Kritische Evaluierung einer Masterarbeit

Im Zuge der Lehrveranstaltung Proseminar Master’s Thesis, soll eine Masterarbeit anhand bestimmter Kriterien analysiert werden. Die Arbeit „Grenzen – Trennung und Zusammenleben in Nikosia, Zypern“ von Jáchym Bondy, befasst sich mich der Entstehung des andauernden Konfliktes auf Zypern mittels zeitgenössischer Zeitungen und historischer Quellen. Dabei wurde das Thema Grenzen aufgearbeitet und eine städtebauliche Analyse durchgeführt, die die Wirkung der Trennung auf das städtische Leben in Zypern erfasst.

Gestaltungshöhe
Da diese Masterarbeit den Bereich Architektur and der Technischen Universität Wien einschließt, sind die gestalterischen Möglichkeiten sehr begrenzt. Ich selbst habe an der Universität Wien studiert und kann aus Erfahrung sprechen, dass die Vorgaben für die Gestaltung der Masterarbeit sehr streng sind, sprich es dürfen lediglich zwei Schriftarten und eine Schriftgröße verwendet werden. Ich kann mir daher gut vorstellen, dass die Vorgaben ähnlich an der TU sind. Außer einigen Grafiken und Fotografien, ist die Arbeit selbst sehr textlastig und daher aus gestalterischer Sicht für unseren Schwerpunkt nicht die richtige Referenz.

Innovationsgrad
Die wissenschaftliche Aufarbeitung des Zypernkonflikts hat in den letzten Jahr sehr an Popularität gewonnen. Auch ist das Thema Grenzen kein neues. Dennoch finde ich es sehr interessant die Arbeit aus einer architektonischen Perspektive zu betrachten, da es sich hier um einen anderen Blickwinkel auf das Thema handelt.

Selbstständigkeit
Durch die umfangreiche fotografische als auch planmäßige Dokumentation der Arbeit, lässt sich ein hoher Grad an investierter Zeit in die Konzeption erkennen. 

Gliederung und Struktur
Sowohl strukturell als auch in ihrer Gliederung, folgt die Arbeit einem sehr klaren Schema. Zunächst befasst sich der Schreiber mit der geschichtlichen Kontextualisierung, bis hin zur Definition von Grenzen. Interessant ist dabei die Ansicht, dass die Abschaffung von Grenzen nur die Kreierung neuer Grenzen bedingt und dass somit Grenzen für das Strukturieren einer Gesellschaft essentiell sind. Ich bin daher sehr gespannt in wie weit sich meine Meinung diesbezüglich nach der Recherche für meine Arbeit ändern könnte. Anschließend beschreibt die Arbeit das Projekt selbst und seine Rahmenbedingungen, aber einen Blick auf zukünftige Szenarien. 

Kommunikationsgrad
Der Autor verwendet eine verständliche aber auch wissenschaftliche Sprache, durch die es ihm gelingt inhaltlich ein sehr komplexes Thema zu erklären. Es kann durchaus angenommen werden, dass Personen die die Arbeit lesen, ebenfalls für das Thema sensibilisiert werden, auch ohne etwaige Vorkenntnisse. 

Umfang der Arbeit
Die Arbeit umfasst 202 Seiten, wobei ca 1/4 der Arbeit aus Fotografien besteht. Durch die sehr detaillierte inhaltliche Auseinandersetzung, sehe ich einen gerechtfertigten Aufwand im Sinne einer Masterarbeit 

Orthographie sowie Sorgfalt und Genauigkeit
Aus gestalterischer Sicht konnte ich keine Mängel feststellen, da es sich um eine leichte Abweichung unseres Studiengangs handelt. Dementsprechend kann ich die Sorgfalt der Methode nicht beurteilen.

Literatur
Bis auf einige Ausnahmen, die jedoch bei so einem historischen Thema unabdinglich sind, verwendet der Autor sehr aktuelle Quellen. Die Zitierregeln wurden eingehalten, als auch das Literaturverzeichnis alphabetisch geordnet. Ich habe außerdem einige Quellen geprüft und sehe hier soweit keine Mängeln in der Nachvollziehbarkeit.

Quelle
Jáchym Bondy: Grenzen – Trennung und Zusammenleben in Nikosia, Zypern. Technischen Universität Wien, Wien 2022. 

Kritische Bewertung zweier Masterarbeiten

Erläuterung zur Abgabe

Wer sinnerfassend lesen kann, ist klar im Vorteil – so heißt es im zynischen Spaß. Mir erging es im Falle dieser Aufgabe nicht ganz so; jedenfalls nicht, was das Lesen der Aufgabenstellung betrifft. Aus diesem Grund analysierte ich zwei Masterarbeiten anstelle von einer. Tatsächlich haben sich im Vergleich aber spannende Aspekte herauskristallisiert, weshalb ich beide Analysen präsentieren möchte. 

In meiner eigenen Masterarbeit möchte ich die Methoden der Konkrete Poesie in der typografischen Arbeit behandeln und selbst ausprobieren. In der Konkreten Poesie verlässt das Wort den poetischen Vers und wird zur visuellen Konstellation. Diese Handhabung von Inhalt und Schrift begann bereits bei den Futuristen und setzte sich in der Konkreten Poesie vor allem ab den 1950er-Jahren fort. Gerade in der zuletzt genannten Zeit wurde der Ansatz des Konkreten auch häufig für die Werbetypografie verwendet. In meiner Recherche nach Literatur zum Thema kam mir eine Masterarbeit am Institut für Germanistik an der Karl-Franzens-Universität Graz unter: „Leerstellen und Konkrete Poesie. Eine Analyse der Verwendungs- und Wirkfaktoren von Zwischenräumen im poetischen Werk von Franz Mon“, verfasst von Karin Bachmayer. Dass die Konkrete Poesie sowohl Gegenstand der visuellen Gestaltung als auch ein Forschungsthema der Literaturwissenschaft ist, liegt in der Natur ihrer Form. Als Texterin und Grafikdesignerin ist es genau diese Schnittstelle zwischen Inhalt und Form, die für mich so spannend ist. Aus diesem Grund wählte ich die Masterarbeit von Karin Bachmayer als (ersten) Gegenstand der Bewertung einer wissenschaftlichen Arbeit. 

Da diese Masterarbeit aber nicht aus meinem Fachbereich stammte, sich aber thematisch für mein Thema eignete, wollte ich noch eine zweite Masterarbeit aus dem Bereich des Communication Designs analysieren. Diese zweite Arbeit mit dem Titel „The Spoken Word in Typography“ von Ondrej Jelinek beschäftigt sich inhaltlich mit einem ähnlichen Thema wie die erste Arbeit, jedoch unterscheidet sie sich aufgrund des Fachbereichs hinsichtlich einiger Aspekte doch sehr. 

