bigcommerce.com / How to Create a Picture Perfect Ecommerce Website With Product Photography
  • Campbell, Teri: Food Photography & Lighting: A Commercial Photographer’s Guide to Creating Irresistible Images
  • https://i.pinimg.com/564x/d4/cd/fb/d4cdfb2a9fa2551a1492e8de7f0b1611.jpg
  • https://i.pinimg.com/564x/8b/6f/9c/8b6f9cfa6648b34a85358489f38fbb89.jpg
  • https://i.pinimg.com/564x/cf/c4/2b/cfc42b3f2baf9634cb4be57e67252d9a.jpg
  • https://i.pinimg.com/564x/9a/a4/8b/9aa48bf865c256c85d484d3289270b22.jpg
  • https://i.pinimg.com/564x/98/8e/c5/988ec534b7dc09c77252f5c4f3696851.jpg

Ansprechende Produktfotos & visual Storytelling


In der Produktfotografie und im
Speziellen bei der Fotografie von
Speisen und Getränken muss auf
einiges geachtet werden. Welche
technischen Aspekte sind relevant
und was will ein Produktfoto von
Essen im Menschen eigentlich er-
zeugen?

Die Zielgruppe StudentInnen, junge
Menschen im ersten eigenen Haus-
halt, hat spezielle Bedürfnisse, wenn
es um Essen geht. Eine konkrete Zielgruppenrecherche könnte in das Forschungsthema eingebunden werden.
Wie verhält sich Food-Photogra-
phy in Kochbüchern/Magazinen im
Vergleich zur Supermarktwerbung? Auch das Medium spielt eine Rolle dabei, wie Produktfotos letztendlich erstellt und aufbereitet werden => Blogs und Social-Media vs. Printmedien.

Produkt- & Speisefotos müssen Aufmerksamkeit erregen und in Gedanken bleiben können. Im besten Fall erzählt ein Bild eine lebendig werdende Geschichte. Wie funktioniert visual Storytelling und Bewegung in der Fotografie? (Kann ein Bild vielleicht sogar den ganzen Kochablauf zeigen?…Und noch mehr?)

Die richtigen Farben wie auch die
Komposition spielen eine wichtige
Rolle in der Darstellung von Essen.
Hier muss der erste Eindruck das
Wasser im Mund zusammenlau-
fen lassen. Warum regt was das
menschliche Gehirn diesbezüglich
an?


Omas altes Kochbuch könnte zu
recherchezwecken neu aufgelegt
werden: Produktfotos und eine in-
teressante Darstellung der Zutaten
sowie der Zubereitungsanleitung
kann alte Informationen schneller
und mit mehr Emotion vermitteln,
sodass Rezepte auch noch im Ge-
dächtnis bleiben.


Armendariz, M. (2012). Focus On Food
Photography for Bloggers (Focus On Se-
ries): Focus on the Fundamentals (1st ed.).
Routledge.

Farmer, N. (2013) Trends in packaging
of food, beverages and other fast-moving
consumer goods (FMCG): Markets, ma-
terials and technologies. o.O.: Woodhead
Publishing.


Glyda, J. (2019). Food Photography: Crea-
ting Appetizing Images (1st ed.). Routledge.

Gitner, S. (2016). Multimedia storytelling for digital communicators in a multiplatform world. Routledge.

Matalon-Degni, F. Trends in Food Photo-
graphy: A Prop Stylist‘s View. In: Gastrono-
mica. August 2010; 10 (3): 70–83.


Young, N. (2012). Food-Fotografie: Essen
perfekt in Szene setzen. o.O. Markt +
Technik