Ich möchte die nachfolgende Präsentation mit der Analyse der Arbeit aus meinem eigenen Fachbereich beginnen und hänge die Analyse der zweiten Arbeit aus dem Bereich Germanistik an. 

Masterarbeit aus dem Fachbereich Communication Design

Diese Masterarbeit von Ondrej Jelinek beschäftigt sich mit den gestalterischen Möglichkeiten, nonverbale Aspekte gesprochener Sprache in geschriebener bzw. gedruckter Form darzustellen. Zunächst behandelt die Arbeit semiotische und linguistische Theorien zur Verbindung von gesprochener und geschriebener Sprache. Daraufhin werden Beispiele aus der Konkreten Poesie bzw. aus Wort-Klang-Kompositionen analysiert. Anhand unterschiedlicher typografischer Werkzeuge wird im praktischen Teil der Arbeit erforscht, wie nun nonverbale Aspekte grafisch dargestellt werden können. Das Ziel der Arbeit ist, das gesammelte theoretische Wissen praktisch anzuwenden und durch die vorliegenden Experimente einen Nährboden für weitere Diskussion zu bieten.

Titel: The Spoken Word in Typography

Autor: Ondrej Jelinek

Universität: University of Applied Science and Arts Northwestern Switzerland

Fachbereich: Master of Arts in Visual Communication and Iconic Research

Publikationsjahr: 2013

Gestaltungshöhe

Die Gestaltungshöhe dieser Arbeit ist – meiner Meinung nach – als relativ hoch einzuschätzen. Dies ist der Fall, da der Verfasser es schafft, Typografie und Layout einer wissenschaftlichen Arbeit entsprechend in Einklang zu bringen. Die Gestaltung ist sehr klar und strukturiert, nimmt sich aber zurück. Dies vermittelt Ruhe und gibt dem textlichen Inhalt genügend Bühne. Die Wahl des Verfassers fiel auf Blocksatz mit eingerückten Absätzen. Für Titel und Navigation (Kolumnentitel, Inhaltsverzeichnis) wurde eine moderne Grotesk verwendet, für den Fließtext eine Serifenschrift. Die Schriftwahl zeugt vom Wissen des Verfassers, welche Schrift sich für lange Body Copies eignet und inwiefern trotzdem ein gewisser visuell auffallender Stil erreicht werden kann.

Innovationsgrad

Die Typografie setzt sich in der Regel mit dem geschriebenen Wort und seiner Anordnung auf einer Fläche auseinander. Diese Arbeit geht auf die Darstellung des gesprochenen Wortes ein, was vor allem in Grundlagenwerken der Typografie selten bis niemals Beachtung findet (Ich selbst kenne kein solches Werk.) Anhand von experimenteller Arbeit möchte der Verfasser versuchen, die nonverbalen Aspekte des gesprochene Wortes grafisch darzustellen. Es gibt Literatur im Bereich der experimentellen/expressiven Typografie bzw. Artikel über Typografie, die nach Willberg und Forssmann als „inszenierend“ klassifiziert werden kann, die auf Darstellung der Augenblicklichkeit gesprochener Sprache eingehen. Jedoch konnte innerhalb der Recherche keine Masterarbeit ausfindig gemacht werden, die sich anhand von Experimenten diesem Thema so eingehend widmet.

Selbstständigkeit

Der Verfasser setzt sich im ersten Teil der Arbeit mit den theoretischen Grundlagen auseinander und lässt diesen anhand praktischer Experimente Taten folgen. Diese praktische Arbeit erfolgt reflektiert und dokumentiert. Durch die Abbildung des Rechercheprozesses sowie die Entwicklung seiner Ergebnisse zeigt der Verfasser, dass er selbstständig an seinen Experimenten gearbeitet hat. Zudem schreibt er immer wieder, was und inwiefern sein Interesse für die Fragestellung der Arbeit geweckt wurde, womit er seine Eigeninitiative zu verdeutlichen versucht. Somit ist davon auszugehen, dass der Verfasser selbstständig gearbeitet hat. Inwiefern die betreuende Person Hilfestellungen gegeben hat, ist nicht beurteilbar.  


Gliederung und Struktur

Die Arbeit ist logisch aufgebaut bzw. gegliedert, folgt jedoch keiner Nummerierung. Die Kapitel tragen lediglich Titel, das Inhaltsverzeichnis führt diese Titel an und die Seite, auf der sie beginnen (siehe Abb. 1). Auf die Einleitung folgen einige Kapitel zur Theorie, deren Inhalte im praktischen Teil eine Verbindung erfahren. Da sich der Verfasser mit der Darstellung des gesprochenen Wortes auseinandersetzt, findet er unterschiedliche wissenschaftliche Bereiche, sich dem Thema zu nähern: Sprachwissenschaft, Kommunikationswissenschaft und typografische Theorien. 

Abb. 1 // Inhaltsverzeichnis ohne Nummerierung

Anhand der theoretischen Grundlagen erarbeitet der Verfasser konkrete Fragen, die er innerhalb des Kapitel „The Design Process“ beantworten möchte: What can be transmitted to the reader within the letterform? It is possible to visually represent the sound image of a word and thus narrow down its possible explanations? Where is the boundary between phonetic and visual? Can a form be articulated? Etc. Der Designprozess gliedert sich eigentlich in weitere Unterkapitel, die sich den unterschiedlichen Aspekten im Design widmen („Coding“, „Composition“, „Expression“). Diese werden jedoch im Inhaltsverzeichnis nicht angeführt, was für Leser:innen irreführend ist. Die (Nicht-)Strukturierung bzw. Nicht-Nummerierung der Arbeit mag gestalterisch ansprechend sein, ist aber für Lesende unpraktisch und unübersichtlich. 

Auf die Darstellung des Designprozess folgt die Zusammenfassung. In dieser fasst der Verfasser zusammen, welche theoretischen Ergebnisse seine Recherche erzielt hat. Seinen eigenen Designprozess nennt er „a journey without a certain ending, aiming to visually capture some of the invisible concepts we know.” und lässt eine Bewertung seiner praktischen Arbeit aus eigener Sicht völlig offen. Auf die Zusammenfassung folgen das Literaturverzeichnis sowie eine sehr umfangreiche Dokumentation des Designprozesses. In der gesamten Prozessdokumentation wird keinerlei Kommentar vorgenommen. Die Dokumentation ist eine reine Aneinanderreihung von titellosen Bildern. Aus meiner Sicht benötigt man nach Lektüre der Arbeit auch keinen Kommentar, jedoch wäre eine Art Navigation innerhalb der Dokumentation doch hilfreich um Querverbindungen zum Kapitel „Designprozess“ herstellen zu können. 

Kommunikationsgrad

Obwohl es sich um eine Arbeit an einer Schweizer Hochschule für Gestaltung handelt, wurde die Arbeit auf Englisch verfasst. Der Verfasser verfügt dennoch über das notwendige sprachliche Niveau, in englischer Sprache eine wissenschaftliche Arbeit zu verfassen und seine Beobachtungen innerhalb des Designprozesses verständlich beschreiben zu können. Der Text liest sich flüssig und logisch, auch wenn manchmal deutlich wird, dass es sich nicht um das Englisch eines Native Speakers handeln kann. Die Formulierungen sind jedoch – wie es das Englische vorsieht – kurz und aussagekräftig gehalten. Der Verfasser beherrscht es, mit wenigen Worten viel zu sagen und distanziert sich vom häufigen Gebrauch des „I“ oder „my“. Vielmehr wird oft das Passiv verwendet, was der wissenschaftlichen Tonalität gerecht wird. Lediglich die klare Kommunikation des inhaltlichen Aufbaus (siehe Gliederung) lässt zu wünschen übrig. 

Umfang der Arbeit

Die Arbeit umfasst insgesamt 230 Seiten, wobei 88 Seiten die eigentliche Arbeit darstellen und der Rest die Prozessdokumentation. 54 Seiten sind der Theorie gewidmet, 18 Seiten beschreiben den Designprozess selbst. Obwohl sich das Kapitel des Designprozesses eher kurz hält (ist er doch so maßgeblich für diese Arbeit), zeigt die Dokumentation des Prozesses, dass eingehende Recherche und Experimentieren vonstatten gegangen war. Damit ist der Umfang der Arbeit für den Abschluss eines Masterstudiums sicherlich in Ordnung. 

Orthografie sowie Sorgfalt und Genauigkeit

Orthografisch konnten keine Mängel festgestellt werden. Theorie und auch praktisches Experiment zeigen Sorgfalt in der Erarbeitung. Was nochmals festzuhalten gilt, ist die Prägnanz, mit der Gedanken wiedergegeben werden. Dies ist gerade im Vergleich zu einer auf Deutsch verfassten Arbeit sehr auffallend. Es bedurfte hier nicht vieler Worte, um doch viel Inhalt wiederzugeben. 

Literatur 

Die verwendete Literatur ist eine Mischung aus gedruckten Werken und Weblinks, wobei im Vergleich zu anderen aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten wenige Quellen aus dem Internet verwendet wurden (23 Printmedien versus 5 Webquellen). Die Bibliografie umfasst ältere Werke (vor 2006) sowie neuere Werke (nach 2006). Hinsichtlich der Tatsache, dass die Arbeit 2013 publiziert wurde, ist es jedoch auffallend, dass kein Werk in den letzten drei Jahren vor Publikation der Arbeit erschienen ist. Zwei Jahre stammen aus 2010 bzw. 2009, alle anderen sind älter. 

Die Zitationsweise, mit der der Verfasser arbeitete, beinhaltet keine Fuß-, sondern Endnoten: Zitate wurden mit Nummern versehen, die in einem Register von „Endnotes“ gelistet wurden. Dort findet man die Quelle, aus der das Zitat stammt. In einem separaten Literaturverzeichnis, das in „Bibliography“ und „Internet Sources“ gegliedert ist, findet sich die alphabetische Liste der Quellen. Bei den Endnoten sowie dem Literaturverzeichnis wurde sorgfältig gearbeitet.


Masterarbeit aus dem Fachbereich Germanistik

In ihrer Arbeit behandelt Karin Bachmayer die Leerstelle als gestalterisches Mittel in literarischen bzw. poetischen Texten. Das Augenmerk der Analyse liegt im Weiteren auf den Texten von Franz Mon. Bachmayer stuft die Leerstelle als Teil der Konkreten Poesie ein. Durch Betrachtung und Vergleich erläutert sie zunächst den Begriff der Leerstelle und leitet auf die Konkrete Poesie über. Sie stellt sich die Frage, welche Rolle das Wort und die Fläche auf der semantischen Ebene von Texten bzw. in der Konkreten Poesie spielt. Bachmayer möchte mit ihrer Arbeit darlegen, wie die Verbindung von Wort und Fläche auf Leser:innen wirken kann und soll. Sie betrachtet diese Verbindung zunächst im Allgemeinen und dann im Konkreten anhand der Poesie von Franz Mon. 

Titel: Leerstellen und Konkrete Poesie

Untertitel: Eine Analyse der Verwendungs- und Wirkfaktoren von Zwischenräumen im poetischen Werk von Franz Mon

Autorin: Karin Bachmayer 

Universität: Karl-Franzens-Universität Graz

Fachbereich: Germanistik

Publikationsjahr: 2018

Gestaltungshöhe

Die Arbeit liegt als digitales PDF vor, ist im Bestand der Universitätsbibliothek jedoch auch in gedruckter Version verfügbar. Am Institut für Germanistik gibt es formale Richtlinien, wie eine wissenschaftliche Arbeit zu gestalten ist. Die Arbeit entspricht diesen Richtlinien. Die Masterarbeit von Karin Bachmayer ist gut strukturiert und übersichtlich gestaltet. Die Arbeit wurde mit einer Serifen-Schrift (vermutlich Times New Roman) verfasst, die in unterschiedlichen Schnitten und Größen zur Anwendung kommt. Diese formale Gestaltung dient jedoch lediglich der hierarchischen Strukturierung und Übersichtlichkeit und scheint keine weiteren gestalterischen Ambitionen zu verfolgen. Die einzige Ausnahme hinsichtlich des Schrifteneinsatzes bildet die Seitenzahl, die in Calibri gesetzt ist. Dies hätte – auch innerhalb des vorgegebenen formalen Rahmens – an die ansonsten verwendete Schrift angeglichen werden können, ist vermutlich aus Gründen der Unachtsamkeit aber nicht erfolgt. Grundsätzlich zielt die Arbeit in ihrer Gestaltungshöhe vorrangig auf die klare Präsentation des Inhalts ab. Der Großteil der Arbeit besteht aus einem textlichen Layout. Abbildungen wurden integriert, um Inhalte oder konkrete Beispiele zu veranschaulichen. Dabei erfüllt die gestalterische Anordnung völlig ihren Zweck. Die Gestaltungshöhe bleibt demnach über das gesamte Dokument hinweg auf einem Grundniveau, das den Anforderungen an eine wissenschaftliche Arbeit im Bereich der Literaturwissenschaftlich entspricht und das – aufgrund der vorgegebenen Richtlinien der Universität Graz bzw. des Instituts für Germanistik – wohl nicht hätte überschritten werden können. Zugleich zeigt die Inkonsistenz zwischen Fließtext und Seitenzahl aber, dass die Verfasserin der Gestaltung wohl auch wenig Beachtung geschenkt hat. 

Innovationsgrad

Im Zuge meiner Recherche stieß ich auf einige Aufsätze, die darauf hinweisen, dass die Konkrete Poesie in der Literaturwissenschaft oftmals vernachlässigt wird, da diese ja mehr der typografischen Gestaltung von Worten zuzuordnen sei. Alleine aus diesem Aspekt heraus, kann der Arbeit von Karin Bachmayer ein gewisser Innovationsgrad innerhalb ihres Fachgebietes zugeschrieben werden, da dieses in der Masse an Forschungsarbeit eher marginale Betrachtung erfährt. Dem gegenüber steht das Grafikdesign, das sich in Publikationen immer wieder mit der Konkreten Poesie als prägende Methode für die (Werbe-)Typografie auseinandersetzt. Ende 2021 erschien hier, zum Beispiel, das Buch „worte formen sprache. Über konkrete Poesie, Typografie und die Arbeit von Eugen Gomringer“, herausgegeben von Simon Mager. Karin Bachmayer setzt sich vor allem mit der Wirkung der Leerstelle innerhalb eines Textes auseinander – also einem eigentlich gestalterischen Detail, das jedoch auch inhaltliche Wirkung hat. Im Grafikdesign gibt es seit jeher Beiträge zur Bedeutung des Weißraumes, jedoch konnte ich keine Aufsätze aus der Designforschung finden, die sich konkret mit der Leerstelle als Weißraum innerhalb des Textes auseinandersetzen. Mit ihrer sehr spezifischen Fragestellung widmet sich Karin Bachmayer meiner Meinung nach einem Thema, das sowohl für die Literatur als auch das Grafikdesign von Bedeutung und deshalb durchaus innovativ ist. 

Selbstständigkeit

Die Arbeit gliedert sich in drei größere Themenbereiche: die Leerstelle und ihre Definition, die Leerstelle innerhalb der Konkreten Poesie und die Analyse der Leerstelle in den Texten von Franz Mon. Karin Bachmayer stützt ihre eigene Analyse im dritten Teil zunächst auf die Theorie, die sie in den vorangegangenen zwei Kapiteln darlegt. Unterschiedliche theoretische Grundlagen und Gedanken wurden darin auf eine verständliche Art und Weise zusammengetragen. Zudem erarbeitet sie einen Kriterienkatalog für ihre eigene Analyse. Dieser basiert zwar durchaus auch auf Beobachtungen und Beurteilungen aus anderen Schriften, jedoch schien die konkrete Auswahl der Kriterien und Konzeption des Kataloges selbstständig erfolgt zu sein. Auch die Analyse im dritten Teil der Arbeit erfolgt schlussendlich selbstständig. (Inwiefern die Betreuungsperson in dieser Analyse leitend war, ist aus externer Sicht nicht zu beurteilen). Bachmayer greift immer wieder auf analysierende Gedanken des Dichters selbst zurück, um Rückschlüsse auf konkrete Beispiele ziehen zu können. Auch dies scheint mir aus eigenständiger Recherche heraus passiert zu sein. Die Selbstständigkeit der Arbeit ist aus meiner Sicht also aus hoch einzustufen.

Gliederung und Struktur

Die Gliederung der Arbeit folgt einem logischen und verständlichen Aufbau. Auffällig ist, dass keine Abstracts inkludiert wurden, wobei davon auszugehen ist, dass dies wohl nicht aus Unachtsamkeit geschah, sondern keine formale Anforderung des Instituts für Germanistik war, an dem die Arbeit verfasst wurde. 

Ab der Einleitung werden alle Kapitel mit lateinischen Ziffern nummeriert. Zwei Kapitel widmen sich den theoretischen Grundlagen, ein drittes der Analyse. Das erste der Theorie-Kapitel verfügt über eine weitere hierarchische Ebene (2.1. bis 2.7.), das zweite Theorie-Kapitel sowie das Analyse-Kapitel werden um eine weitere hierarchische Ebene ergänzt (siehe Foto). Nachfolgend soll ein kurzer Überblick über die inhaltlich relevanten Kapitel gegeben werden. 

Kapitel 1 – Einleitung

In der Einleitung legt Karin Bachmayer den Inhalt ihrer Arbeit sowie die Überlegungen zum Aufbau sehr detailliert dar – meiner Meinung nach, fast schon zu detailliert. Grundsätzlich gilt es ja, die Einleitung am Ende des Verfassungsprozess einer wissenschaftlichen Arbeit zu schreiben, da man nur zu diesem Zeitpunkt wirklich weiß, was im Weiteren folgen wird. Das hat Bachmayer definitiv getan, ist dabei aber etwas ausufernd geworden. Zu Beginn wird dargelegt, warum sich die Verfasserin mit Leerstellen befasst, welche Literatur verwendet wird und welches Ziel mit der Arbeit verfolgt wird. In der Folge gibt die Einleitung noch einen ausgedehnten inhaltlichen Überblick über die nachfolgenden Kapitel. Die Einleitung konzentriert sich damit weit mehr auf die inhaltliche Angabe als auf eine Herleitung der Relevanz der Arbeit oder spannende Aspekte/Resultate, die Leser:innen zum Weiterlesen animieren sollen. Diese inhaltliche Ausrichtung der Einleitung kann bewusst entschieden worden oder aus einem Mangel an Reflexion über die Relevanz der Arbeit entstanden sein. 

Kapitel 2 – Leerstellen: Definition und Konkretisierung

In diesem Kapitel wird auf die unterschiedlichen Arten von Leerstellen und die Rolle der Leser:innen in der Rezeption von Leerstellen eingegangen. Dies soll einerseits Lesenden einen Überblick über die Einteilungen geben, im Weiteren aber auch der Verfasserin die Möglichkeit bieten, die analysierten Leerstellen in Kapitel 3 einer Kategorie zuzuordnen.  

Kapitel 3 – Leerstellen und Konkrete Poesie

Dieses Kapitel befasst sich mit der Rolle der Leerstelle in der Konkreten Poesie. Die Verfasserin zeigt auf, wieso Leerstellen ein maßgeblicher Teil der Konkreten Poesie sind und warum Letztere oftmals aufgrund der Leerstelle erst funktioniert. Die Verfasserin geht in der Folge auch auf den Begriff des „Konkreten“ ein. Hierfür zieht sie Definiitonen unterschiedlicher konkreter Lyriker heran. Das Konkrete äußerst sich einerseits im Worte, andererseits in der Fläche, die das Wort umgibt und damit zum essentiellen Teil dieser Poesie wird. Über die Bedeutung der Fläche wird die Verbindung zur Leerstelle im Text hergestellt, deren semantische, syntaktische und materielle Wichtigkeit damit untermauert wird. Die bis dato erschlossene Theorie wird am Ende dieses Kapitel dazu verwendet, einen Kriterienkatalog für die weitere Analyse zu erstellen. 

Kapitel 4 – Leerstellen in poetischen Texten von Franz Mon

Karin Bachmayer analysiert die Bedeutung und Wirkung von Leerstellen anhand von sechs Poesie-Beispielen von Franz Mon. Sie erarbeitet hier einen zentralen Aspekt von Mons Texten: die grafische Darstellung. Die Anordnung des Textes, also seine Typografie, hat für die Verfasserin maßgeblichen Einfluss darauf, inwiefern die Leerstellen in den Texten nach Bedeutung und Wirkung den Kategorien zugeordnet werden können. 

Kapitel 5 – Zusammenfassung

In ihrer Zusammenfassung führt die Verfasserin aus, was das Ziel der Arbeit war, inwiefern sie dieses Ziel erreichen konnte und wo Probleme bei der aussagekräftigen Interpretation der Analyseergebnisse auftraten. Sie betont nochmals die Rolle der Leser:innen im Schaffen von Bedeutung und Wirkung von Leerstellen, bleibt den Lesenden jedoch einen Ausblick hinsichtlich weiterer Forschungsmöglichkeiten schuldig.

Kommunikationsgrad

Die Verfasserin beherrscht das literarische Jargon und die wissenschaftliche Tonalität, sodass die die Sprache ihrer Arbeit absolut angemessen ist. Ihr Formulierungen sind schlüssig – weder zu prägnant, noch zu verschachtelt. Obwohl die Erläuterungen teilweise kurzweiliger sein könnten, erschließt sich den Leser:innen stets, wovon die Rede ist. Inhaltliche Wiederholungen gibt es kaum. Die Verfasserin stellt zudem Bezüge zwischen den Kapiteln her, verweist auf bereits Erwähntes, was zu einem guten Verständnis ihrer Vorgehensweise führt.

Umfang der Arbeit

Die Arbeit umfasst insgesamt 94 Seiten. Sie enthält 44 Seiten Theorie sowie einen Analyse-Teil zu 31 Seiten. Die Analyse umfasst sechs unterschiedliche Werke, denen sich die Verfasserin eingehend widmet. Dadurch schafft sie eine gute Balance zwischen theoretischen Grundlagen und Überlegungen (Erstellung des Kriterienkatalogs) und ihrer praktischen Arbeit.

Orthografie sowie Sorgfalt und Genauigkeit

In der Lektüre der Arbeit ließen sich keine orthografischen Fehler feststellen. Auch das Literaturverzeichnis in seiner Gesamtheit sowie die einzelnen Zitationen bzw. Fußnoten am unteren Seitenrand scheinen sehr akkurat und sorgfältig erstellt worden zu sein. Hinsichtlich der Sorgfalt soll hier nochmals kurz auf die Gestaltung eingegangen werden: Es wurde bereits erwähnt, dass für den gesamten Inhalt eine Schrift verwendet wurde, die lediglich bei den Seitenzahlen nicht zum Einsatz kam. Da anzunehmen ist, dass dies keine gestalterische Entscheidung war, ist diese Inkonsistenz im Erscheinungsbild wohl auf eine Ungenauigkeit in der Schriftwahl zurückzuführen. Im Gesamten ist anzumerken, dass die Verfasserin inhaltlich und strukturell sehr sorgfältig gearbeitet hat, der Gestaltung über die formalen Anforderungen hinaus aber keine Bedeutung beimaß.

Literatur

Die Verfasserin verwendete unterschiedliche Primärliteratur für ihre Analyse. Die verwendete Sekundärliteratur setzt sich aus einer ausgewogenen Mischung aus Druckwerken und Online-Ressourcen zusammen. Auffallend ist die Verwendung vieler älterer Werke. Nur drei Werke stammen aus den letzten fünf Jahren vor der Publikation der Arbeit 2018. Viele Werke stammen aus den 1960er- und 1970er-Jahren, teilweise aus den 1990er-Jahren. Dies ist womöglich darauf zurückzuführen, dass die Konkrete Poesie von 1950 bis 1970 ihre Hochphase erlebte und vor allem in dieser Zeit auch Beachtung genoss. Am Anfang dieser Analyse wurde bereits angemerkt, dass die Erforschung der Konkreten Poesie innerhalb der Literaturwissenschaft eher eine Randerscheinung darstellt. Aus diesem Grund kann auch ein Mangel an fundierter zugänglicher Literatur entstanden sein.

Die Darstellung des Gesehenen: Formen der Dokumentarfotografie und warum diese auch heute noch wichtig sind

Ein Bild sagt ja bekanntlich mehr als 1000 Worte. Die Frage stellt sich dabei: welche Worte? Bilder erzählen Geschichten und die Fotografie ist als wichtige Disziplin des Kommunikationsdesign, ein Tool das sehr viele Vorteile einer visuellen Darstellungsform mit sich bringt. Besonders ähnlich sind die Genre der Straßen- und Dokumentarfotografie sowie die sozialdokumentarische Fotografie. Der folgende Beitrag soll kurz die wesentlichen Unterschiede zusammenfassen.

Dokumentarfotografie

Die Dokumentarfotografie ist ein Fotostil, der Menschen, Orte, Objekte und Ereignisse direkt und genau abbildet und häufig in Reportagen verwendet wird. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war die Dokumentarfotografie ein wichtiges Mittel, um Zeugnis vom Weltgeschehen abzulegen. Der Begriff “Dokument”, der auf die Fotografie angewandt wird, ist älter als der Modus oder das Genre selbst. Fotografien, die sonst unbekannte, versteckte, verbotene oder schwer zugängliche Orte oder Umstände genau beschreiben sollten, gehen auf die frühesten Daguerreotypie- und Kalotypie-“Untersuchungen” der Ruinen des Nahen Ostens, Ägyptens und der amerikanischen Wildnis zurück. Jahrhunderts reiste beispielsweise der Archäologe John Beasly Greene in den frühen 1850er Jahren nach Nubien, um die wichtigsten Ruinen der Region zu fotografieren.

Sozialdokumentarische Fotografie

Die soziale Dokumentarfotografie oder besorgte Fotografie widmet sich hingegen häufig “sozialen Gruppen” mit sozioökonomischen und kulturellen Gemeinsamkeiten und zeigt Lebens- oder Arbeitsbedingungen, die als beschämend, diskriminierend, ungerecht oder schädlich empfunden werden. Beispiele hierfür sind Kinderarbeit, Kindesvernachlässigung, Obdachlosigkeit, Armut in bestimmten Gesellschaftsschichten, verarmte Kinder und ältere Menschen sowie gefährliche Arbeitsbedingungen. Das Ziel ist es Ereignisse festzuhalten. Die Bilder dieser Fotografen können Menschen und Gegenstände einfangen, die an oder von öffentlichen Orten aus sichtbar sind. Die Armen, die sozial Ausgestoßenen oder die unteren Klassen werden in mitfühlender Beobachtung dargestellt. Die dokumentarische Kraft der Bilder wird außerdem stets mit dem Wunsch nach politischem und sozialem Wandel verbunden.

Die Straßenfotografie

Die Straßenfotografie ist ein Genre der Fotografie, die zu künstlerischen Zwecken durchgeführt wird und unvermittelte Zufallsbegegnungen und Zufallsereignisse an öffentlichen Orten zeigt. Für die Straßenfotografie ist es nicht erforderlich, dass eine Straße oder sogar die städtische Umgebung vorhanden ist. Obwohl Menschen in der Regel direkt zu sehen sind, kann die Straßenfotografie auch ohne Menschen auskommen und ein Objekt oder eine Umgebung abbilden, in der das Bild einen eindeutig menschlichen Charakter als Faksimile oder in ästhetischer Form zeigt. Die Straßenfotografie kann sich auf Menschen und ihr Verhalten in der Öffentlichkeit konzentrieren und so auch die Geschichte der Menschen aufzeichnen. Lisette Models Nahaufnahmen von Menschen auf den Straßen von Paris, New York und der Côte d’Azur wurden oft ohne das Wissen oder die Erlaubnis der Porträtierten aufgenommen. Ab 1949 begann Robert Frank, Bilder zu machen, die seine Suche nach künstlerischer Freiheit widerspiegeln, und schuf Geschichten, die das Ausdruckspotenzial des Mediums komplett veränderten.

Mit dem Aufkommen digitaler Medien hat sich zwar die Nachfrage dieser Fotografien deutlich verändert, jedoch hat sich inzwischen in Kunstgalerien und Museen ein neues Publikum gefunden. Storytelling ist dabei ein wichtiger Bestandteil zur Entwicklung starker Bildkonzepte und schafft es in Kombination mit Grafik und Text, das Dargestellte zu bekräftigen. Es kann durchaus behauptet werden, dass es sich bei diesen Formen der Fotografie, um die älteste Form des Storytellings handelt.

Zeit für eine Zusammenfassung

Dieser Blogeintrag hätte noch den zweiten Versuch der analogen Doppelbelichtung thematisieren sollen. Doch aufgrund der verzögerten Lieferung der Abzüge ist dies leider nicht möglich, da es jetzt am Ende des Semesters Zeit ist, die Experimente zusammenzufassen und das Resultat zu bewerten. 

Die letzten Wochen waren geprägt mit der Durchführung der Experimente. Ich widmete mich der Doppelbelichtung – digital als auch analog und erarbeitete weitere Schritte im Bildbearbeitunsgprozess. Die digitale Doppelbelichtung mit der Systemkamera zu Beginn war sehr erfolgreich und recht einfach umzusetzen. Da ich mich schon länger mit der digitalen Fotografie beschäftige, konnte ich die Schritte ohne Probleme durchführen. Der Vorteil der digitalen Doppelbelichtung war das sofortige Ergebnis. Innerhalb ein paar Sekunden konnte ich in der Kamera das Resultat anschauen und bewerten. Das Aufeinanderlegen der zwei Fotos erledigte bereits meine Kamera. Im zweiten Experiment befasste ich mich mit der analogen Doppelbelichtung, was zu einem unerwarteten Ergebnis führte. Nur ein paar Fotos wurden entwickelt und konnten begutachtet werden. Interessant war hier, dass zwei Fotos sich gegenseitig ergänzen konnten und sozusagen ein analogen Puzzle enstand. Im dritten Experiment erstellte ich Doppelbelichtungen mit der Sofortbildkamera. Auch hier war es vorteilhaft, das Ergebnis nach ein paar Minuten in den Händen halten zu können. Im letzten Experiment nahm ich die wenigen Abzüge des zweiten Experiments als Grundlage für eine digitale Weiterbearbeitung. Ich stellte fest, dass noch andere Fotos auf den Filmstreifen zu sehen waren und diese nicht im Labor vergrößert wurden. Also zweckentfremdete ich den Video Kopierer und steckte die Negative hinein, um sie dann mit der Systemkamera abzufotografieren. Das ist mir sehr gut gelungen und ich konnte anschließend verschiedene Farbeinstellungen in Photoshop vornehmen. Dazu zählte das Erstellen der animierten gifs, um die Farbunterschiede deutlich zu machen. 

Allgemein war für mich die Schnittstelle zwischen analog und digital sehr interessant. Auch wenn ich zuvor analog gearbeitet habe, kam ich irgendwann an einen Zeitpunkt, an dem ich meine Abzüge digitalisieren musste. Für die Aufbereitung der Blogposts führte kein Weg daran vorbei. Dieser Schritt in die digitale Welt eröffnet unendlich viele Möglichkeiten. 

In den verschiedenen Experimenten stand jeweils die Technik und die Durchführung im Vordergrund. In Zukunft möchte ich mich noch mehr mit dem Inhalt der Fotos beschäftigen – also was auf den Bildern zu sehen ist. Bei den Polaroids (und eigentlich auch auf den neuen analogen Abzügen, die bis heute noch nicht entwickelt wurden) habe ich es schon versucht, den Inhalt bewusst zu wählen. Das Prinzip der übereinander liegenden Ebenen (der zwei Fotos) und dem Gegensatz von analog und digital kann ich inhaltlich aufgreifen. Beispielsweise dienen Gegensatzpaare wie Natur und Stadt oder Farb- und Formunterschiede eine Menge an Möglichkeiten, die ich fotografisch festhalten kann. Somit ergänzen sich die visuelle Ebene und die methodische Durchführung. 

Für das weitere Vorgehen werde ich mich noch mehr mit dem Inhalt auseinandersetzen. Dazu zählt die Recherche nach bekannten Fotograf*innen und Kunstschaffende, die ähnliche Arbeiten erstellen. Ich denke, dass ich mich davon inspirieren und leiten lassen kann, um mein Themengebiet zu erweitern und einen Fokus für das kommende Semester zu setzen. 

Type Specimen #2

Erste Seiten des Type Specimen Books von The Minimalist

Um diese Lehrveranstaltung für dieses Semester abzuschließen, möchte ich in diesem letzten Blogbeitrag die ersten Seiten meines Type Specimen Books präsentieren. Die Analyse anderer Specimen Books, die ich zum Inhalt des letzten Beitrages gemacht habe, diente nun als Grundlage für diese ersten Layouts: eine kurze Beschreibung der Schrift, eine Übersicht über alle in der Schrift vorhandenen Zeichen sowie Beispieltexte in unterschiedlichen Größen. Des Weiteren sollen anhand typografisch sehr unterschiedlich gestalteter Seiten die Möglichkeiten der Schrift gezeigt werden. Jedes Layout soll dabei trotzdem den Charakter der Schrift optimal in Szene setzen. Die Essenz der Schrift The Minimalist ist die Reduktion auf das Wesentliche: die simple Linie. Nahezu kein Kontrast in der Strichstärke und Formen, die aus der Symbiose von Kreis und Geraden entstehen zeichnen die Schrift aus. Die Schrift umfasst einen Schriftschnitt (Regular), der als Display Font Verwendung finden soll. Als solche vermittelt sie dem Layout einen minimalistischen Stil, sanft und luftig. Opulenz hat keinen Platz und soll es auch nicht haben. The Minimalist schafft Bühne für das Wort.

Gendered experiments: my conclusion to designing gender-neutral

NOTE: In order to make communication easier, in this blog post I will refer to stereotypically perceived male design attributes of the components of a corporate identity (image, logo, graphics, logo and colours) as “male” and typically female assigned as “female”. As this bases on stereotypes it in no way suggests that this is always the case and that design attributes can be categorised in such a way. Society nowadays is so diverse and ultimately the division into male and female is not possible. However as it was my aim to find these “grey areas” between stereotypically male and female design to be able to pinpoint where gender-neutral design starts, I will use these stereotypical assignments I researched in semester 1.

My aim for the semester was to test gendered design and what characteristics make a design more targeted towards a certain gender. I was hoping to see if there is a generalised formula you can utilise if you want to adapt branding/ design to be considered gender-neutral. I wanted to keep a certain aspect to base the design on and decided to keep the imagery static while step by step changing other gendered characteristics like typography, graphics, logo and colours.

After having experimented with different layouts and different industries using gendered characteristics, the outcome can be found in the specific blog posts. Here is the detailed analysis.

Experiments in fashion

MALES. What I already expected before starting to work with designs for fashion imagery was that there would be differences between the different styles and their perceived gender. Street style on the one hand is usually perceived very male, however in the last few years has started to shift to often being unisex. Therefore I wanted to see if this change has impacted the way we design for this style industry. I also wanted to take a closer look at other styles like business which is still very classic and therefore more targeted towards males or “preppy” where the male fashion is often already quite feminised. In general, I was also aware that choosing imagery that only portrayed men, would influence the perceived gender already a lot.

I have to say I was quite surprised by the outcome of the fashion experiments. In the areas, like street style where I expected the transition to be easier, I feel like the step-by-step targeting towards women did not completely work but on the other hand, the imagery related to business was more successful. I do believe the “moods” of the images here had quite a large impact on the design as a whole, so perhaps using imagery with both genders would make this easier. As already stated throughout the different experiments, I felt like the images, typography and colours had the most impact in the end, so I started to focus on those.

FEMALES. Here I also structured the experiments into categories and expected some areas like street style to be easier to make perceived male and high fashion to be the 2nd. Accessories (sunglasses, beauty, scarves) I expected to be the hardest as this is an industry typically targeted towards women.

In general, it was a lot harder to change female designs to male, as expected. From the research in the first semester it was clear that male stereotypes of being perceived less strong aka. female was associated with failure as a man, so this transition not working does not surprise me. In the areas like street style, however I feel like it was easier.

Experiments in other industries

As touched upon before I wanted to analyse if people effect the way we perceive a gender in design. For that I chose the categories product (drinks) and interior design as both are very diverse and rather gender-neutral. Here I could really closely analyse the impact of different components of a corporate identity.

For both product and interior design, I feel like the transition to the opposite gender worked. As assumed before the lack of people and therefore gender-neutrality probably helped with that. Here I think the colours were the biggest impact on the design and usually were, in my opinion, the point of transition. In general, these industries provided a lot of space for interpretation and gave me room to experiment quite a lot.

Conclusion

In general, it can be said that changing the perceived gender is not as easy as it seems to be. A lot of factors also play a role that are not taken into consideration between the components of a corporate identity like the mood of the imagery, the presence of people or the often associated gender with an industry (like cars, sports, beauty, etc.). As assumed, turning male into female designs was much easier due to the societal issues with masculinity vs femininity and the female “disadvantage”. However some industries where a change is on track, like in street style, it is not as big of an obstacle. I do believe however, that I have not as hoped discovered clear “grey areas” which indicate gender-neutrality and can give an indication on how many female vs male characteristics equal gender-neutral design. I believe it has much more to do with a lot of other factors that have be considered individually when wanting to design gender-neutral. Some factors do have a larger impact than others, like colour, image or typography but in the end, unfortunately there is no “one rule fits all” solution to gender-neutrality in design.

Other experiments: product & interior

After experimenting with graphic design in fashion, I wanted to see what kind of differences may occur within other industries. I decided to focus on the industries: product (drinks) and interior design as these are considered quite gender neutral. I wanted to see if giving these gendered characteristics will impact the perceived gender and if changing to the opposite will do the same.

Experiment 1: Product design (male to female)

Experiment 2: Product design (female to male)

Experiment 3: Interior design (male to female)

Experiment 4: Interior design (female to male)

Thoughts

I am quite surprised by the outcome as I believe changing the gendered characteristics actually had an impact on the design. Even in smaller considered changes like typography, you could already see the difference and slight tendencies towards the opposite considered gender. However, between the industries I do not see as much of a difference in the impact which is also surprising. This shows that there may be differences in industries if you compare the outcome of the fashion industry. A deeper analysis however will follow in the conclusion blog post.

First experiments: female fashion

After experimenting on male imagery, I wanted to do the same for females. I categorised into 3: accessories focussed, high fashion and street style. Step by step I changed different components from the corporate design to make it fit more into male stereotypes.

Experiment 1: Accessories

Experiment 2: High fashion

Experiment 3: Street style

Thoughts

For the very stereotypically female images like the accessories industry, it is hard to add male characteristics to change the perceived target group. For other industries like high fashion and street style, altering was easier. Again, the characteristics like colour and typography made the most impact in my opinion and I am quite happy with the results. I would like to analyse next how other characteristics in different more neutral market industries like product design or interior design can affect the design and its perceived gender stereotype.

Eine zweite Position

Nachdem ich im letzten Post den Zauberlehrling des Digitalen bemüht habe – eine Position die mir ehrlicherweise nicht besonders liegt – konnte ich dennoch einigen Ansichten einen gewissen Realitätsbezug nicht verwehren. Umso mehr möchte ich diesmal einen Gegenpart einnehmen, einen künstlerisch-ganzheitlichen Idealisten.

Zu den relevanten Fragen:

3. Wie sollte man den sich verändernden Arbeitsbedingungen in der Lehre begegnen? (technologische Entwicklungen, Trends)

Kritisch. Technologie ist immer nur ein Werkzeug, solange man weiß, was man weshalb erreichen will, ist ein Werkzeug austauschbar und lässt sich gerade in digitalen Zeiten sehr leicht erlernen. Trends haben ein Ablaufdatum und wiederholen sich, Gestaltung kann nur aus der Substanz heraus erfolgen und darf keine Dekoration im technologischen Wandel sein. 

4. Ist eine Spezialisierung oder eher eine Generalisierung der Ausbildung anzustreben? (wenige Bereiche sehr fokussiert und umfassend zu lehren oder viele Bereiche aufzuzeigen ohne zu sehr ins Detail zu gehen)

Die Generalisierung um Gestaltungsfragen ist ein Kernelement, unabhängig vom Anwendungszweck oder der Technologie; Kontrast, Form, Farbe, Komposition und Gewichtung sind universelle Prinzipien, ob für Bildaufbau im Film oder Screendesign. Wichtiges aus einer Masse an Information zu extrahieren, filtern und für Kommunikationsaufgaben aufzubereiten setzt ein breites Spektrum an Wissensgebieten und Interessen voraus.

5. Sind analoge Ansätze heute noch sinnvoller Bestandteil einer Ausbildung?

In der Rückbesinnung an alte, technologisch einfachere oder in den Möglichkeiten limitierenden Technologien liegt ein über der aktuell lieferbaren Softwareversion hinausgehendes, konzeptionell basiertes Verständnis von Gestaltung. Befreit von Trends, kann mit Reduktion auf wenige Mittel das Verständnis um grundlegende Zusammenhänge besser transportiert werden. Schließlich ist der Mensch ein analoges Wesen; dessen Erfahrungswelt sich zwar um Digitales erweitern lässt – tiefgreifende Erkenntnis; ein be-greifen; kann aber im analogen meist viel stärker gefördert werden. So kann beispielsweise in den limitierenden Eigenschaften von analoger Fotografie – eventuell verstärkt durch den gespiegelten Blick einer Mittelformatkamera mit Schwarz-Weiß Film – ein viel stärkeres Verständnis von Bildaufbau erreicht werden.

6. Macht Programmschulung in Zeiten von Youtube Tutorials noch Sinn?

Programmschulung darf als Teil einer zeitgemäßen Ausbildung nicht fehlen, kann aber nur einen untergeordneten, als Basis dienenden Anteil haben, da Programme viel zu schnell überholt sind oder durch andere ersetzt werden. Ambitionierte GestalterInnen werden immer einen Weg finden, die Werkzeuge so zu benutzen, wie es der Gestalterischen Idee und dem Konzept dient. 

7. Sollten möglichst viele Projekte aus der wirtschaftlichen Praxis gemacht werden oder mehr Raum für künstlerisches und intellektuelles Experiment gelassen werden?

Wirtschaftliche Realität soll nicht vollständig außen vor gelassen werden, die persönliche, gestalterisch-konzeptionelle Entwicklung muss jedoch in Projekten herausgearbeitet werden, deren Limits nicht allein durch das möglichst reibungsfreie Durchwinken von Kundengeschmäckern definiert sind. Gestaltung im Sinne einer gesellschaftlichen und sozialen Verantwortung muss das Ergebnis eines persönlichen Entwicklungsprozesses sein, der sich in künstlerischer und intellektueller Hinsicht selbst hinterfragen soll und als Experiment den Raum zum Scheitern geben muss. 

Grundlegend kann gesagt werden, dass eine Ausbildung, die GestalterInnen hervorbringt, welche sich nicht nur in der gegenwärtigen sondern auch in der zukünftigen Arbeitswelt; in Konkurrenz zu künstlicher Intelligenz; behaupten sollen, nur durch einen möglichst breit aufgestellten, kritischen und scharfsinnigen gestalterischenVerstand als oberstes Ziel auszeichnen kann. Im Kern der konzeptionelle Grundgedanke einer Kommunikationsaufgabe; das Herz der Botschaft, welche durch gezielte, bewusst eingesetzte Mittel der visuellen Kommunikation in den idealen Fluss zwischen Sender und Empfänger gebracht wird. Eine starke Grundlagenausbildung kann also nur im Zentrum dieser Ausbildung sein; Gestaltgesetze, Komposition und Wahrnehmung auf der visuellen Ebene, Konzeption und Ideenfindung sowie Informationsaufbereitungen und Kommunikation auf der geistigen Ebene. Die realitätsbezogene Umsetzung muss durch Mittel von Medien und Marketing unterstützt sein, nicht ohne jedoch gerade diese Aspekte kritisch zu hinterfragen. Die Anwendung dieser Prinzipien kann in verfeinerte Abstufung den jeweiligen technologischen Ansprüchen angepasst werden, jedoch darf die Anpassung nicht über die Anforderung gestellt werden. 

First experiments: male fashion

To stay within the topic of fashion branding, I decided to firstly experiment within the fashion graphic design industry. I structured the experiments based on different fashion styles as I think different styles are more likely and some less likely to be considered “more” or “less male/female. Based on “male” considered images, I changed components within typography, logos, graphics and lastly colours to showcase the process of adding more and more stereotypically considered female components of design. Here is the outcome:

Experiment 1: Street style

Experiment 2: Business style

Experiment 3: Preppy style

Thoughts

As I assumed I feel it’s quite hard to make male dominated pictures “more female” only through changing characteristics such as typography and graphics. Even after completely changing colours of the design, I think the designs still are quite male dominated through the imagery. This makes me assume that imagery has a very high impact within gendered design. Colours as well as typography however, also have quite a large impact, whereas graphics and logo have less. As assumed in fashion styles like “preppy” it was easier to regender the design and make it more stereotypically female, whereas street style and business style was harder. The outcome to me actually feels more feminine despite the “male” imagery. I am excited to see if the female imagery shows a similar outcome, as previous research suggested.